Besser leben mit Lungenhochdruck
Oft müde und schlapp, bei körperlichen Aktivitäten schnell außer Puste? Ursache könnte Lungenhochdruck sein. Er muss so bald wie möglich behandelt werden. Die Therapie hat zuletzt große Fortschritte gemacht. Bei Kindern ist Lungenhochdruck zwar selten, aber oft lebensgefährlich.
„Atemberaubend“ – so bezeichnen wir besonders schöne, faszinierende, spannende Erlebnisse. Aber auch der Schreck kann uns den Atem verschlagen, oder wir haben vor lauter Stress keine Zeit zum Luftholen. Im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend können aber auch Krankheiten sein wie zum Beispiel eine fortgeschrittene Herzschwäche oder Lungenhochdruck: Beide verursachen chronischen Luftmangel, die Betroffenen kommen bei Belastungen schnell außer Atem.
Lungenhochdruck ist eine schwere, chronische Erkrankung. Sie zeigt sich durch Symptome, die jeder Mensch ernst nehmen sollte: Typische Anzeichen sind zunehmende Kurzatmigkeit und schnelle Ermüdung. Weil bei Lungenhochdruck allmählich immer weniger Sauerstoff in den Blutkreislauf gelangt, fehlt den Zellen der entscheidende Treibstoff. Die spürbaren Folgen sind Leistungsschwäche und eine geringe körperliche Belastbarkeit. So kommen Betroffene beim Treppensteigen schon nach wenigen Stufen außer Puste. Diese Symptome sind zwar zunächst unspezifisch, das heißt: Dahinter könnten auch andere Erkrankungen stecken – wie etwa eine Herzschwäche oder ein Lungenemphysem. Aber auch diese müssen unbedingt behandelt werden. Wer schnell ins Keuchen gerät, sollte in jedem Fall zum Arzt gehen.
Herzklopfen, Brustschmerzen, schwere Beine
Wird Lungenhochdruck nicht frühzeitig erkannt und behandelt, treten weitere Beschwerden auf wie Herzklopfen, Schwindel, Ohnmachtsanfälle und Brustschmerzen. Betroffene bekommen außerdem schwere, geschwollene Beine. Schließlich verfärben sich Lippen und Finger bläulich, ein Zeichen für akuten Sauerstoffmangel. Viele Menschen suchen erst in diesem Stadium eine Arztpraxis auf.
Mediziner bezeichnen den Lungenhochdruck als pulmonale Hypertonie. Ursache des erhöhten Blutdrucks in der Lunge sind Gefäßschäden im Lungenkreislauf. Dieser „kleine“ Kreislauf beginnt in der rechten Herzkammer: Sie pumpt das sauerstoffarme Blut über die Lungenarterien zur Lunge. Hier verästeln sich die Arterien zu feinsten Kapillaren, diese umschließen die Lungenbläschen. Durch die hauchdünne Hülle der Lungenbläschen gelangt Sauerstoff aus der Atemluft in die Kapillaren. Über die Lungenvenen fließt das nun sauerstoffreiche Blut in die linke Herzkammer. Dort beginnt es seine Reise durch den großen Blutkreislauf.
Wenn die Luft knapp wird
Bei pulmonaler Hypertonie ist der Blutdruck in den Lungenarterien krankhaft erhöht. Normalerweise beträgt der mittlere Blutdruck hier nur 15 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Er ist also relativ niedrig, im großen Körperkreislauf liegt ein mittlerer gesunder Blutdruck bei rund 100 mmHg. Ursache des Lungenhochdrucks ist die erhöhte Ausschüttung von Botenstoffen, die eine Kontraktion der Blutgefäße auslösen: Die Adern ziehen sich stärker zusammen und werden dadurch enger. Damit steigt der Druck in den Lungenarterien. Liegt er auch in Ruhe über 25 mmHg, steht die Diagnose „pulmonale Hypertonie“ fest.
Nicht nur der hohe Druck ist problematisch – durch die verengten Lungenarterien fließt außerdem weniger Blut. Gelangt weniger Blut zur Lunge, wird dort auch weniger Sauerstoff aufgenommen. Damit hapert es bei der Energieversorgung des Körpers: Die Kondition lässt nach, der Mensch fühlt sich schlapp, sein Organismus japst nach Luft.
Gefahr fürs Herz
Lungenhochdruck belastet auch das Herz. Denn die rechte Herzkammer versucht, den erhöhten Widerstand der verengten Gefäße zu überwinden: Sie pumpt stärker, um trotzdem ausreichend Blut zur Lunge zu transportieren. Dadurch steigt allerdings der Druck noch mehr. Auf die Dauer verdickt sich der überforderte Herzmuskel. Damit büßt er jedoch an Elastizität ein, schließlich nimmt seine Pumpkraft ab: Das Herz kann die eigentlich notwendige Blutmenge nicht mehr auswerfen. Es kommt zur Herzschwäche – sie ist eine der schwerwiegenden Folgen des Lungenhochdrucks.
Die genaue Ursache der pulmonalen Hypertonie ist noch unklar. Bekannt sind jedoch einige Risikofaktoren. Lungenhochdruck wird durch bestimmte Vorerkrankungen begünstigt – dazu zählen vor allem Herzprobleme, die die Pumpleistung der linken Herzkammer einschränken, eine Lungenembolie sowie das Lungenleiden COPD. Auch einige rheumatische Erkrankungen wie etwa Sklerodermie und Lupus erythematodes erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Lungenhochdruck entwickelt.
Therapie bei Lungenhochdruck macht Fortschritte
In der Therapie des Lungenhochdrucks gab es in den vergangenen Jahren große Fortschritte. Damit hat sich die Lebenserwartung der Patienten deutlich erhöht. Inzwischen sind mehrere Medikamente für die Behandlung zugelassen, weitere stehen kurz vor der Einführung. Da pulmonale Hypertonie unterschiedliche Ursachen haben kann, muss die Therapie individuell auf den einzelnen Patienten angepasst werden. In jedem Falle sollte zunächst ein spezialisiertes Zentrum aufgesucht werden, das die Behandlung einleitet und im Idealfall auch begleitet. Eine besondere Herausforderung stellt die Behandlung von Kindern mit Lungenhochdruck dar. Erst in jüngster Zeit gibt es hier erfolgreiche Therapiemöglichkeiten. Ihre weitere Erforschung ist dringend nötig, da die Zahl der Kinder mit pulmonaler Hypertonie in den vergangenen Jahren zugenommen hat.
Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 ist für Menschen mit Lungenhochdruck besonders gefährlich. Sie müssen daher äußerste Vorsicht walten lassen und enge Kontakte zu Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben, weitgehend einschränken – zumindest in geschlossenen Räumen. Ist ein Aufenthalt in geschlossenen Räumen unvermeidlich, sollte am besten eine FFP-2-Maske getragen werden. Falls das nicht geht, ist aber auch eine einfache Mund-Nasen-Maske besser als nichts: Neuere Untersuchungen zeigen, dass sie nicht nur anderen Menschen, sondern auch dem Träger selbst einen gewissen Schutz bietet.