Die Welt des Thymians: mehr als nur ein Küchenkraut

Prof. Dietrich Grönemeyer schwört auf die Heilkraft des Thymians.
Foto © Hermes Arzneimittel

Während viele Menschen Thymian als Gewürz zur Abrundung mediterraner Speisen kennen und schätzen, besteht hinsichtlich der Kenntnis seines medizinischen Potenzials oftmals noch Nachholbedarf. Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer will das ändern: Der bekannte Arzt und Wissenschaftler ist bekennender Fan der Pflanzenheilkunde.

Thymian wird bereits seit über 4.000 Jahren als Arzneipflanze eingesetzt. In Form moderner pflanzlicher Arzneimittel wird das vielseitige Kraut dank seiner schleimlösenden und entkrampfenden Wirkung heutzutage vor allem für die Behandlung von Erkältungskrankheiten der Atemwege mit zähflüssigem Schleim und akuter Bronchitis genutzt – zum Beispiel als Hustensaft. Thymian gehört zur Familie der Lippenblütler und ist vor allem im Mittelmeerraum verbreitet. Er wächst als kleiner Halbstrauch mit kleinen, ovalen Blättern. Von Juni bis September zeigen sich kleine Blüten, die in Köpfchen oder ährenförmig angeordnet sind.

Charakteristisch ist der aromatisch-würzige Duft des Thymian-Öls. Für die Herstellung von Arzneimitteln wird vor allem das Kraut des echten Thymians (Thymus vulgaris) und das des spanischen Thymians (Thymus zygis) verwendet.

Arzneipflanze mit langer Geschichte

Thymian wurde bereits von den Sumerern als Heilkraut angebaut. Bei den Ägyptern und Etruskern kam die Pflanze hauptsächlich zum Balsamieren von Verstorbenen zum Einsatz. Ab 400 v. Chr. setzten die Ärzte der griechischen und später der römischen Antike, beispielsweise Hippokrates und Dioskurides, das duftende Gewächs bei Erkrankungen der Atemwege und insbesondere als schleimlösendes Mittel ein.

Im 11. Jahrhundert brachten Mönche die Pflanze über die Alpen und begründeten damit ihre lange Historie als Arznei- und Gewürzpflanze im mitteleuropäischen Raum. Bereits Hildegard von Bingen (1098–1179) beschrieb die positive Wirkung des Thymians auf Lunge und Bronchien. Im 16. Jahrhundert wurde er in eines der ältesten amtlichen Arzneibücher, das Nürnberger Arzneibuch, aufgenommen.

Die Wirkung gilt als belegt

Arzneimittel mit Thymianextrakten können das Abhusten von festsitzendem Schleim fördern und die Selbstreinigung der Bronchien unterstützen. Für die medizinische Wirkung wird dabei vor allem das im Thymiankraut enthaltende ätherische Thymian-Öl verantwortlich gemacht. Es wird beispielsweise durch Reibung der Blattoberfläche freigesetzt und sorgt auch für den charakteristischen Thymian-Duft.

Neben dem schleimlösenden Effekt konnte auch eine entkrampfende Wirkung auf die Bronchien in Studien belegt werden. Wichtig für die Wirksamkeit eines Hustenmittels mit Thymian ist vor allem sein Gehalt an Thymol.

Dietrich Grönemeyer liebt den Thymian

Schon als Kind hat Dietrich Grönemeyer Thymian geliebt und von seiner Mutter bei beginnenden Erkältungen als Tinktur oder als Konzentrat verabreicht bekommen. Als Arzt, dessen Herz sowohl stark für die wissenschaftliche Medizin als auch für Naturheilkunde schlägt, setzte er sich eingehend aus wissenschaftlicher Perspektive mit der Pflanze auseinander – und ist begeistert von ihrem medizinischen Potenzial. „Thymian bzw. die in ihm enthaltenen ätherischen Öle haben eine stark desinfizierende Wirkung und werden in der Medizin als Desinfektionsmittel genutzt“, erklärt Prof. Grönemeyer. „Das in den Blättern enthaltene ätherische Öl wirkt schleimlösend, antibiotisch und bronchienentkrampfend.“

Anerkannte Hauptanwendungsgebiete des Thymians sind Grönemeyer zufolge Symptome der Bronchitis, Schleimhautentzündungen der oberen Atemwege, die unterstützende Behandlung von Keuchhusten sowie die Therapie von Entzündungen der Mundschleimhaut und Mundgeruch. „Die Natur bietet uns hier die Basis für einen leicht verfügbaren, effektiven und gleichzeitig verträglichen Wirkstoff – diesen sollten wir noch viel stärker nutzen, als wir es bislang tun“, meint der Experte. „Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass Atemwegsinfektionen die häufigsten Erkrankungen des Menschen sind, für die nicht selten Antibiotika verschrieben werden. Diese wirken aber häufig nicht, da meist ein viraler Infekt zugrunde liegt, und sie verursachen Nebenwirkungen und leisten der Entwicklung von Resistenzen Vorschub.“ Ein pflanzliches Mittel zur symptomatischen Behandlung von Erkältungskrankheiten sei eine sinnvolle Alternative, so Grönemeyer.