Covid-19: Genesen bedeutet nicht gesund

Wer von einer Covid 19 Infektion genesen ist, ist nicht automatisch gesund

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Wer an Covid-19 erkrankt war und die Infektion mit dem Corona-Virus überstanden hat, gilt offiziell als „genesen“. Doch auch nach dem Abklingen der Krankheit kann die Lungenfunktion beeinträchtigt und die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein.

Bisher haben rund 175.000 Menschen in Deutschland die Coronavirus-Infektion Covid-19 überstanden (Stand Ende Juni 2020). Sie gelten laut Robert Koch-Institut als „genesen“, wenn zwei ganze Tage lang keine Symptome wie Husten oder Fieber mehr auftreten. Außerdem müssen zwei Rachenabstrichtests auf das Virus negativ ausfallen und die ersten Symptome mindestens zwei Wochen zurückliegen. Doch auch wenn sie die Erkrankung nach diesen Kriterien überstanden haben, benötigen viele Menschen eine weitergehende medizinische Versorgung.

„CT-Bilder der Lungen von genesenen Covid-19-Patienten legen nahe, dass viele von ihnen nicht wirklich gesund sind, sondern als Folge der Infektion mehr oder weniger starke Lungenschäden aufweisen“, sagt Professor Dr. Andreas Rembert Koczulla, Chefarzt des Fachbereichs Pneumologie der Schön Klinik Berchtesgadener Land. So sei davon auszugehen, dass auch nach Überwinden der Akutphase der Gasaustausch der Lunge langfristig beeinträchtigt sein kann. Dies könne auch Patienten betreffen, die im Krankenhaus nicht beatmet wurden.

Covid-19 kann die Lunge dauerhaft schädigen

Die Betroffenen benötigen daher auch nach der Akutphase der Erkrankung eine fachkundige Nachsorge und Rehabilitation durch erfahrene Pneumologen (Lungenfachärzte). Das betont die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP). In einer aktuellen Empfehlung zur pneumologischen Rehabilitation bei Covid-19 beschreibt die Fachgesellschaft die gesundheitlichen Folgen der Corona-Infektion und empfiehlt spezielle Behandlungsmaßnahmen.

In der pneumologischen Rehabilitation geht es zunächst darum, in Belastungstests herauszufinden, wie schwer die Lunge geschädigt ist. Je nach Schwere der Covid-19-Erkrankung und gegebenenfalls Dauer der künstlichen Beatmung werden unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. Diese können bei schweren Verläufen eher einer fortgesetzten Akutversorgung ähneln als einer klassischen Rehabilitation.

Intensive Nachsorge ist erforderlich

„Wichtig ist, dass rehabilitationsbedürftige Patienten an eine geeignete, von Pneumologen geleitete Institution überwiesen werden, die den zu lösenden klinischen Fragestellungen gerecht werden kann“, sagt Koczulla. Insgesamt verfüge Deutschland im Bereich der pneumologischen Rehabilitation über etwa 5.000 Plätze in stationären Einrichtungen. „Insbesondere Patienten, die bereits vor der Covid-19-Erkrankung an einer chronischen Lungenerkrankung gelitten haben, werden eine intensivere Nachsorge benötigen, die je nach vorliegendem Schweregrad eine besondere Expertise von der nachsorgenden Klinik erfordert“, betont Professor Dr. Michael Pfeifer, Chefarzt an der Klinik Donaustauf und Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg und Präsident der DGP.

„Noch haben wir Zeit, um uns auf diese neue Herausforderung strukturell vorzubereiten“, sagt Professor Pfeifer. Die Rehabilitation nach Covid-19 wird bei vielen Patienten überwiegend stationär ablaufen – zum einen aufgrund fehlender ambulanter Einrichtungen und zum anderen aufgrund der erforderlichen, permanenten internistisch-pneumologischen Überwachung. Aber selbst die stationäre Rehabilitation gelinge derzeit nur eingeschränkt, so Michael Pfeifer. Es können nur sehr wenige Patienten betreut werden, weil ihre Versorgung viel Pflegepersonal bindet und hohen hygienischen Anforderungen unterliegt. „Um ein qualitativ hochwertiges Therapieangebot sicherzustellen, das durch die Einschränkungen der vergangenen Monate erheblich gefährdet ist, muss dieser höhere Aufwand zwingend in den Pflegesätzen abgebildet werden“, fordert der DGP-Präsident. „Das ist notwendig, um schon jetzt die Weichen für die Nachsorge von Covid-19-Patienten zu stellen.“