Wie glücklich sind Sie?

Glücklich sein ist leichter gesagt als getan

Abb: © Dr. Willmar Schwabe

Wie glücklich sind die Menschen? Das erforscht jährlich der „World Happiness Report“ der Vereinten Nationen (UN). Derzeit leben die glücklichsten Menschen in Finnland, Dänemark und Norwegen.

Für ihre Studie baten die UN-Forscher viele tausend Menschen in 150 Ländern der Erde unter anderem, sich eine Glücksleiter vorzustellen: Die unterste Sprosse ist mit Null markiert, die oberste Sprosse mit der Zahl zehn. Die Frage lautete dann: „Auf welcher Sprosse der Leiter würden Sie persönlich gerade stehen?“

Wer die unterste Sprosse wählt, fühlt sich also gar nicht glücklich. Die Zehn dagegen wäre im wahrsten Sinne des Wortes das höchste der Gefühle.

Arm aber glücklich

Halten auch Sie einmal kurz inne und lesen Sie bitte erst weiter, wenn Sie einen Moment über Ihr Leben nachgedacht und sich für eine Sprosse entschieden haben. Wenn Sie Ihr Leben in diesem Moment auf Stufe sieben sehen, erreicht Ihr Glücksgefühl ungefähr den deutschen Mittelwert. Die Weltbevölkerung ordnet sich im Durchschnitt zwei Stufen tiefer ein. Wir zählen hierzulande also zu den Glücklicheren auf der Erde.

Unser Wohlstand spielt dabei natürlich eine Rolle. Geld allein macht aber nicht glücklich: So verdienen die Menschen in Costa Rica im Schnitt viereinhalbmal weniger Geld als wir – dennoch rangiert das mittelamerikanische Land in der Rangliste der glücklichsten Nationen zwei Plätze vor Deutschland. Aber wenn äußere Umstände unseren Gemütszustand nur teilweise beeinflussen, wo liegt der wahre Schlüssel zum Glück?

Das Schöne im Leben sehen

Sind Sie bereit für ein Experiment, das Sie in wenigen Minuten glücklicher macht? Achtung: Ein paar Minuten Zeit müssen Sie sich nehmen. Sorgen Sie zunächst dafür, dass Sie ungestört sind. Dann stellen Sie sich die Frage: Was ist schön an meinem Leben? Schreiben Sie alle Dinge auf, die Ihnen in den Sinn kommen. Bitte hören Sie nicht auf, bevor Ihnen nichts mehr einfällt. Nächste Stufe: Überlegen Sie zu jedem Umstand, der schön ist in Ihrem Leben: Was genau ist schön daran? Welches Gefühl löst das in Ihnen aus? Versuchen Sie, dem Gefühl nachzuspüren.

Konzentrieren Sie sich dabei, haken Sie keinen Punkt zu rasch ab. Wenn Sie Ihre Liste sorgfältig durchgegangen sind und ein zugehöriges Gefühl in sich erzeugt haben, fragen Sie sich noch einmal: Wo stehe ich jetzt auf meiner Glücksleiter, wie fühle ich mich jetzt? Wenn Sie vorhin auf Sprosse 7 standen und jetzt auf Sprosse 7,5, sollten Sie sich gratulieren! Sie sind in wenigen Minuten sieben Prozent glücklicher geworden.

Je älter, desto glücklicher

Glück ist auch eine Folge von Fragen, die wir uns stellen: Sie sind des Glückes Schmiedehammer. Entweder das Schicksal handelt oder Sie selbst stellen sich eigenverantwortlich Fragen. Das ist eine Leistung des Denkens und der Konzentration. Mit wachsendem Wissen, Erfahrung und Weisheit gelingt diese Leistung immer besser. Bis zu einem Alter von etwa 75 Jahren nimmt die Zahl der Menschen kontinuierlich zu, die sich sehr glücklich fühlen.

Ab 75 nimmt das durchschnittliche Glücksgefühl allerdings wieder ab. Das hat viele Ursachen; in der Tat tragen auch äußere Umstände dazu bei. Dazu gehören chronische Erkrankungen, Verlust von geliebten Menschen sowie die oft eingeschränkten Möglichkeiten, sich weiterhin aktiv zu betätigen. Eine Rolle kann spielen, dass es zunehmend schwerer wird, sich auf die positiven Aspekte des Lebens zu konzentrieren, wenn die geistigen Kräfte nachlassen. Menschen mit ersten mentalen Leistungseinbußen sind häufig depressiv. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, die geistige Fitness aktiv zu erhalten.

Vergesslichkeit macht unglücklich

Der Zusammenhang zwischen nachlassender Gedächtnisleistung und Verhaltensänderungen ist der Wissenschaft seit einigen Jahren bekannt. Manchmal zeigen sich psychische Auffälligkeiten schon Jahre vor einer zunehmenden Vergesslichkeit und sind insofern ein Warnsignal. Lange bevor deutliche Einbußen von Konzentration und Gedächtnis äußerlich bemerkbar werden, verändert sich unser Gehirn. Je größer solche pathologischen Veränderungen sind, desto stärker und häufiger sind auch depressive und ängstliche Störungen.

Die Forschungen der letzten Jahre haben immer wieder bestätigt: Was Herz und Kreislauf stärkt, ist auch gut für unser Denkorgan. Wichtig sind vor allem körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung, Abbau von Übergewicht, gesunde Blutzuckerwerte und normaler Blutdruck. Die Speisen sollten wenig gesättigte Fettsäuren enthalten und viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Olivenöl. Darüber hinaus haben geistig und sozial aktive Menschen ein geringeres Risiko, mental abzubauen.