Weniger Stress im neuen Jahr
Weniger Stress: So lautet der häufigste gute Vorsatz für das neue Jahr. Aber wie gelingt es, im hektischen Alltag auf die Bremse zu treten? Ein Experte gibt Tipps.
Gesünder essen, mehr schlafen, endlich das Rauchen einstellen: Mit diesen oder ähnlich guten Zielen starten viele Menschen in das neue Jahr. An erster Stelle der guten Vorsätze steht aber laut einer Forsa-Studie: weniger Stress. Das ist auch kein Wunder, denn fast neunzig Prozent der Berufstätigen in Deutschland sind von ihrer Arbeit gestresst – so das Ergebnis einer Umfrage der pronova BKK.
Im Büro wartet eine Flut an ungelesenen Mails, zu Hause quillt der Wäschekorb über, der Kühlschrank ist leer und die Kinder sind hungrig, in der Freizeit folgt Termin auf Termin: „Wenn wir uns in einem Stresszustand befinden, schüttet der Körper Adrenalin und Noradrenalin aus“, erklärt Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte der DKV Deutsche Krankenversicherung. „Diese Hormone mobilisieren den Körper, sodass wir in schwierigen Situationen schnell reagieren können.“ Da der Organismus dabei auf seine Energiereserven zurückgreift, benötigt er anschließend eine Phase, in der er sich regenerieren kann. Dann kann Stress sogar gesund sein: Positiver Stress steigert die Leistungsfähigkeit, erhöht die Aufmerksamkeit und wirkt belebend.
Negativer Stress verursacht körperliche Beschwerden
„Allerdings finden Menschen, die ständig ‚unter Strom‘ stehen, nicht mehr in den natürlichen Rhythmus aus Anspannung und Entspannung zurück“, weiß Dr. Wolfgang Reuter. Wenn sich die vorübergehende Belastung in einen Dauerzustand verwandelt, kann der Körper die Hormone nicht mehr ausreichend abbauen und gerät aus dem Gleichgewicht.
„Dieser negative Stress kann zu Kopf- oder Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Abgeschlagenheit, innerer Unruhe, Gereiztheit, Schlafstörungen oder depressiven Verstimmungen führen.“ Das ist übrigens keine Frage des Alters: Auch Kinder und Jugendliche können bereits unter andauerndem Stress und den typischen körperlichen Symptomen leiden.
Weniger Stress, mehr Lebensfreude
Egal wie alt: Bei Alarmsignalen wie Schlafstörungen ist es Zeit zu handeln. Die gute Nachricht ist, dass den Umgang mit Stress jeder lernen kann. Der erste Schritt: Stress als natürliche Reaktion des Körpers akzeptieren. „Dann können wir die Energie, die er freisetzt, in vielen Situationen sogar positiv nutzen“, ist Reuter überzeugt. Wichtig ist nur der darauffolgende Ausgleich. „Um die Anspannung in stressigen Zeiten abzubauen, gibt es für jeden Menschen individuell passende Methoden“, weiß der Experte.
Sport steht dabei an erster Stelle. Denn die körperliche Aktivität hilft, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ob Yoga, Walking, Wandern, Rad fahren oder Mannschaftssport wie Fußball oder Hockey ist den persönlichen Vorlieben überlassen. Aber auch Meditation oder bewährte Entspannungstechniken wie autogenes Training können helfen, bewusst abzuschalten und weniger Stress zu empfinden. Manch einer entspannt auch beim Stricken oder Malen. „Wer sich regelmäßig Zeit für sich selbst nimmt, hat schon viel getan, um Stress abzubauen“, so Dr. Reuter. „Das können zum Beispiel zwei Abende in der Woche sein oder ein Tag am Wochenende. In der Zeit am besten auch das Smartphone weglegen.“
„Digital Detox“ bedeutet auch weniger Stress
Die ständige Erreichbarkeit und die Präsenz in den sozialen Medien empfinden viele Menschen als Stress: Die Timeline will gelesen, Nachrichten beantwortet und Bilder gepostet werden. Also zur Entspannung am besten immer mal wieder das Handy weglegen oder abschalten. Vielleicht sogar jeden Abend um 20 Uhr. Oder mal ein ganzes Wochenende lang. „Digital Detox“ heißt dieser Trend zur Entschleunigung, der Stressgeplagten helfen kann, wieder zur Ruhe zu kommen.
Zu einem guten Zeitmanagement gehört auch, regelmäßig die To-Do-Liste und alltägliche Erledigungen kritisch zu durchleuchten: Was kann wegfallen? Welche Dinge können einfacher organisiert werden? Und im Fall der sozialen Medien: Welcher Account ist verzichtbar? Auch ein selbstbewusstes „Nein“ kann sehr befreiend sein, wenn sich die Aufgaben auf dem Schreibtisch türmen. „Damit die guten Vorsätze nicht schnell wieder vergessen sind, ist es besonders wichtig, seine Verhaltensmuster langfristig zu ändern und seine Gewohnheiten zu überdenken“, resümiert der Gesundheitsexperte.