Immer mehr Kinder erkranken an Typ-1-Diabetes

Forscher arbeiten an Impfung gegen Typ-1-Diabetes

Foto: © Helmholtz Zentrum München

Die Zahl der Patienten mit Typ-1-Diabetes steigt dramatisch. Viele Menschen wissen jedoch wenig über die Erkrankung, sie wird deshalb oft erst spät erkannt. Die Kampagne „A World Without 1“ will das ändern.

Mit der Kampagne „A World Without 1“ („Eine Welt ohne 1“) wollen engagierte Wissenschaftler nicht nur über den Typ-1-Diabetes aufklären. Sie wollen außerdem bei Kindern ein hohes Risiko für Typ-1-Diabetes frühzeitig erkennen. Ein Gentest bereits bei Neugeborenen macht das möglich: Ein Blutstropfen genügt, um Risikokinder sicher zu identifizieren.

Die Kampagne wird federführend vom Helmholtz Zentrum München geleitet. Die Wissenschaftler um Professorin Anette Ziegler wollen aber nicht nur ein Neugeborenen-Screening auf Typ-1-Diabetes etablieren – sie haben ein weiteres, ambitioniertes Ziel: „Unsere Vision ist eine Welt ohne Typ-1-Diabetes: A world without 1“, sagte Anette Ziegler zum Start der Kampagne am 22. Januar 2019.

Zukünftig soll niemand mehr an Typ-1-Diabetes erkranken

Wie wollen die Forscher dieses Ziel erreichen? Sie setzen auf eine vollkommen neue Behandlungsmethode. Zwar kann Typ-1-Diabetes wohl auch zukünftig nicht geheilt werden. Dafür können aber schon Säuglinge mit erhöhtem Risiko für eine spätere Erkrankung vorbeugend behandelt werden. Das geschieht, indem die Kinder Insulin bekommen – allerdings nicht per Spritze, sondern als Pulver mit der täglichen Nahrung.

So über den normalen Verdauungsweg verabreicht, kann das Hormon den Blutzucker nicht senken – denn es wird in Magen und Darm abgebaut. Dennoch werden seine Bestandteile dem Immunsystem präsentiert. Dadurch sollen die Abwehrzellen lernen, das Insulin zu tolerieren. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie eine Hyposensibilisierung bei Allergikern: Der Körper gewöhnt sich an das Insulin und akzeptiert es, anstatt es zu bekämpfen. Typ-1-Diabetes bricht gar nicht erst aus. Der Effekt wurde in einer breiten Studie in Bayern, Niedersachsen und Sachsen beobachtet. Alleine in Sachsen wurden bereits 35.000 Neugeborene untersucht. In Bayern beteiligen sich schon mehr als 600 Kinderärzte. Die Wissenschaftler möchten weitere Familien motivieren, an ihrer Screening-Studie teilzunehmen: Die Kinder werden mittels Gentest untersucht – ein Blutstropfen genügt – und bei erhöhtem Risiko auch direkt behandelt. Weitere Informationen finden interessierte Eltern hier.

Typ-1-Diabetes senkt die Lebenserwartung

Diabetes Typ 1 ist eine hinterhältige Krankheit. Sie schleicht sich langsam und unerkannt an, viele Menschen bemerken sie erst, wenn es schon fast zu spät ist: in der Notaufnahme. Das Immunsystem bekämpft bei Diabetes Typ 1 die körpereigenen Zellen, die Insulin produzieren. Ohne das Hormon aber kann keine Nahrung verarbeitet werden, ohne Behandlung ist das tödlich.

Rund 150.000 Mal müssen sich Typ-1-Diabetiker in ihrem Leben deshalb Insulin spritzen. Aber selbst wenn die Therapie erfolgreich verläuft, sterben Typ-1-Diabetiker meistens früher. Die Krankheit senkt die Lebenserwartung um bis zu 18 Jahre.