Pubertät mit Diabetes – eine Herausforderung

Die Pubertät mit Diabetes ist eine Herausforderung

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Der insulinpflichtige Typ-1-Diabetes tritt meist schon im Kindesalter auf. Für die Betroffenen und ihre Eltern eine hohe Belastung. Die Pubertät mit Diabetes bringt zusätzliche Probleme.

Diabetes vom Typ 1 ist mit weit über 30.000 Betroffenen in Deutschland die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Die Krankheit stellt von einem Tag auf den anderen das Leben auf den Kopf: Das Spritzen von Insulin, die ständige Kontrolle der Blutzuckerwerte und die Berechnung des Kohlenhydratgehalts der Speisen gehört für Typ-1-Diabetiker lebenslang zum Alltag.

Kinder mit Typ-1-Diabetes und ihre Familien lernen zwar zunächst meist schnell, mit der Stoffwechselerkrankung umzugehen. Doch etwa ab einem Alter von zehn Jahren setzen die körperlichen Veränderungen der Pubertät ein. Was eine Pubertät mit Diabetes bedeutet, erklärt die Diabetesberaterin Andrea Witt: „Plötzlich werden vermehrt und ungleichmäßig Sexualhormone ausgeschüttet. Sie senken die Insulinempfindlichkeit und verursachen Blutzuckerschwankungen. Außerdem setzt der Körper verstärkt Wachstumshormone frei, die zu hohen morgendlichen Blutzuckerwerten führen können, auch bekannt als Dawn-Phänomen.“

Selbstzweifel, Konflikte, Stress

Durch den unberechenbaren Einfluss der Hormone kann der Langzeitblutzuckerwert HbA1c wiederholt deutlich über die empfohlene Spanne von 6,5 bis sieben Prozent ansteigen. Das führt bei vielen jungen Diabetikern zum Frust – wozu soll ich mir bei der Therapie Mühe geben, wenn die Werte sowieso „Achterbahn“ fahren?

Darüber hinaus möchten viele Jugendliche ihren Alltag flexibel gestalten, ohne jedes Mal die Insulindosis beim Sport oder Essen anzupassen. „Daher passiert es schon mal öfter, dass sie nicht an die nötige Insulingabe denken“, weiß Andrea Witt. Hinzu kommt: Viele Jugendliche machen erste Erfahrungen in der Liebe oder mit Alkohol, der ebenfalls den Blutzucker unkalkulierbar beeinflusst. Außerdem plagen sich junge Menschen in der Pubertät häufig mit Selbstzweifeln, es gibt vermehrt Konflikte in Schule oder Elternhaus.

Gute Betreuung erleichtert die Pubertät mit Diabetes

Vorwürfe und Kritik rund um die Diabetestherapie kommen in dieser Phase selbst bei verständnisvollen Eltern und Ärzten vor. Sie fördern jedoch zusätzlich die Ausschüttung von Stresshormonen, was wiederum den Blutzuckerspiegel zusätzlich in die Höhe treibt. In dieser Phase ist deshalb eine regelmäßige Betreuung und Beratung besonders wichtig, betont Andrea Witt: „Jugendliche mit Diabetes Typ 1 benötigen umfassende Aufklärung über ihre Erkrankung, zum Beispiel zur Gefahr einer Unterzuckerung bei Alkoholkonsum oder beim Sex.“

Der nächste bedeutende Lebensabschnitt nach der Pubertät ist die Transition. Damit ist der Übergang gemeint vom diabetologischen Kinderarzt in eine Schwerpunktpraxis für Erwachsene. Auch diese Veränderung kann herausfordernd sein: sei es durch eine schwierige Suche nach dem passenden Arzt, sei es eine Belastung durch die nun höhere Eigenverantwortung, oder sei es die im Vergleich zum Kinderdiabetologen weniger engmaschige Betreuung und Fürsorge. Manch junger Zuckerpatient geht daher jahrelang gar nicht mehr zum Diabetologen – was natürlich nachteilige Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben kann.

Rat und Hilfe beim „Sorgentelefon“

Eltern und Erziehern von jungen Typ-1-Diabetikern bietet Diabetesberaterin Andrea Witt Rat und Unterstützung an: beim „Sorgentelefon“ der gemeinnützigen Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Die Telefonsprechstunden finden einmal monatlich jeweils donnerstags von 18 bis 20 Uhr statt. Die aktuellen Termine finden Interessierte im Internet bei diabetesDE.