Einsamkeit kann funktionelle Herzbeschwerden auslösen

Einsamkeit kann funktionelle Herzbeschwerden verursachen

Foto © dolgachov/123RF/Weleda

Herz und Seele sind eng miteinander verbunden. Starker Stress kann funktionelle Herzbeschwerden hervorrufen, die sich für Betroffene wie ein Infarkt anfühlen. Ganzheitliche Behandlungsoptionen mit Entspannung, Bewegung und Psychotherapie helfen.

Zu den Folgen der Corona-Pandemie zählen auch seelische Belastungen durch Einsamkeit aufgrund der sozialen Isolation, Zukunftsängste oder finanzielle Sorgen. Diese Stressfaktoren vermindern nicht nur das Wohlbefinden, sie können auch körperliche Reaktionen hervorrufen. Bei manchen Menschen äußert sich die Überlastung durch funktionelle Herzbeschwerden. Sie spüren dann ein Herzrasen oder -stolpern, einige haben sogar Herzschmerzen, Atemnot oder Gefühle der Brustenge, die sich wie ein Herzinfarkt anfühlen.

Einsamkeit erhöht das Herzrisiko. Denn sie führt zum Anstieg von Blutdruck und Blutzucker, und das Stresshormon Cortisol wird ausgeschüttet. Zahlreiche Studien belegen, dass einsame Menschen häufiger Angsterkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen und Herzkrankheiten entwickeln. „Einsamkeit ist kein objektiver Zustand, sondern ein negatives Gefühl, eine subjektive Beurteilung der eigenen Situation, die man als schmerzhaft und schwerwiegend erlebt“, betont Karl Heinz Ladwig, Professor für psychosomatische Medizin und medizinische Psychologie am Helmholtz Zentrum München. „Dieses Gefühl hängt nicht davon ab, ob man in einer Partnerschaft lebt oder nicht; viele Frauen und noch häufiger Männer fühlen sich trotz Beziehung einsam. Die menschliche Neurobiologie empfindet den seelischen Schmerz der Einsamkeit genauso stark wie den physischen Schmerz. Gefährlich und krankmachend wird das Gefühl, wenn man sich nicht mehr in der Lage sieht, alleine herauszukommen.“ 

Funktionelle Herzbeschwerden nehmen zu

Soziale Beziehungen in der Familie und im Freundeskreis sind nicht nur ein wesentlicher Faktor im Leben des Menschen, sie tragen auch maßgeblich zu Wohlbefinden und Gesundheit bei. Unübersehbare Veränderungen in der Gesellschaft hin zu mehr Konkurrenz, Rücksichtslosigkeit und Egoismus dürfen daher auch als Gründe angesehen werden, warum immer mehr Menschen funktionelle Herzbeschwerden haben.

Eine forsa-Erhebung im Auftrag von Weleda unter mehr als 1.000 Deutschen ging der Frage nach: „Was tragen soziale Beziehungen zu unserer Gesundheit bei?“ Die Mehrheit von 60 Prozent meint, dass die Bedeutung der Familie in den letzten Jahren etwas bis stark abgenommen hat. Mehr noch: Nur 28 Prozent der Deutschen glauben, dass familiäre Werte wie Sicherheit, Geborgenheit und Zusammenhalt wichtiger geworden sind. Gründe dafür könnten Sorgen und Ängste sein: 73 Prozent finden, dass sich die Menschen heutzutage egoistischer verhalten. Viele beschäftigt auch die Angst vor Altersarmut (77 %) und vor Einsamkeit im Alter (69 %) – ganz besonders die Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen. Obwohl die Mehrheit angibt, ein enges soziales Umfeld von vier bis sechs Personen zu haben, fühlt sich jeder fünfte Deutsche mindestens einmal pro Woche einsam.

Ärzte könnten auch bei Einsamkeit helfen

Bei jungen Menschen wird Einsamkeit oft durch individuelle psychologische Ursachen oder durch die bis dato erfolglose Suche nach einem Partner hervorgerufen. Bei Senioren spielen die sozialen Rahmenbedingungen eine viel größere Rolle: Durch die Einengung der Lebensmöglichkeiten, den Verlust vertrauter Partnerschaften sowie den Abbau sensorischer Fähigkeiten wie Sehen und Hören verschärft sich das Gefühl der Einsamkeit. Das Verlassensein ist dann ein ganz realer Zustand. „Einsame Menschen haben häufiger Arztkontakte“, so Ladwig. Er empfiehlt den Ärzten, diese Patienten auch über soziale Angebote zu informieren und ihnen gewissermaßen zu „verordnen“, diese auch anzunehmen.

„Die Gesellschaft trägt in der Coronazeit autistische Züge“, meint der anthroposophische Arzt Martin Straube aus Hamburg. Weil Alltagsstrukturen zerbrechen und das Schöne auf der Strecke bleibe, würden Familien instabil, die Kinder gingen ihren Eltern auf die Nerven, und die Scheidungsrate steige. Damit bahnen sich vermehrt Depressionen an. Zudem herrscht Angst vor Ansteckung und Krankheit, vor der unvorhersehbaren Zukunft und wegen einer zunehmenden Unsicherheit. All diese belastenden Faktoren könnten zu einer verschlechterten Herzfrequenzvariabilität führen, so Straube. Als Herzfrequenzvariabilität (HRV) wird die natürliche Variation der Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen bezeichnet. „Arzneimittel aus der Anthroposophischen Medizin sind meiner Erfahrung nach gut geeignet, um die HRV wieder zu verbessern, die rhythmische Schwingungsfähigkeit des Herzens zu unterstützen und die Stressresistenz zu erhöhen“, sagt Martin Straube.