Einsamkeit im Alter nimmt zu
Immer mehr Menschen leben allein: Einsamkeit im Alter wird zum Massenproblem. Die Betroffenen leiden meistens still.
Einsamkeit im Alter ist schmerzhaft. Und vielen Betroffenen auch peinlich, sie sprechen nicht darüber. Entweder aus Schamgefühl, weil sie sich selber für ihre Isolation verantwortlich fühlen – oder weil es einfach niemanden gibt, der sich dafür interessiert.
Im Auftrag von Careship befragte Statista 1.000 Personen ab 65 rund um das Thema „Einsamkeit im Alter“. Die alarmierenden Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass dieses Problem mehr Aufmerksamkeit benötigt. „Wir müssen uns als Gesellschaft diesem Thema stellen, denn es soll niemand in Deutschland leben, der vom Rest vergessen ist”, sagt Antonia Albert von Careship – ihr Unternehmen vermittelt Alltagshelfer an Senioren und pflegebedürftige Menschen.
Einsamkeit im Alter betrifft vor allem Menschen mit kleiner Rente
Ausgewählte Ergebnisse der Studie „Einsamkeit im Alter“ zeigen, wie dringend das Problem ist:
- 68 % der befragten Personen, die einsam sind, haben noch mit niemandem über ihre Einsamkeit gesprochen.
- Jeder 3. der allein lebenden Senioren hat das letzte Weihnachtsfest alleine verbracht.
- 63 % der Befragten wünschen sich mehr Kontakt zu ihren Kindern.
- 56 % der Befragten würden mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, wenn diese nicht so weit weg wohnen würden.
- Jeder zweite Senior sieht seine Kinder weniger als einmal in der Woche.
- 33 % der allein lebenden Senioren verbringen mehr als vier Stunden pro Tag vor dem Fernseher.
- Bei 23 % der allein lebenden Senioren findet gar kein Austausch mehr mit der Familie statt.
- Während insgesamt 16 % der Senioren ihre aktuelle Lebensqualität als schlecht einordnen, sind es bei einem Nettoeinkommen bis 999 Euro sogar 52 %.
- 48 % der Befragten mit einem Netto-Haushaltseinkommen unter 1.000 Euro wünschen sich
Unterstützung vom Staat, um soziale Kontakte zu knüpfen. - Insgesamt fehlen 37 % der befragten Senioren die finanziellen Mittel, um mehr am
gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. - 17 % der allein lebenden Personen wünschen sich mehr Unterstützung bei der Knüpfung neuer sozialer Kontakte.
- Insgesamt sagen 7 % über sich selbst, dass sie einsam sind. Bei einem Nettoeinkommen bis 999 Euro sind es fast dreimal so viele (19 %).
Das Alleinsein macht krank
Viele Studien haben die gesundheitlichen Folgen von chronischer Einsamkeit untersucht. Ihre Ergebnisse sind wenig verwunderlich: Einsamkeit im Alter erhöht das Risiko für Herzinfarkt- und Schlaganfall, Demenz, Bluthochdruck und Depressionen. Vorreiter im Kampf gegen die krankmachende Isolation sind die Briten: Aus der Sorge heraus, dass die Einsamkeit Großbritanniens gefährlichste Erkrankung werden könnte, wurde 2018 ein Einsamkeits-Ministerium eingerichtet. Auch wenn es das Thema Einsamkeit in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung geschafft hat, ist Deutschland von vergleichbaren Maßnahmen wie in England noch weit entfernt.
„Die Politik kann die Einsamkeit nicht abschaffen, aber viel mehr dagegen tun. Zum Beispiel Hand in Hand mit den Hausärzten arbeiten und soziale Kontakte statt Medikamente verschreiben, Besuchsdienste und Hilfsangebote in den Stadtteilen ausbauen, mit öffentlichen Kampagnen über Angebote informieren, Initiativen finanziell unterstützen und es auch sozial schwächeren Menschen ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Selbstverständlich nimmt man für etwaige Maßnahmen auch eine Stange Geld in die Hand, aber die Kosten, die durch die gesundheitlichen Folgen der chronischen Einsamkeit entstehen, sind gravierender“, meint Antonia Albert.