Wenn Haarausfall hormonell bedingt ist
Wenn sich die Haarreihen lichten, reagieren die wenigsten Menschen gelassen. Es droht offenbar nicht nur ein Verlust an Haaren, sondern auch an Attraktivität. Ist Haarausfall also nur ein kosmetisches Problem? Keineswegs. Die möglichen Gründe, dass mehr Haare ausfallen als nachwachsen, sind zahlreich. In den meisten Fällen ist der Haarausfall hormonell bedingt: Es besteht eine Überempfindlichkeit auf das Hormon Testosteron.
Testosteron ist ein Hormon, das sowohl bei Männern als auch bei Frauen wichtige körperliche Funktionen beeinflusst, darunter Muskelaufbau, Fettverteilung und Libido. Leider hat Testosteron auch eine weniger wünschenswerte Wirkung: Es kann Haarausfall begünstigen. Die am weitesten verbreitete Form dieses Haarausfalls ist die sogenannte “androgenetische Alopezie”, die oft als erblicher Haarausfall bezeichnet wird. Sie betrifft Männer und Frauen und führt zur allmählichen Ausdünnung des Haars. Diese Form des Haarausfalls ist durch eine genetische Veranlagung bedingt, wobei der Einfluss von Testosteron und seine chemische Abwandlung Dihydrotestosteron (DHT) eine große Rolle spielen. DHT fördert die Verkleinerung der Haarfollikel, was schließlich zu dünner werdenden Haaren führt. Darüber hinaus gibt es andere Arten von Haarausfall wie etwa das telogene Effluvium, das oft durch Stress, plötzliche Ernährungsumstellungen oder Hormonschwankungen verursacht wird und zu einem vermehrten Ausfall von Haaren in der Ruhephase des Haarzyklus führt.
Der Einfluss von Hormonen auf den Haarzyklus
Hormone haben einen enormen Einfluss auf verschiedene körperliche Prozesse einschließlich des Wachstums und Erhalts der Haare. Unter den Hormonen spielen Androgene, eine Gruppe von Steroidhormonen, zu denen auch Testosteron zählt, eine besonders wichtige Rolle für die Haargesundheit. Sie sind nicht nur für die Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale verantwortlich, sondern beeinflussen auch den Haarzyklus, der sich in drei Hauptphasen gliedert: Anagen- (Wachstum), Katagen- (Übergang) und Telogenphase (Ruhe).
- Anagenphase: In dieser Phase wächst das Haar aktiv. Sie kann zwischen zwei und sechs Jahren anhalten.
- Katagenphase: Diese kurze Übergangsphase dauert etwa zwei bis drei Wochen. In dieser Zeit bereitet sich das Haar darauf vor, in die Ruhephase überzugehen.
- Telogenphase: Während der Ruhephase, die etwa drei Monate andauert, ruhen die Haare, bevor sie schließlich ausfallen.
Androgene, insbesondere Dihydrotestosteron (DHT), können den Haarzyklus stören, vor allem bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung für Haarausfall. DHT kann dazu führen, dass die Anagenphase verkürzt wird, wodurch die Haare dünner und kürzer nachwachsen und schließlich die Fähigkeit verlieren, die Hautoberfläche zu durchdringen. Hormonelle Schwankungen, wie sie bei Schilddrüsenerkrankungen, Schwangerschaft oder in den Wechseljahren vorkommen, können auch zu einer Störung des Haarzyklus und verstärktem Haarausfall führen.
Behandlung und Prävention von Haarausfall
Die Behandlung von Haarausfall hängt stark von der Ursache und der Art des Haarausfalls ab. Dies sind einige der gängigsten Methoden und Strategien, die helfen können, den Haarausfall zu verlangsamen oder sogar umzukehren:
Medikamente: Eine medikamentöse Behandlung für Männer von hormonell bedingtem Haarausfall ist die Einnahme eines Arzneimittels mit dem Wirkstoff Finasterid, das die Umwandlung von Testosteron in DHT hemmt und somit den haarausfallfördernden Effekt abschwächt. Der Arzneistoff Minoxidil, der direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird, fördert die Durchblutung der Haarfollikel, unterstützt das Haarwachstum und kommt für die Behandlung von Haarausfall bei Männern und Frauen gleichermaßen in Frage. Bei Interesse an weiteren Details und Tipps dazu werden Sie zum Beispiel auf speziellen Themenseiten im Internet fündig.
Haartransplantation: Ist der Haarausfall bereits sehr fortgeschritten, kann eine Haartransplantation eine Lösung sein. Bei diesem Verfahren werden Haarfollikel von dichter behaarten Bereichen zu kahlen Stellen verpflanzt.
Lichttherapie: Eine weitere Behandlungsoption ist die Low-Level-Lasertherapie (LLLT), die durch Lichtimpulse die Zellaktivität in der Kopfhaut anregen und Entzündungen reduzieren soll.
Pflanzenextrakte und Nahrungsergänzungsmittel: Einige Betroffene erzielen eine Verbesserung ihres Haarzustandes durch die Verwendung natürlicher Mittel oder Nahrungsergänzungsmittel, die Vitamine, Mineralstoffe und andere Nährstoffe enthalten, die für ein gesundes Haarwachstum wichtig sind - wie zum Beispiel Biotin, Zink und Eisen.
Tipps zur Prävention und Minimierung von Haarausfall
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und Mineralien, unterstützt ein gesundes Haarwachstum. Stellen Sie sicher, dass Sie genug Eisen, Zink, Vitamin D und die B-Vitamine zu sich nehmen.
- Stressmanagement: Da Stress ein bekannter Auslöser für verschiedene Arten von Haarausfall sein kann, können Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga oder regelmäßige körperliche Aktivität hilfreich sein.
- Sanfte Haarpflege: Vermeiden Sie aggressive chemische Behandlungen und Hitze-Styling-Methoden, die die Haare und die Kopfhaut schädigen können. Wählen Sie stattdessen mildere Shampoos und vermeiden Sie straffe Frisuren, die an den Haaren ziehen.
- Regelmäßige Kopfhautpflege: Eine gesunde Kopfhaut ist die Grundlage für gesundes Haar. Kopfhautmassagen können die Durchblutung fördern und helfen, die Haarfollikel zu stärken.
- Vermeidung schädlicher Einflüsse: Reduzieren Sie den Konsum von Alkohol und Tabak und schützen Sie Ihr Haar vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, da diese Faktoren den Haarausfall verschlimmern können.
Fachkundiger Rat ist gefragt - gerade bei hormonell bedingtem Haarausfall
Ein gewisser Haarverlust ist ganz normal, die Menge macht’s: Wer täglich mehr als 100 Haare im Kamm oder auf dem Kopfkissen findet, darf sich zu Recht fragen, ob vielleicht eine behandlungsbedürftige Störung vorliegt. Mit zunehmendem Alter ist es übrigens ganz normal, dass der Haarschopf schütter wird. Und auch jahreszeitliche Schwankungen – manche Menschen verlieren im Frühjahr und Herbst überdurchschnittlich viele Haare – bedeuten noch keinen krankhaften Befund.
Haarausfall ist ein komplexes Thema: Die möglichen Ursachen sind genauso vielfältig wie die Therapiemöglichkeiten. Es ist deshalb wichtig, medizinischen Rat einzuholen, um die individuell beste Behandlung zu finden. Bevor sich Betroffene zur Selbsthandlung entschließen, empfiehlt sich der Besuch eines auf Haarausfall spezialisierten Arztes, eines Dermatologen. Er klärt, was den Haarausfall verursacht und weiß, welche Behandlung in Frage kommt.