Soziale Beziehungen fördern die Gesundheit

Informationen über die Bedeutung von Beziehungen und Einsamkeit

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Familie, Freunde, Vereine: Soziale Beziehungen sind auch für die Gesundheit wichtig. Im Interview erklärt die Professorin Sonia Lippke von der Jacobs University Bremen, welchen Wert soziale Bindungen in der heutigen Zeit haben.

Frau Prof. Dr. Lippke, wie schätzen Sie den Wert sozialer Beziehungen in unserer Gesellschaft ein? Sind wir tatsächlich egoistischer geworden?

Soziale Beziehungen sind nach wie vor sehr wichtig und hoch im Kurs. Die bisherigen wissenschaftlichen Daten über die Zeit geben uns keinen Anlass zur Annahme, dass die Menschen egoistischer oder einsamer geworden sind. Der Wandel, den wir gerade beobachten, vollzieht sich in den Bereichen Digitalisierung, Mobilisierung und Demografie. Das hängt natürlich auch mit Veränderungen bei Wohnformen zusammen, zum Beispiel gibt es mehr Menschen, die alleine wohnen. Aber erfüllte soziale Beziehungen sind auch im digitalen Zeitalter von großem Wert.

Welche Rolle spielt Einsamkeit, vor allem im Alter?

Frauen fühlen sich tendenziell eher einsam, aber statistisch abgesichert zeigt sich das nur, wenn Menschen in Partnerschaft betrachtet werden. Werden Singles befragt, dann gibt es kaum Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Einsamkeit betrifft nicht nur Senioren, sondern auch jüngere Menschen, wie eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag von Weleda zeigt. Über die Lebensspanne fanden Studien drei typische Lebensphasen, in denen die Wahrscheinlichkeit steigt, von Einsamkeit betroffen zu sein. Bei Jüngeren ist das die Phase, wenn sie nach der Schule für eine Ausbildung oder ein Studium ihre vertraute Umgebung verlassen oder für eine Arbeit den Wohnort wechseln. Bei Menschen Mitte 40 beginnt ein neuer Lebensabschnitt, sobald die Kinder aus dem Haus sind oder unabhängiger werden. Das bisherige Leben und die Partnerschaft verändern sich, die eigenen Bedürfnisse werden spürbar. Einsamkeit ist dann ein Gefühl, dass diesen Zustand beschreiben kann und einen Impuls auslöst, mal wieder neue Leute kennenzulernen und vielleicht alte Freundschaften aufzufrischen. Bei Menschen über 80 werden soziale Kontakte häufig aufgrund von eingeschränkter Gesundheit und Mobilität weniger, Gleichaltrige versterben.

Welche Rolle spielen soziale Beziehungen für unsere Gesundheit?

Soziale Beziehungen sind sehr wichtig für die Gesundheit. Sie sind die Grundlage für soziale Unterstützung, denn diese nimmt direkt und indirekt Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit. Soziale Unterstützung kann vor allem Stress abpuffern: Wenn ein Mensch belastet ist und dann Freunde da sind, die helfen, dann kann mit dem Stress besser umgegangen werden. Dadurch kann die Gesundheit wiederhergestellt bzw. gar nicht erst so sehr belastet werden. Wichtig dabei ist aber, nicht einfach nur generell soziale Beziehungen zu haben: Ja, die sind wichtig, aber sie allein reichen nicht. Man muss Freunde, Bekannte, Familie und Nachbarn haben und diese auch regelmäßig treffen. Es ist aber vor allem entscheidend, sich auch gut zu verstehen, sich miteinander wohl zu fühlen. Dazu führen wir gerade auch ein großes Projekt mit werdenden und jungen Müttern, deren Angehörigen und Gesundheitsfachberufen durch. In dem Projekt entwickeln wir Unterstützungshilfen und werden diese so anbieten, dass die Kommunikation und damit die sozialen Beziehungen verbessert werden können.

Prof. Dr. Sonia Lippke, Jacobs University Bremen; Foto: privat

Hier können Sie Sonia Lippke im O-Ton hören

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Wirkstoffe aus der Natur liegen im Trend: Eine forsa-Umfrage im Auftrag von Weleda hat neben den sozialen Beziehungen zum dritten Mal auch die Wahl von Arzneimitteln in der Selbstmedikation erfasst. Demnach ist es 90 Prozent der Befragten wichtig oder sehr wichtig, dass das Medikament möglichst wenig Nebenwirkungen hat. 74 Prozent ist es außerdem sehr wichtig oder wichtig, dass Arzneimittel die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen. Mehr als der Hälfte der Befragten (59 Prozent) wünschen sich Mittel, die Wirkstoffe aus der Natur enthalten. Ein Trend, der sich bestätigt: Bereits 2018 lag dieser Wert bei 59 Prozent, 2017 war er dagegen mit 55 Prozent noch etwas niedriger.