Covid-19: Wie Diabetiker dem Coronavirus trotzen

Was bedeutet eine Infektion mit Covid 19 für Diabetiker

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In Zeiten von Covid-19 sollten Diabetiker besonders vorsichtig sein. Denn sie gehören zur Risikogruppe für schwere Krankheitsverläufe. Gute Blutzuckerwerte beugen vor. Viele Diabetiker fragen sich nun: „Welche Möglichkeiten habe ich zuhause, um meinen Diabetes bestmöglich in den Griff zu bekommen?“

Generell gilt, dass nicht für alle Diabetiker ein höheres Risiko besteht, an Covid-19 zu erkranken. Wichtig ist hier vor allem ein gut eingestellter Blutzucker: Stabile Glukosewerte bedeuten ein geringeres Infektionsrisiko. Die Diabetes-Beraterin Ulrike Thurm hat praktische Ratschläge für einen guten Umgang mit dem Diabetes in Corona-Zeiten: „Ich würde den Menschen raten, dass sie sich auf eine solche Situation vorbereiten sollen. Hierzu gehört zum Beispiel ein Vorrat an Diabetesmaterialien – bestenfalls ausreichend für 30 Tage“, so die Expertin.

„Dabei ist es wichtig, die erforderlichen Hilfsmittel und Medikamente in der doppelten Menge einzuplanen, falls sich zum Beispiel ein CGM-Sensor oder Insulinpumpenkatheter frühzeitig ablöst. Durch eine eventuelle Corona-Infektion wird die Insulinresistenz erhöht, was meist eine deutlich höhere Insulindosis erforderlich macht“, warnt Ulrike Thurm. „Weiterhin kann es helfen, sich ein Konzept zu überlegen, wie im Falle einer Erkrankung die Stoffwechseldaten mit dem behandelnden Diabetesteam geteilt werden können, um dann gemeinsam eine individuelle Therapieanpassung durchzuführen.“

Gefährlichen Stoffwechselentgleisungen durch Covid-19 zuvorkommen

„Auch das Thema Ketoazidose ist hier sehr wichtig“, erklärt die Expertin weiter. Die diabetische Ketoazidose ist eine schwere Entgleisung des Stoffwechsels bei Typ-1-Diabetes, sie führt zu einer lebensbedrohlichen Übersäuerung im Blut. „Etwa 30-40 Prozent der gefährlichen Überzuckerungen mit Ketoazidose, die eine stationäre Behandlung erforderlich machen, sind auf eine Infektion zurückzuführen“, betont Thurm. „Bei schweren Infektionen ist die Insulinempfindlichkeit meist deutlich herabgesetzt, was wiederum das Risiko für die Entstehung dieser sehr schweren Stoffwechselentgleisung erhöht.“

Deshalb sollten Menschen mit einem Typ-1-Diabetes unbedingt sicherstellen, dass sie ausreichend geschult sind, um die Gefahr einer Ketoazidose frühzeitig zu erkennen. Außerdem sollten Typ-1-Diabetiker ein Blutketonmessgerät und Blutketonmessstreifen zuhause haben.

Mit Diabetes im Homeoffice

Die Arbeit im Homeoffice kann bei Menschen mit Diabetes die eine oder andere Sorge hervorrufen: Bin ich im Falle einer Quarantäne ausreichend mit Diabetes-Utensilien versorgt? Wird es Lieferengpässe bei Insulin geben? Kann ich den Termin bei meinem Diabetologen einfach ausfallen lassen? In dieser Lage kann zum Beispiel die Deutsche Diabetes Hilfe Unterstützung anbieten. Auf ihrer Internetseite gibt es eine große Auswahl an Informationsmaterialien, die Wissenswertes und Tipps zu genau solchen Fragen enthalten. Dazu gehören zum Beispiel Packlisten, in denen die wichtigsten Diabetes-Utensilien für eine häusliche Quarantäne aufgelistet sind. Oder für Nutzer eines CGM-Systems zur kontinuierlichen Blutzuckermessung Anleitungen per Video, die den Umgang mit CGM-Daten zuhause demonstrieren.

Diabetiker, die ihren Sport vermissen, finden außerdem im Internet zahlreiche Video-Tutorials – von der virtuellen Tanzstunde über Yoga bis zum High Intense Workout. „Viele Apps bieten ihr Angebot aufgrund der aktuellen Situation sogar kostenlos an“, hat Ulrike Thurm festgestellt.

Kontinuierliche Glukosemessung bietet Vorteile

Gerade in Zeiten von Covid-19 sind die modernen rtCGM-Systeme ein großer Gewinn, denn sie bieten viele Vorteile gegenüber der punktuellen Blutzuckermessung. Mit Hilfe der in Echtzeit gemessenen CGM-Daten (englisch „real time“, abgekürzt rt) kann der Stoffwechselverlauf lückenlos über 24 Stunden, also auch über die gesamte Nacht, erfasst werden, was dem Patienten zusammen mit seinem Diabetesteam sehr viele Informationen liefert, wie die individuelle Therapie angepasst werden kann.

„Sehr oft haben Patienten großen Respekt davor, ihre Insulindosis um 50 bis 100 Prozent zu erhöhen, um die durch die Infektion verschlechterte Insulinempfindlichkeit auszugleichen“, hat Ulrike Thurm erlebt. „Sie haben Angst, unbemerkt in eine Hypoglykämie zu rutschen. Mit einem rtCGM-System ist das Risiko sehr viel niedriger.“ Denn es schlägt Alarm, bevor eine schwerwiegende Entgleisung eintritt. Eine zusätzliche Sicherheit bietet außerdem die Follower-Funktion. Sie ermöglicht es Familienmitgliedern oder Freunden, die aktuellen Blutzuckerwerte ebenfalls über eine spezielle Follower-App zu erhalten. Der Follower kann genauso wie der CGM-Nutzer den Alarm auf sein Handy bekommen. Das bringt dem Diabetiker gerade in der Quarantäne zusätzliche Sicherheit. So können Familien und Freunde trotzdem verbunden bleiben, auch wenn es heißt: Abstand halten!