Pläne konsequent verfolgen:
So bleiben Sie am Ball

Health-Coach Beatrice Bleß-Lieb unterstützt Menschen dabei, Pläne konsequent zu verfolgen
Business- und Health-Coach Beatrice Bleß-Lieb | Foto: Almirall/privat

Gerade wenn es um das Thema Gesundheit geht, ist oft Durchhaltevermögen gefragt: sei es bei einer Ernährungsumstellung, um abzunehmen, einer Langzeittherapie oder bei der Verbesserung von Kondition und Fitness. Was hilft, um Pläne konsequent zu verfolgen? Darüber haben wir mit Health-Coach Beatrice Bleß-Lieb gesprochen.

Wer kennt das nicht: Bei vielen Vorhaben braucht man mehr Geduld als gedacht. Meist dauert es Monate, bis deutliche Ergebnisse zu sehen sind. Auch bei vielen Therapien gesundheitlicher Probleme, etwa bei der Behandlung von Nagelpilz ist Durchhaltevermögen gefragt. Wie bleibt man langfristig am Ball? Im Interview verrät Beatrice Bleß-Lieb, wie man auch bei langwierigen Therapien über Monate konsequent bleibt. Beatrice Bleß-Lieb ist Business-Coach sowie Heilpraktikerin für Psychotherapie und unterstützt unter anderem Menschen mit gesundheitlichen Schwierigkeiten dabei, eine gesündere Lebensweise zu entwickeln und mögliche schwerwiegende Folgeerscheinungen zu verhindern.

Frau Bleß-Lieb, warum scheitern Menschen überhaupt daran, fest geplante Vorhaben durchzuziehen?

Wichtig ist hier, ob der Impuls für das Vorhaben intrinsisch ist, oder die Motivation von außen kommt. Ist es ein ärztlicher Rat oder das allgemeine Gesundheitsbewusstsein, kann das kurzfristig funktionieren, wie wir es zum Beispiel zu Beginn der Corona-Pandemie gesehen haben. Mit der Zeit lässt die Motivation aber nach und wir wollen selbst über unsere Handlungen bestimmen. Der Konflikt liegt darin, dass der Mensch zur Selbstverantwortung erzogen wird, dann aber vorgegeben bekommt, wie er zu handeln hat. Intrinsische Motivation, die immer mit eigenen Emotionen gekoppelt ist, ist hier der Schlüssel.

Welche Techniken zeigen Sie Ihren Klient:innen, um motiviert zu bleiben und Pläne konsequent zu verfolgen?

Ich erkläre meinen Klient:innen, wie Menschen ticken. Dazu nutze ich ein Denkmodell des Soziologen Aaron Antonovsky. Für die Umsetzung einer Handlung müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Im Falle einer Behandlung müssen die Patient:innen über alle für sie notwendigen Informationen verfügen (Verstehbarkeit). Das schafft Sicherheit und klärt die Frage, warum die Behandlung so wichtig ist. Zusätzlich müssen die Patient:innen einschätzen, wie sehr sie sich in der Lage fühlen, die Behandlung überhaupt umzusetzen und durchzuhalten (Gestaltbarkeit). Im letzten Schritt überlegen die Patient:innen, welchen Sinn sie in der Behandlung sehen (Sinnhaftigkeit). Zusammen mit den Klient:innen arbeite ich dann daran, einen emotionalen Grund zu finden wie beispielsweise die Aussicht, nicht auch noch den Partner oder gar die ganze Familie anzustecken.

In der Medizin gibt es den Begriff der Therapietreue. Wir sehen häufig, dass Therapien nach einiger Zeit abgebrochen werden. Woran liegt das und wie schafft man es durchzuhalten, bis das Ziel erreicht ist?

Sind Patient:innen bereits anderweitig schwer belastet, beispielsweise durch einen Schicksalsschlag im Umfeld, ist die Therapie für sie nicht relevant genug. Viele brechen ab, wenn die negativen Konsequenzen der Krankheit als nicht besonders schlimm für das eigene Leben eingeschätzt werden. Durchhalten klappt erst dann, wenn die Sehnsucht, das Ziel zu erreichen, groß genug ist. Mein Tipp: sich bewusst machen, dass der innere Schweinehund besiegt werden kann. Wir wiederholen unsere eingespielten Routinen sowieso jeden Tag – warum dann nicht, anstatt alte Gewohnheiten zu wiederholen, direkt neue trainieren?

Welche Rolle spielt eine einfache Anwendung für die Therapietreue?

Eine unkomplizierte Anwendung ist entscheidend für das Durchhalten einer Therapie. Jedes noch so kleine Hindernis wie zum Beispiel eine aufwändige Vorbehandlung, wie sie bei manchen Nagelpilzpräparaten notwendig ist, oder ein unangenehmer Geruch erschweren die Therapie. Lässt sich dagegen das Arzneimittel einfach anwenden, ist wenig zeitintensiv und unkompliziert, fällt es viel leichter, am Ball zu bleiben. Für Patient:innen mit besonderen Herausforderungen können erleichternde Elemente wie etwa eine Applikationshilfe einen großen Unterschied machen.

Warum ist es in Bezug auf die Therapietreue für Patient:innen einfacher, täglich an die Behandlung zu denken als beispielsweise wöchentlich?

Das hat etwas mit dem Trainingseffekt zu tun. Umso häufiger wir etwas wiederholen, also „trainieren“, desto mehr manifestiert es sich im Gehirn. Die Behandlung wird zur Routine. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Dinge, die wir täglich tun, schneller zur Routine werden als wöchentliche To-Dos.

Frau Bleß-Lieb, haben Sie konkrete Ratschläge für Betroffene, um bei der Behandlung am Ball zu bleiben?

Eine Behandlung, etwa eine Nagelpilztherapie, kann mehrere Monate dauern. Dazu kann man selbst Etappenziele festlegen und übersichtlich im Kalender eintragen – zum Beispiel illustriert mit Smileys. Fotos des bisher erreichten Fortschritts in regelmäßigen Abständen können zusätzlich motivieren. Ist ein Zwischenziel erreicht, kann man sich dafür belohnen. Auch eine Erinnerungsfunktion im Handy, die täglich an den Auftrag erinnert, ist sinnvoll. Ebenso, wie neue Gewohnheiten mit alten zu verknüpfen – also zum Beispiel das Präparat präsent neben der Zahnbürste zu platzieren. Auch Mini-Belohnungen – erst die Behandlung, danach noch ein schönes Abendritual pflegen – helfen. Manche Menschen profitieren von der Unterstützung durch den Partner oder die Familie, zum Beispiel wenn auch die Partnerin oder der Partner parallel eine neue gesundheitsförderliche Gewohnheit etabliert.