Nasenspray gegen schwere Unterzuckerung

Nasenspray bei schwerer Unterzuckerung

Symbolbild – Foto: © Pixabay

Eine schwere Unterzuckerung ist lebensbedrohlich. Betroffene Diabetiker brauchen sofort Hilfe. Zur Rettung gibt es ab März 2020 ein neues Nasenspray mit Glukagon.

Die EU-Kommission hat kürzlich ein Glukagon-Nasenspray gegen schwere Unterzuckerung zugelassen – das meldete die Ärzte-Zeitung. Damit gibt es erstmals ein Notfall-Glukagon ohne Spritze.

Glukagon kann Leben retten. Es kommt bei schweren Unterzuckerungen zum Einsatz, wenn der Blutzuckerspiegel eines Diabetikers so weit gesunken ist, dass der Patient sich nicht mehr selbst helfen kann – weil er entweder verwirrt oder bereits bewusstlos ist. Glukagon mobilisiert die Zuckerreserven der Leber, sodass der Zuckerspiegel wieder ansteigt.

Schwere Unterzuckerung einfacher behandeln

Das neue rezeptpflichtige Spray ist das erste Glukagon, das nicht injiziert werden muss. Bisher stehen in Deutschland nur Notfall-Spritzen zur Verfügung. Bis sie zum Einsatz kommen können, sind jedoch mehrere Schritte erforderlich: Bevor die subkutane oder intramuskuläre Gabe erfolgt, muss das Glukagonpulver zunächst in einem mehrstufigen Prozess in Wasser gelöst werden. Der komplexe Vorgang benötigt einige Zeit – bei schwerer Unterzuckerung zählt aber jede Sekunde.

Mit dem Nasenspray können Angehörige zukünftig schneller helfen. Die amerikanische Arzneimittelbehörde erklärte anlässlich der Zulassung in den USA: „Die neue Art der Verabreichung von Glukagon kann diesen Prozess nun vereinfachen. In kritischen Situationen, in denen der Patient bewusstlos ist oder krampft, wollen wir die Behandlung des Patienten so einfach wie möglich machen.“

Auch bei Schnupfen wirksam

Hersteller Lilly verpackt das Glukagon in einem nasalen Einmalspender. Er enthält lediglich eine Dosis und wird nach der Anwendung weggeworfen. Lilly empfiehlt, dass sich Familie oder Freunde des Diabetikers mit der Anwendung des Nasensprays vertraut machen, um im Ernstfall schnell helfen zu können. Das Spray muss nur in ein Nasenloch verabreicht werden. Aktives Inhalieren oder tiefes Einatmen ist nicht erforderlich, der Wirkstoff gelangt über die Schleimhaut in den Körper. Laut Angaben des Herstellers wirkt das Nasenspray auch bei Schnupfen und verstopfter Nase.

Die Wirksamkeit der nasalen Glukagon-Gabe wurde in zwei Studien an 83 und 70 erwachsenen Diabetikern untersucht. Patienten mit insulinbedingter Unterzuckerung erhielten entweder eine Einzeldosis Nasenspray oder eine Einzeldosis einer Glukagon-Spritze. In beiden Fällen stiegen die Blutzuckerspiegel vergleichbar hoch an.