Magersucht: Auch Angehörige brauchen Unterstützung

Magersucht: Auch Angehörige benötigen Hilfe

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Magersucht ist eine ernste Erkrankung. Die Behandlung gestaltet sich jedoch oftmals schwierig. Für die Angehörigen bedeutet das eine hohe Belastung.

Unter Magersucht leiden mehr als 100.000 Menschen in Deutschland. In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen nimmt die Zahl der Betroffenen stetig zu. Magersucht kann aber auch bei Erwachsenen oder schon vor der Pubertät auftreten – und auch bei Jungs und Männern. Häufig beginnt die schwere Essstörung mit einer Diät, die völlig aus dem Ruder läuft. Ohne es selbst zu merken, geraten Betroffene in einen Strudel: Das ganze Denken kreist nur noch ums Essen bzw. darum, möglichst wenig zu essen.

Obwohl sie immer weiter an Gewicht verlieren, fühlen sich Magersüchtige ständig „zu dick“ – selbst wenn sie nur noch aus Haut und Knochen bestehen. Anorexia nervosa, so die medizinische Bezeichnung, geht einher mit Identitäts- und Selbstwertproblemen sowie häufig auch mit Depressionen. Die seelischen und körperlichen Konsequenzen sind immens, denn die Jugendlichen verlieren oft den Anschluss an ihr persönliches Umfeld. Das geht so lange, bis manche verhungern. In etwa zehn Prozent der Fälle endet Magersucht tödlich.

Die Angehörigen von Menschen mit Magersucht fühlen sich oft hilflos

Menschen, die an Magersucht erkranken, haben häufig große Schwierigkeiten, in eine fachspezifische Behandlung zu kommen, sodass wertvolle Zeit verstreicht, in der das Krankheitsbild sich verfestigt. Das bedeutet auch für die Angehörigen eine hohe Belastung. Sie stehen der Erkrankung oft hilflos gegenüber, auch weil sie keine professionelle Unterstützung finden: Vielerorts fehlen Beratungsstellen oder Therapeuten, die auf Essstörungen spezialisiert sind. Die enorme Belastung der Angehörigen wird zur Zerreißprobe für Familien, sie kann auch zur Aufrechterhaltung der Magersucht beitragen.

Gleichzeitig spielen Angehörige eine bedeutsame Rolle im Heilungsprozess. Daher ist es wichtig, ihnen zeitnah zuverlässige therapeutische Hilfe zur Verfügung zu stellen. Um die Angehörigen von Menschen mit Magersucht unabhängig von Wohnort, beruflichen Einschränkungen und finanziellen Begrenzungen zu unterstützen, bot die Technische Universität Dresden das Online-Selbsthilfe-Programm „We can“ an. Das Programm ist aber leider inzwischen ausgelaufen. Hilfreiche Informationen und Tipps finden die Angehörigen von Menschen mit Magersucht aktuell unter anderem bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die BZgA hat auch verschiedene Infomaterialien zum Thema erstellt. Als sehr hilfreich auch für Angehörige gilt die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe.

Auch ältere Menschen und Männer leiden unter Essstörungen

Auch wenn weiterhin besonders viele junge Mädchen und Frauen betroffen sind – auch unter älteren Frauen und vor allem unter Männern gibt es seit einiger Zeit deutlich mehr Fälle von Magersucht und anderen Essstörungen. So stieg zwar bei den zwölf- bis 17-jährigen Mädchen die Zahl der Behandlungen wegen einer Esstörung zwischen 2008 und 2018 um rund 22 Prozent – doch unter den gleichaltrigen Jungen waren es fast 60 Prozent. Noch stärker war die Zunahme bei den über 40-Jährigen: In dieser Altersgruppe wurden zuletzt rund 54 Prozent mehr Frauen und sogar rund 96 Prozent mehr Männer wegen Essstörungen behandelt als zehn Jahre zuvor.

Dass auch Ältere an Magersucht erkranken können, ist vielen Angehörigen und Freunden jedoch häufig nicht bekannt. Frauen bekommen oft sogar Komplimente, trotz ihres Alters so schlank zu sein. Bei Männern fallen Essstörungen oft lange nicht auf, weil sie häufig mit suchtartigem Krafttraining oder exzessiv betriebenen Sportarten einhergehen. Schon bei ersten Anzeichen für eine Essstörung sollte unbedingt die Hilfe eines Arztes gesucht werden. Daneben haben auch die Krankenkassen entsprechende Beratungsangebote für ihre Mitglieder.

Magersucht muss unbedingt behandelt werden

Die seelischen und körperlichen Konsequenzen der Magersucht sind immens, denn die Betroffenen verlieren oft völlig den Anschluss an ihr persönliches Umfeld. Das geht so lange, bis manche verhungern. In etwa acht bis 15 Prozent der Fälle endet Magersucht tödlich, manchmal auch durch Selbstmord. Dabei ist die Krankheit eigentlich gut behandelbar und sogar heilbar. Dazu stehen verschiedene Therapieformen zur Verfügung – ausführliche Informationen dazu finden Betroffene und ihre Angehörigen unter anderem bei der BZgA.