Long-Covid richtig behandeln

Ein Leitsymptom bei Long-Covid ist Müdigkeit.
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Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen – nach einer Infektion mit dem Coronavirus klagen rund zehn Prozent der Erkrankten über anhaltende Beschwerden. Diese Langzeitfolgen werden Long-Covid oder Post-Covid-Syndrom genannt. Viele Betroffene wissen nicht, was sie gegen die Symptome tun können. Deshalb hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. zusammen mit anderen Fachgesellschaften die Patientenleitlinie „Long-/Post-Covid-Syndrom“ veröffentlicht.

Im Anschluss an eine akute Covid-19-Erkrankung halten die Beschwerden bei nicht wenigen Menschen über längere Zeit an. Bleibende oder auch neue direkt nach der Corona-Infektion entstehende Symptome werden als Long-Covid bezeichnet. Betroffene berichten am häufigsten über Müdigkeit und schnelle Erschöpfung nach körperlicher oder geistiger Anstrengung. Zu den mentalen Einschränkungen, die in diesem Zusammenhang oft beklagt werden, zählen etwa Probleme, Dinge zu behalten, schwierige Zusammenhänge zu verstehen oder sich länger zu konzentrieren.

Typisch für Long-Covid ist ein wellenförmiger Verlauf der Beschwerden. Auf Phasen, in denen es den Menschen vorübergehend besser geht, folgen Phasen mit deutlicher Verschlechterung. Bei einem Teil der Patienten nehmen die Beschwerden nach jeder kleinen Anstrengung zu.

Eine allgemeinverständliche Leitlinie

"Wird sich das wieder bessern? Was kann ich dagegen tun? An wen wende ich mich jetzt?" Diese und weitere Fragen stellen sich wohl alle Menschen mit Long-Covid. So weit wie möglich beantworten möchte sie die "Patientenleitlinie Long-/Post-Covid“. „An der Leitlinie waren nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Betroffene und Selbsthilfegruppen beteiligt“, betont Dr. med. Christian Gogoll, federführender Koordinator der Patientenleitlinie. „Das Ergebnis ist ein allgemeinverständlicher Überblick, der ganz explizit auf die Themen eingeht, die Patienten mit Long-Covid beschäftigen.“

Personen, die sich Sorgen über ihren Gesundheitszustand im Zusammenhang mit Covid-19 machen, sollten einen Arzt aufsuchen – unabhängig davon, ob sie positiv auf das Coronavirus getestet wurden oder nicht. Für Patienten, die nachgewiesen an Covid-19 erkrankt waren, empfiehlt sich generell ein Nachsorgetermin.

Zuerst zum Hausarzt

„In erster Instanz sollten Patienten immer eine Hausarztpraxis kontaktieren – idealerweise die, in der sie bereits bekannt sind und die ihre Krankengeschichte kennt“, so Gogoll. „Dieses Vorgehen verhindert, dass sich Betroffene bei unterschiedlichen Spezialisten vorstellen und auf sich allein gestellt von Termin zu Termin durchkämpfen müssen. Vom Hausarzt werden die Patienten ausführlich körperlich untersucht und je nach Beschwerden werden gezielt weitere Untersuchungen wie erweiterte Lungenfunktionstests oder ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt beziehungsweise veranlasst.“

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) möchte mit der Patientenversion der Leitlinie Long-Covid vor allem die Betroffenen selbst aufklären. „Patienten sollten sich darüber bewusst sein, dass anhaltende Symptome auch nach einem milden und moderaten Covid-19-Verlauf möglich sind“, sagt Professor Dr. med. Torsten Bauer, Präsident der DGP. Die Patientenleitline steht unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html zum Download bereit.

Die Rolle der Ernährung bei Long-Covid

Neben den in der Leitlinie empfohlenen Maßnahmen könnte bei der Behandlung von Long-Covid eine gezielte Nahrungsergänzung mit speziellen Aminosäuren hilfreich sein. So haben italienische Forscher in einer klinischen Pilotstudie gezeigt, dass eine Mischung aus zehn essenziellen Aminosäuren plus weiteren Bestandteilen die Lebensqualität, Muskelmasse und Kraft bei Patienten mit chronischer Müdigkeit signifikant verbessert. Müdigkeit und Erschöpfung („Fatigue“) während und nach Covid-19 sind ein Dauerthema für viele Betroffene. Fatigue ist eines der häufigsten Symptome bei Long-Covid.

Die Pilotstudie an der Universitätsklinik Gemelli in Rom unterstützt die Vermutung, dass die Ernährung bei der Long-Covid-Behandlung eine wichtige Rolle spielen kann. Die Daten der römischen Wissenschaftler zeigen, dass jene 33 Studien-Teilnehmer, die acht Wochen lang eine patentierte Mischung aus zehn essenziellen Aminosäuren einnahmen, bei speziellen Untersuchungsmethoden wie dem Handgriff-Stärketest, dem Stuhl-Steh-Test und dem Sechs-Minuten-Gehtest signifikant bessere Werte erzielten als die Kontrollgruppe.