Erkältung im Sommer: Liegt’s am Stress?

Warum erkältet im Sommer

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Eine Erkältung im Sommer ist eigentlich nicht normal. Doch die „Sommergrippe“ plagt immer mehr Menschen. Wissenschaftler sehen die Ursache im zunehmenden Stress.

Erkältung im Sommer – wie ist das möglich? Die Antwort ist: Leider spielt die Temperatur bei Atemwegsinfekten keine Rolle. Denn Verursacher von Schnupfen, Husten & Co. sind Viren, und denen ist das Wetter ziemlich egal. Dass Erkältungen eher im Winterhalbjahr auftreten, liegt hauptsächlich daran, dass wir uns dann vorwiegend in geheizten Räumen aufhalten – trockene Luft macht die Schleimhäute anfälliger. Außerdem schwächt Kälte das Immunsystem, es ist im Sommer normalerweise einfach fitter.

Wenn Menschen auch unter Erkältung im Sommer oder gar im Urlaub leiden, könnte das am Stress liegen. Denn Wissenschaftler haben festgestellt, dass gestresste Menschen häufiger und schwerer erkältet sind.

Das Immunsystem entscheidet

Als Meilenstein der Stressforschung gilt eine Studie aus den USA. Professor Sheldon Cohen untersuchte schon im Jahr 1991 mit seinen Kollegen, wie sich chronischer Stress auf das Immunsystem auswirkt. Zunächst befragten die Forscher 394 gesunde Menschen ausführlich über ihre Gefühle und seelische Belastungen. Dann träufelten sie den Studienteilnehmern Schnupfenviren in die Nase. In den folgenden fünf Tagen standen diese Versuchspersonen dann unter Quarantäne.

Das Ergebnis der Studie beeindruckte die Fachwelt, denn es zeigte die Auswirkungen von Stress und psychischen Belastungen auf das Immunsystem: Von den Personen, die sich als besonders gestresst bezeichneten, bekam etwa die Hälfte eine Erkältung – bei den Entspannten war es dagegen nur ein Viertel.

Erkältung im Sommer: Stress macht krank

Dieses Ergebnis von Professor Cohen und Kollegen steht nicht allein. Seither wurde auch für Viruserkrankungen mit Herpes, Epstein-Barr-Virus und sogar HIV ein Zusammenhang zwischen Stress und dem Krankheitsverlauf nachgewiesen. Stress kann nach Impfungen gegen Viren zudem die Bildung von Antikörpern negativ beeinflussen.

Was ist die Ursache für stressbedingte Abwehrschwächen? Bei chronischem Stress schüttet der Körper Cortisol aus. Und dieses „Stresshormon“ macht uns nicht nur wacher und reaktionsbereit, es hemmt leider in einer Nebenwirkung die Immunzellen. Durch die so verringerte Abwehrleistung sind Betroffene anfälliger für Infekte.

Praktische Vorbeugung

Was können Gestresste tun, um sich besser zu schützen? Alles was chronischen Stress abbauen hilft, kann auch verhindern, dass sich Infekte im Körper ausbreiten. So senken körperliche Aktivitäten die Konzentration von Entzündungsstoffen im Blut. Als wirksam gelten außerdem Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation sowie eine kognitive Verhaltenstherapie.

Auch ausreichend Schlaf wirkt entzündungshemmend. Aus der Sicht von Sheldon Cohen sind sieben bis acht Stunden ideal. Wer so lange schlief, war bei seinen Schnupfen-Experimenten am besten vor Infekten geschützt.

Erkältungen ziehen uns runter

Bei einer Infektion der Atemwege werden entzündungsfördernde Botenstoffe ausgeschüttet, die ihre Entzündungssignale bis ins Gehirn weiterleiten. Dadurch verlangsamt sich dort die Signalübertragung an den Nervenzellen. So entsteht nicht nur ein Krankheitsgefühl mit Unwohlsein, Schmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Es entwickelt sich oft auch ein ausgesprochenes Stimmungstief: Gerade bei Erkältung im Sommer fühlen sich die Betroffenen matt und „runtergezogen“, die Laune sinkt in den Keller fast wie bei einer depressiven Verstimmung.