Volksleiden Verstopfung

Millionen Menschen leiden unter Verstopfung. Hilft eine „darmfreundliche“ Lebensweise allein nicht weiter, sollten Sie kein schlechtes Gefühl haben, wenn Sie Abführmittel brauchen.

Eine Frau im hellblauen Slip hält eine Hand auf ihren Bauch

© visivasnc – Fotolia.com

Der Darm arbeitet zögerlich, die Verdauung gerät ins Stocken, der Toilettengang bereitet Schwierigkeiten: Verstopfung ist ein weit verbreitetes Problem. Kann der feste Stuhl über einen längeren Zeitraum nur selten und unter erheblichen Anstrengungen abgesetzt werden, heißt die Diagnose des Arztes häufig: Chronische Verstopfung. Frauen trifft es doppelt so häufig wie Männer, und mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko für anhaltende Probleme auf dem stillen Örtchen.

Viele Betroffene sind dann verunsichert und fragen sich, wie sie mit dem hartnäckigen Übel umgehen sollen: das Problem aussitzen, zu Hausmitteln greifen oder ein Medikament einnehmen? Antwort auf diese Fragen gibt die Leitlinie zur chronischen Verstopfung, die von den medizinischen Fachgesellschaften im Bereich Verdauungskrankheiten erarbeitet wurde.

Behandlung nach Plan

Der Leitlinie zufolge sollten zur Therapie zunächst Allgemeinmaßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Bewegung und ballaststoffreiche Ernährung ausprobiert werden. Reichlich Ballaststoffe liefern zum Beispiel Weizenkleie, Leinsamen und Flohsamen aus der Apotheke. Damit sie im Darm quellen können, müssen Sie unbedingt viel dazu trinken, am besten Wasser.

Diese allgemeinen Maßnahmen können den trägen Darm anregen. Doch leider reichen sie häufig nicht aus, um eine Verstopfung zu beseitigen. Deshalb werden in der Leitlinie auf Stufe zwei Abführmittel mit den Wirkstoffen Bisacodyl, Natriumpicosulfat oder Macrogol empfohlen.

Die Wirkstoffe Bisacodyl und Natriumpicosulfat gehören zu den stimulierenden Abführmitteln, die die Darmbewegungen steigern. Richtig ist es, die Medikamente abends einzunehmen. Denn nach etwa sechs bis zwölf Stunden – also pünktlich am nächsten Morgen – tritt die gewünschte Wirkung ein.

Macrogol ist ein Abführmittel, das das Wasser, mit dem es eingenommen wird, bindet und bis in den Enddarm transportiert. Die Wirkung ist rein physikalisch, das heißt: Macrogol wird unverändert wieder ausgeschieden.

Typische „Verstopfungsfallen“

Wird mit diesen Wirkstoffen kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt, können Zuckerstoffe (Milchzucker/Lactulose) oder Anthrachinone (etwa aus der Sennespflanze) eingesetzt werden. Der Apotheker kann entsprechende Präparate empfehlen. Wenn auch diese Abführmittel die Verstopfung nicht beseitigen können, stehen dem Arzt verschreibungspflichtige Medikamente zur Verfügung.

Egal ob akute, kurzzeitige oder chronische Obstipation: Verständlicherweise möchten Betroffene wissen, was ihren Darm lahmlegt und inwiefern es möglich ist, vorzusorgen. Zwar ist der eigene Lebensstil meist nicht allein für Darmträgheit verantwortlich, doch es gibt eine Reihe typischer „Verstopfungsfallen“, die man kennen sollte:

– Stress: Das Verdauungssystem reagiert sehr sensibel auf unsere Gemütslage. Unter Dauerstress kann die Verdauung dann nicht richtig arbeiten. Hier gilt es, umzudenken und Druck abzubauen. Im Akutfall kann ein Abführmittel zuverlässige und schnelle Hilfe bringen. In der Apotheke gibt es beispielsweise Abführzäpfchen, die schon nach 15 bis 30 Minuten wirken.

– Unregelmäßiger Tagesablauf: Oft fehlt im Alltag die nötige Ruhe und Privatsphäre für einen erfolgreichen Toilettengang. Und auf Reisen stellen fremde Toiletten, ein ungewohnter Tagesablauf und Zeitverschiebungen die Verdauung zusätzlich auf eine harte Probe. In einer gut ausgestatteten Reiseapotheke sollte daher immer ein Abführmittel enthalten sein.

– Medikamente: Manche Arzneimittel können sich hemmend auf den Darm auswirken. Bekannt dafür sind beispielsweise starke Schmerzmittel, Antidepressiva und Eisenpräparate. Ihr Apotheker weiß, welche Medikamente Verstopfung als Nebenwirkung haben können.

– Alter: Die Kraft der Darmmuskulatur nimmt im Alter ab. Außerdem steigt mit den Lebensjahren oft auch die Anzahl der eingenommenen Medikamente, und chronische Erkrankungen treten auf – zwei weitere Faktoren, die sich zusätzlich hemmend auf die Darmarbeit auswirken können.