Wundheilung: „Wir können unschöne Narben vermeiden“

Worauf bei der Narbenpflege zu achten ist, verrät ein Experte im Interview

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Hier beantwortet Dr. med. Gerd Gauglitz die wichtigsten Fragen zur Wundheilung und Narbenpflege. Der Experte ist Oberarzt an der Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Universität München.

Warum bilden sich bei manchen Menschen während der Wundheilung stark erhabene Narben?

Während der Wundheilung kann es zu Störungen wie einer übermäßigen Bindegewebsproliferation und überschießender Narbenbildung kommen – etwa, wenn sich eine Wunde infiziert oder aus anderen Gründen nur sehr langsam heilt. Etwas verschlechtert ist die Wundheilung übrigens bei Verletzungen oder Operationen in der Brustregion sowie im Bereich der Schultern oder des oberen Rückens. Patienten, die zu schnell nach einer Verletzung wieder Sport treiben, riskieren, dass sich übermäßig viel Narbengewebe und damit sogenannte hypertrophe Narben oder Keloide bilden.

Wodurch unterscheiden sich hypertrophe Narben und Keloide?

Beides sind überschießende Narben, allerdings sind für hypertrophe Narben im Allgemeinen äußere Umstände wie eine zu hohe Spannung auf die Wundränder verantwortlich: Diese kann durch das Bewegungsverhalten des Patienten verursacht werden, aber auch Folge einer Operation sein – denn leider erlauben nicht alle Eingriffe eine ideale Schnittführung und einen spannungsfreien Wundverschluss. Im Unterschied zu hypertrophen Narben haben die auch als Wulstnarben bezeichneten Keloide meistens eine genetische Komponente.

Wie lassen sich eine gute Wundheilung und Narbenbildung fördern?

Wir Ärzte bemühen uns heutzutage sehr darum, augenfällige Narben zu vermeiden. So mobilisieren wir etwa beim Operieren mittels spezieller Techniken die Umgebung, um die Spannung auf die Wundränder zu verringern. Selbstauflösende Fäden in der Tiefe und auf die Wunde geklebte Steri-Strips haben das gleiche Ziel. Großer Konsens herrscht auch hinsichtlich der Narbenpflege, die inzwischen deutlich früher beginnt. Empfohlen wird, nach Fadenzug (also ca. 10 Tage nach dem Wundverschluss) zweimal täglich ein Silikon-Narbengel aufzutragen und die Behandlung einige Monate lang fortzusetzen.

Welche Tipps sollten die Patienten selbst beherzigen?

Ich rate meinen Patienten nach einer Verletzung oder Operation immer, die Wunde bzw. frische Narbe in den ersten zwei Wochen mit einem Duschpflaster vor übermäßig viel Wasser zu schützen. Vor allem aber sollten sie die betroffenen Körperpartien in den kommenden ein bis zwei Monaten ruhig halten, indem sie unter anderem bestimmte Sportübungen meiden. Noch länger empfiehlt es sich, den Bereich vor Sonne zu schützen. Vor allem aber halte ich es für wichtig, lieber einmal öfter zum Arzt zu gehen, wenn eine Wunde oder Narbe übermäßig juckt, gerötet oder erhaben ist. Zwar lässt sich eine vorhandene unschöne Narbe nicht einfach wegzaubern, doch haben wir inzwischen viele Möglichkeiten – beispielsweise mit Lasern –, die Wundheilung zu unterstützen und Narben fast unsichtbar zu machen.