Die Pubertät macht dick
Wenn Jungen und Mädchen in die Pubertät kommen, sinkt ihr Kalorienverbrauch. Dieses Phänomen könnte dafür verantwortlich sein, dass immer mehr Teenager übergewichtig sind.
Die Pubertät macht dick: Das stellten Wissenschaftler der Universität von Exeter (England) fest. Sie haben 350 Kinder durch die Pubertät begleitet und prüften über 10 Jahre regelmäßig den Status der Pubertät, den Energieverbrauch bei körperlicher Aktivität und in Ruhe, den Body Mass Index (BMI) und den Körperfettanteil. Der BMI gibt das Verhältnis des Gewichts zur Körpergröße an.
Bei Kindern und Jugendlichen verändert sich der normale Körperfettanteil ständig, je nach Alter und Geschlecht. Anhand von Normwertkurven lässt sich ablesen, wie das Gewicht einzuordnen ist. Wenn der BMI den Wert 25 überschreitet, spricht man von Übergewicht. Ab einem BMI von 30 spricht man von Fettleibigkeit.
Die Pubertät macht dick, weil der Grundumsatz sinkt
Der durchschnittliche Grundumsatz bei Jungen im Alter von 10 Jahren lag bei 1.600 Kilokalorien (kcal) pro Tag, bei Mädchen waren es 1.500 kcal. Mit dem Eintritt in die Pubertät veränderte sich der Energieverbrauch der Heranwachsenden. Ein Beispiel: Ein 15-Jähriger verbrauchte im Ruhezustand pro Tag rund 400 bis 500 kcal weniger als fünf Jahre zuvor im Alter von 10 Jahren. Damit sank der Grundumsatz um ein Viertel. Zugespitzt gilt also tatsächlich: Die Pubertät macht dick. Im Alter von 16 Jahren stieg der Kalorienverbrauch wieder. Der Zusammenhang war unabhängig von Hormonen. Auch der Körperfettanteil stand in keinem Bezug zum Grundumsatz.
Nicht nur in der Pubertät, auch generell geht unser Kalorienverbrauch nur zu einem geringen Teil auf Bewegung zurück. Viel mehr Energie wird für den Grundumsatz in Ruhe, also die lebenswichtigen Körperfunktionen benötigt: um die Körpertemperatur zu erzeugen, um Denkprozesse im Gehirn zu ermöglichen, um Herz, Leber, Nieren und andere Organe in Betrieb zu halten.
Teenager sitzen zu viel
Die Studie zeigte außerdem, dass Teenager sich weniger bewegen. Bei den Mädchen nahm die körperliche Aktivität in den Lebensjahren 7 bis 16 sogar um ein Drittel ab. Das verstärkt das Problem und kann das Gewicht weiter ansteigen lassen.
Vermutlich ist das beschriebene Phänomen ein Überbleibsel früherer Zeiten, meinen die englischen Wissenschaftler. Im Laufe der menschlichen Evolution war es vorteilhaft, die Nahrung effizienter zu nutzen und Kalorien für das Wachstum einzusparen. Was früher das Überleben sicherte, begünstigt heute Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Diabetes. Daher sind Präventionsmaßnahmen gerade in der sensiblen Phase der Pubertät notwendig, betonen die Experten. Allerdings lässt sich das Risiko senken, wenn Eltern von Anfang an auf eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung achten - und ihren Kindern ein Vorbild sind.