Krisen besser bewältigen

Warum können einige Menschen Kummer und Krisen gut verkraften, während andere daran verzweifeln und psychisch krank werden? Die Resilienzforschung geht dieser Frage nach – und liefert erstaunliche Erkenntnisse.

Labyrinth mit Ausrufezeichen rot

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Manche Menschen sind wie Stehaufmännchen: Kaum hat das Schicksal ihnen einen Strich durch die Lebensplanung gemacht, ziehen sie schon wieder neue Ideen und Konzepte aus der Schublade – und gehen letztlich gestärkt aus allen Krisen hervor.

Ob Scheidung, Arbeitsplatzverlust oder Tod eines Angehörigen: Trotz belastender Ereignisse und großem Seelenkummer finden sie zurück zur inneren Balance und denken gar nicht daran, aufzugeben. Wie gelingt es diesen beneidenswerten Zeitgenossen, ihren Lebensmut immer wiederzufinden?

Krisen erfolgreich überwinden

Die Vermutung liegt nahe, dass bei „Stehaufmännchen“ die mentalen Schutz- und Selbstheilungsmechanismen einfach besser funktionieren als bei ihren Mitmenschen. Anders gesagt: Sie haben anscheinend eine höhere seelische Widerstandskraft. Diese wird Resilienz genannt und gilt als Wunderwaffe im Kampf gegen stressbedingte psychische Störungen. Denn wer lernt, Herausforderungen erfolgreich zu meistern, wird auch in Zukunft ähnliche Situationen besser bewältigen können.

Psychologen, Neurowissenschaftler und Mediziner arbeiten heute mit Hochdruck daran, dem Geheimnis der Resilienz auf die Spur zu kommen und daraus wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung seelischer Krisen zu entwickeln. Die Resilienzforschung ist ein noch relativ neues Forschungsgebiet – lange Zeit hat sich die Forschung in Psychiatrie und Psychotherapie vorwiegend an den Krankheitsbildern orientiert und sich weniger um die Vorbeugung gekümmert.

Seelische Widerstandskraft trainieren

Heute weiß man jedoch: Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen entstehen meist nicht von heute auf morgen. Vielmehr haben sie häufig lange Vorlaufzeiten, in denen anhaltender Stress oder kritische Lebensereignisse die seelische Belastbarkeit der Betroffenen Stück für Stück aushöhlen. Hier könnte künftig ein „Resilienztraining“ frühzeitig ansetzen und die Entwicklung einer Krankheit im Keim ersticken.

Die gute Nachricht: Auch Menschen die von Natur aus keine „Stehaufmännchen“ sind, können die Fähigkeit trainieren, trotz aller Probleme nicht aufzugeben – und zwar zu jedem Zeitpunkt des Lebens. Die eigene seelische Widerstandskraft zu stärken heißt unter anderem, hilfreiche Strategien (wie etwa positives Denken) und die Fähigkeit zu entwickeln, flexibel auf belastende Lebensereignisse zu reagieren.

Es macht einen großen Unterschied, ob ein Mensch mit seinem Schicksal hadert und sich als hilfloses Opfer sieht, oder ob er die Situation akzeptieren und sich dann auf Problemlösungen konzentrieren kann. Weitere Merkmale von Resilienz sind die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und Impulse kontrollieren sowie ein tragfähiges Netz aus sozialen Bindungen aufbauen zu können.