Kinder impfen lassen!

Immer weniger Eltern lassen ihre Kinder impfen
Foto © istockphoto_YanaTikhonova/DAK-Report

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden deutlich weniger Kinder und Jugendliche geimpft. Besonders stark sank die Quote der Erstimpfungen bei Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung. Fachleute warnen vor den Folgen dieser Impflücke und bitten Eltern dringend: Lassen Sie Ihre Kinder impfen!

Immer weniger Eltern lassen ihre Kinder impfen: Im Vergleich zu 2019 gab es 2021 einen Rückgang der Kinderimpfungen um elf Prozent. Hochgerechnet auf die Bevölkerung wurden damit rund 680.000 weniger Mädchen und Jungen geimpft. Besonders drastisch ist der Einbruch bei den Erstimpfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung: Sie nahmen um 31 Prozent ab. Das ergab einer Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit*.

„Wir beobachten schon länger einen Rückgang der Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen. In der Corona-Pandemie hat sich dieser negative Trend verstärkt“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Vorsorge sei sehr wichtig, und Kinder impfen zu lassen eine Investition in die Zukunft, so Storm: "Es gibt jetzt akuten Handlungsbedarf. Sonst wird die Gesundheit von vielen jungen Menschen plötzlich wieder durch Krankheiten bedroht, die als fast ausgerottet galten. Wir brauchen eine breite Aufklärungskampagne, um Eltern verstärkt über den Nutzen von Impfungen und das Risiko einzelner Krankheiten aufzuklären.“

Es drohen gefährliche Impflücken

Für den Kinder- und Jugendreport untersuchte das Wissenschaftsteam von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 782.000 Kindern und Jugendlichen aus den Jahren 2019 bis 2021. In die Analyse flossen Daten aus 3,3 Millionen Arztbesuchen und 750.000 Impfungen ein. „Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kann die Analyse-Ergebnisse bestätigen“, sagt sein Präsident Dr. Thomas Fischbach. Mögliche Ursache dafür, dass wir weniger Kinder impfen, sei die anhaltend hohe Zahl der Corona-Infektionen, meint Fischbach. Er fordert: "Wir müssen die Impflücken jetzt schließen.“

Nach den Daten der Sonderanalyse ging der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die eine Impfung erhielten, insgesamt um elf Prozent zurück. Auch die Arztbesuche nahmen ab: So gingen bundesweit rund 1,3 Millionen weniger Mädchen und Jungen in die Praxen als vor der Pandemie. Besonders deutlich ist die Abnahme bei der Gesamtimpfung gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung mit einem Minus von 23 Prozent - unter Gesamtimpfungen werden sowohl die erste und letzte Dosis eines Impfzyklus sowie Auffrischimpfungen zusammengefasst. Bei den Erstimpfungen sind teilweise stärkere Rückgänge zu erkennen: So sank die Erstimpfungsquote gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung beispielsweise um 31 Prozent.

Nicht nur Kinder impfen, sondern auch Jugendliche 

Auch bei den HPV-Impfungen für Jugendliche zur Krebsvorsorge gingen die Zahlen 2021 zurück: So sanken Gesamtimpfungen um 13 Prozent und Erstimpfungen um gut ein Viertel (24 Prozent). Dabei fiel der Rückgang bei Jungen deutlicher aus als bei Mädchen. Darüber hinaus gibt es Unterschiede bezüglich des sozialen Status: So sind die HPV-Erstimpfungsquoten für Jungen aus Familien mit hohem sozio-ökonomischem Status vor und während der Pandemie signifikant geringer als bei Jungen aus Familien mit mittlerem sozio-ökonomischem Status. Für Mädchen zeigen sich vom sozio-ökonomischen Familienstatus weitestgehend unabhängige Erstimpfungsquoten. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs, Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum verursachen. Eine Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

Ein Sonderfall in der DAK-Analyse ist die Masern-Mumps-Röteln-Impfung: Während die Dreifach-Impfung im Jahr 2021 um 18 Prozent zurückging, stieg die Vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken um 18 Prozent an, sodass der Rückgang ausgeglichen wurde. „Die ausgeglichene Quote bei den Mehrfachimpfungen mit Masern ist sicherlich die Folge der Masernimpfpflicht“, so Dr. Fischbach.

 

*Für die repräsentative Analyse wurden ambulante Behandlungsdaten von allen DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen.