Hypochonder – Krank vor Angst
Die Furcht vor einer schlimmen Krankheit überschattet das Leben von Hypochondern. Obwohl ihnen körperlich nichts fehlt, macht sie ihre Angst krank. Hypochondrie bedeutet so viel wie „an den Eingeweiden oder der Gegend unter den Rippen leidend“. In der Antike glaubten die Gelehrten, dass dort die Gemütserkrankungen entstehen.
Hinter dem Hustenreiz verbirgt sich ein tödlicher Lungentumor, und das Ziehen in der Brust kündigt garantiert den Herzinfarkt an: Hypochonder fürchten selbst bei banalen Beschwerden um ihre Gesundheit und um ihr Leben. Wenn der Arzt keine Anzeichen für eine Erkrankung feststellt und Entwarnung gibt, verschwindet die Angst deshalb noch lange nicht.
Alles nur Einbildung
Die Erkrankung an Hypochondrie ist unabhängig von Geschlecht oder sozialem Status. Hypochonder sind oftmals ängstliche und vorsichtige Menschen. Bei seelischer Not, Stress, hoher Arbeitsbelastung oder Konflikten reagieren sie besonders aufmerksam auf die Signale ihres Körpers. Kleine Veränderungen sehen sie als erste Anzeichen für eine schwere Krankheit. Hypochonder überbewerten und fehlinterpretieren diese Hinweise in der Regel.
Oft holen Hypochonder immer mehr Informationen ein – beispielsweise über das Internet. Diese bestätigen dann die Gewissheit, krank zu sein. Menschen mit hypochondrischen Störungen werden von ihren Mitmenschen selten ernst genommen. Die körperlichen Symptome sind aber weder vorgetäuscht noch eingebildet, sondern tatsächlich vorhanden. Betroffene erleben diese Anzeichen als unangenehm und beeinträchtigend.
Hoher Leidensdruck
Tatsächlich hat die Furcht des Hypochonders unter Umständen ernste Folgen. Zum Beispiel leistet sie Depressionen Vorschub oder führt in die soziale Isolation. Mit der Diagnose „Hypochondrie“ sind Ärzte verständlicherweise vorsichtig. Es besteht immer die Gefahr, eine tatsächlich vorhandene Krankheit zu übersehen.
Erst wenn der Arzt den Patienten und dessen Krankheitsgeschichte besser kennt, kann er eine solche Diagnose stellen. Doch charakteristisch für Hypochonder ist, dass sie Ärzte ständig wechseln. Das erschwert eine Diagnose.
Hilferuf der Seele
Erst wenn der Patient erkennt, dass er nicht etwa an einer schlimmen organischen, sondern an einer psychischen Krankheit leidet, kann die Therapie beginnen. Erfolgversprechend ist eine Verhaltenstherapie. Dabei lernen Betroffene mit dem Leiden umzugehen. Sie erkennen, dass nicht jedes körperliche Unwohlsein auf eine Krankheit hinweist.
Entspannung durch Yoga oder autogenes Training sind therapiebegleitend hilfreich. Dabei wird versucht, die negative Grundeinstellung vieler Betroffener zu ändern. Sie sollen in der Therapie positive Denkmuster sowie Strategien im Umgang mit Ängsten und Problemen erlernen. Im Einzelfall können ebenso Medikamente unterstützend helfen.