Die Kraft des Optimismus
Zum Jahresende haben Optimisten Saison: Hoffnungsfroh blicken sie auf das Kommende und zufrieden auf Erreichtes. Optimismus macht sogar das Altern leichter.
Karl Valentin bringt es mit seinem schwarzen Humor auf den Punkt: „Ein Optimist ist ein Mensch, der die Dinge nicht so tragisch nimmt, wie sie sind.“ Schließlich müssen wir alle einmal sterben und bis dahin noch eine Menge Ärger und manchen Schicksalsschlag überstehen. Pessimisten ist das sehr bewusst. Damit wir morgens trotzdem aufstehen und nicht gleich in Schwarzseherei versinken, hat die Natur uns aber offenbar mit einer Neigung zur leicht optimistisch verzerrten Wahrnehmung ausgestattet, stellt die Londoner Hirnforscherin Dr. Tali Sharot fest. Sie ist Expertin für Optimismus-Forschung. Befragungen zeigen zum Beispiel, dass 93 Prozent aller Verkehrsteilnehmer glauben, überdurchschnittlich gute Fahrer zu sein. Das kann schon rein statistisch nicht hinhauen. Desgleichen glaubt die große Mehrzahl aller Befragten, besser als der Durchschnitt mit anderen Menschen zurechtzukommen. Diese optimistische Überschätzung eigener Fähigkeiten und Chancen zeigen wir auch, wenn es um Zukunftsaussichten, berufliche Aufstiegsmöglichkeiten, die Talente unserer Kinder oder den Schutz vor Erkrankungen wie Krebs geht.
Optimisten sind erfolgreicher
Zweckoptimismus hilft uns offenkundig zu überleben und an unsere Ziele zu glauben. Denn wir brauchen die Fähigkeit, uns eine bessere Realität vorstellen zu können, um uns überhaupt darum zu bemühen. Und selbst wenn vieles dann nicht klappt, stehen ausgesprochen optimistische Menschen besser da als Pessimisten und sogar als vorsichtige Realisten. Denn vieles versuchen diese gar nicht erst, weil sie nicht an den Erfolg glauben. Dadurch entgeht ihnen aber neben der Vorfreude auf bessere Zeiten auch die Kraft der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Denn wer sein Ziel optimistisch einschätzt, erreicht es leichter. Allerdings ist es mit dem Optimismus wie mit gutem Rotwein: Ein Glas reicht, zu viel davon führt zu Realitätsverlust.
Unterschiedliche Denkmuster
Es liegt nicht an besseren fachlichen Kompetenzen, wenn Optimisten mehr Erfolg haben als vorsichtige Skeptiker oder gar Pessimisten. Sie denken zuversichtlicher und können dadurch besser mit Rückschlägen umgehen. „Das kriege ich schon wieder hin“, glauben sie und suchen nach den Gründen für den vorübergehenden Misserfolg. Pessimisten hingegen fürchten, dass sich der Fehlschlag in ähnlichen Situationen wiederholt und glauben, dass ihr persönliches Versagen die Ursache ist. Durch ihr schwächeres Selbstvertrauen neigen sie auch mehr zu Vermeidungsverhalten und Passivität. Optimisten hingegen sehen die Ursache für einen Fehlschlag lieber in ungünstigen äußeren Umständen. Bei Erfolgserlebnissen ist es übrigens genau umgekehrt: Hier glauben die Pessimisten eher an „günstige Umstände“, während die Optimisten den Erfolg ihrem persönlichen Einsatz, Fleiß oder Talent zuschreiben. Keine Frage, dass sie damit auch mehr Talent zum Glück zeigen.
Aktive altern glücklicher
Mit ihrer zuversichtlichen Haltung fühlen sich Optimisten nicht nur entspannter und zufriedener. Sie verfügen auch über stärkere Abwehrkräfte als die von Zweifeln geplagten Pessimisten, sind gesünder und leben länger. Selbst auf die Qualität des Lebensabends hat ihre Einstellung Einfluss. Wer sich seinen Ruhestand aktiv, gesund und gesellig vorstellt, wird später trotz mancher gesundheitlicher Einschränkungen enorm davon profitieren, weist eine Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) nach. Wer sich hingegen in jüngeren Jahren sein Alter gebrechlich, einsam und krank vorstellt, könnte die negativen Vorstellungen später tatsächlich am eigenen Leib erfahren. Die DZA-Studien zeigen, dass in der Vorstellungskraft ein großes Potenzial für Lebensqualität und Gesundheit auch im Alter liegt. Nicht nur eine gute medizinische Versorgung ist entscheidend, sondern auch die Überzeugung, sein Leben aktiv zu gestalten.
Wagen Sie mehr Zuversicht
• Überprüfen Sie Ihre Denkgewohnheiten.
• Lenken Sie den Blick auf Ihre Stärken statt Schwächen.
• Verallgemeinern Sie keine unguten Erfahrungen.
• Sehen Sie Schwierigkeiten als Denkanstöße.
• Suchen Sie mögliche Alternativen zur Lösung eines Problems.
• Entwickeln Sie eine „Ich kann“-Einstellung, ganz gleich was passiert.
• Geben Sie sich bei Misserfolgen immer eine weitere Chance.
• Lassen Sie sich von Kritik nicht entmutigen.
• Malen Sie sich Verbesserungsmöglichkeiten genau aus.
• Zählen Sie beim Einschlafen statt Schäfchen alles Positive des Tages auf.