Corona-Virus: Kein Kuss für Oma
Das neue Corona-Virus breitet sich weiter rasant in Deutschland aus. Ältere Menschen erkranken bei einer Infektion oft schwer. Sie brauchen daher besonderen Schutz.
Beim Corona-Virus gehören alle Menschen über 65 Jahre zur Risikogruppe Nummer eins. Je älter, desto größer ist die Gefahr, dass die Infektion eine schwere Lungenentzündung hervorruft. „Es gibt dennoch keinen Grund zur Panik“, beruhigt Professor Hans Jürgen Heppner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Die Empfehlung, alte Menschen sollten sich am besten zu Hause isolieren, sei unbegründet, so der Chefarzt der Klinik für Geriatrie am HELIOS Klinikum Schwelm. Professor Heppner mahnt allerdings zu Besonnenheit und erhöhten Hygienemaßnahmen. Eine größere Familienfeier sei derzeit keine gute Idee.
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sollten aber momentan von einem direkten Kontakt zu ihren Großeltern absehen, da sie als Hauptüberträger des Corona-Virus gelten. Bis auf weiteres gilt also leider: Kein Kuss für Oma – und auch nicht für Opa. Erwachsene über 50 Jahre sollten beim Besuch ihrer betagten Eltern auf Umarmungen verzichten, ausreichend Abstand halten (etwa 1,5 Meter) und vorher und nachher die Hände gründlich waschen.
Das Corona-Virus kann für ältere Menschen tödlich sein
Mit dem Menschen altert auch sein Immunsystem. Die Infektabwehr funktioniert langsamer und schwächer als die bei jüngeren Patienten. Grundsätzlich sind Senioren also anfälliger für Infektionen, wie es auch bei der Grippe und jetzt beim Corona-Virus SARS-CoV-2 zu beobachten ist. „Zudem liegen bei Hochbetagten häufig viele Vor- und chronische Begleiterkrankungen vor“, erklärt DGG-Präsident Heppner. Neben Herzleiden sind vor allem Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD problematisch. „Treffen höheres Alter und chronische Erkrankungen zusammen oder sogar mehrere chronische Erkrankungen, erhöht sich das Infektions- und Sterberisiko.“
Das erleben Geriater jedes Jahr im Laufe der Grippesaison: In den vergangenen Jahren betrafen etwa 90 Prozent der Todesfälle aufgrund von Influenza die Altersgruppe 60plus. Entsprechend ziehen Altersmediziner mit Blick auf das neue Corona-Virus die gleichen Schlüsse: Die Gruppe der Senioren und geriatrischen Patienten hat das höchste Risiko, schwer zu erkranken oder an dem Virus zu versterben. Der Chef-Virologe der Charité, Professor Christian Drosten, prognostiziert sogar eine mögliche Sterberate von bis zu 25 Prozent.
Soziale Isolation ist auf Dauer keine Lösung
„Jenseits des Rentenalters müssen wir die Bevölkerung wirklich schützen“, so Professor Heppner, „aber bitte alles jenseits der Panik! Es wird niemand für Monate weggesperrt, es wird kein Kontaktverbot geben und eine soziale Isolation ist keinesfalls die Lösung.“
Im Gegenteil: Auch soziale Isolation kann krank machen. Allerdings mahnt der Altersmediziner auch Angehörige, etwaige Familienarrangements derzeit zu überdenken. „Die nächsten Monate sind die Großeltern nicht der Ersatz für die KiTa oder Ganztagsschule, so schmerzlich das ist. Aber vielmehr sollten Kinder und Enkel, wenn möglich, für die Großeltern einkaufen gehen, damit diese nicht in den Supermarkt müssen und sich einer Ansteckungsgefahr aussetzen.“
Die 10 wichtigsten Tipps für den Alltag
1. Häufig Händewaschen mit Wasser und Seife für mindestens 20 Sekunden (desinfizierende Zusätze sind in der Regel nicht notwendig)
2. Nach dem Waschen die Hände gründlich abtrocknen (Handtuch dabei täglich wechseln)
3. Aufs Händeschütteln oder auch engen Körperkontakt wie Umarmungen zur Begrüßung verzichten
4. Abstand halten zu Menschen, die niesen oder husten
5. Einwegtaschentücher benutzen
6. Nach dem Husten, Niesen und Naseputzen wieder die Hände waschen
7. Große Menschenansammlungen und engen körperlichen Kontakt meiden (Familienfeierlichkeiten auf Einzelbesuche reduzieren)
8. Auf alle Reisen verzichten
9. Spazieren an der frischen Luft, um die Immunabwehr zu trainieren
10. Pneumokokken-Impfung nachholen.
Die Impfung gegen Pneumokokken wird empfohlen
Die DGG appelliert zudem an alle Senioren, gegebenenfalls die Pneumokokken-Impfung nachzuholen. „Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt und komplettieren Sie Ihren Impfschutz gegen die saisonale Grippe und Pneumokokken, wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen“, rät Dr. Anja Kwetkat, Direktorin der Klinik für Geriatrie am Universitätsklinikum Jena und Sprecherin der AG-Impfen innerhalb der DGG.
„Eine Pneumokokken-Impfung ist extrem wichtig, da bei geimpften Patienten eine Lungenentzündung mit deutlich milderen Symptomen verläuft als bei nicht-geimpften Patienten.“ Denn: Ähnlich wie bei der Influenza ist auch beim Corona-Virus nicht allein das Virus an sich, sondern die sich daraus entwickelnde Lungenentzündung am Ende fatal. Daher trägt die Pneumokokken-Impfung zur Prophylaxe bei.