Mensch ärger dich nicht
Pleiten, Pech und Pannen gehören zum Leben. Ärger muss trotzdem nicht sein. Bleiben Sie lieber gelassen.
Sie stecken im Stau und haben einen wichtigen Termin? Oder den Zug knapp verpasst? Das Essen ist angebrannt, weil das Telefon im falschen Moment geklingelt hat? Gut, dass Sie keine Gäste erwarten. Schon ärgerlicher, wenn beim Stadtbummel die Geldbörse abhanden kommt. Und was tun mit dieser hochgradig nervigen Kollegin, der man nicht ausweichen kann? Das Leben könnte viel angenehmer sein – ohne Ärger.
Wie sehr wir uns ärgern, hängt weniger davon ab, was uns widerfährt als davon, wie wir damit umgehen. Positive Denkweisen lassen manchen Frust gar nicht erst aufkommen – oder lenken ihn in andere Bahnen. Doch sich einfach nur vorzunehmen, künftig gelassener zu reagieren, reicht nicht. Den veränderten Umgang mit typischen Ärger-Auslösern muss man sich allmählich antrainieren. Auch in Sachen Gelassenheit macht Übung den Meister.
Ärger ist Stress
Damit kein Missverständnis aufkommt: Es geht nicht darum, alle negativen Gefühle zu verdrängen. Ärger kann durchaus berechtigt sein, und wer ihn ständig herunterschluckt, explodiert eines Tages überraschend bei einer harmlosen Kleinigkeit. Oder er bekommt gesundheitliche Probleme.
Doch die Wut einfach herauszulassen stößt nicht nur andere vor den Kopf. Ärger verursacht auch Stress und wirkt sich so negativ auf den Körper aus. Chronischer Ärger bedeutet nichts anderes als chronischer Stress. Wer sich also ständig über jede Kleinigkeit ärgert, leidet unter typischen Stresssymptomen und erhöht sein Herzinfarktrisiko.
Erst mal Abstand gewinnen
Wir kennen das alle: Aus irgendeinem Anlass schwappt eine große Frustwelle in uns hoch. Im Büro schlucken wir den Ärger vielleicht noch zähneknirschend herunter und machen die sprichwörtliche „Faust in der Tasche“. Doch in einer vertrauten Umgebung wie der Familie geben wir unseren Gefühlen nicht selten lautstark Ausdruck – und der Krach ist programmiert.
So berechtigt der Ärger manchmal sein mag: So aufgewühlt erreichen wir gar nichts und sagen manches, was wir später bereuen. Das Klügste ist, erst mal den Raum zu verlassen mit dem Hinweis: „Darüber reden wir später.“ Räumlich auf Distanz zu gehen schafft einen Sicherheitspuffer und gibt Gelegenheit, sich erst mal wieder zu beruhigen.
Tief durchatmen und auch innerlich etwas Abstand zum Geschehen zu bekommen, das lässt schon einen Teil des Ärgers verfliegen und macht Platz für Überlegungen wie: „Was genau regt mich so auf, und was kann ich dagegen am besten tun?“ Auch ein Perspektivwechsel hilft, zum Beispiel die Situation bewusst aus dem Blickwinkel des anderen Menschen zu betrachten.
Mit Bewegung Dampf ablassen
Wer in der ersten Wut nicht wie ein Elefant im Porzellanladen alles kaputt machen möchte, sollte erst mal raus an die frische Luft. Denn Ärger setzt eine in unseren Genen einprogrammierte Kampf- und Stressreaktion in Gang, die unseren Urahnen in grauer Vorzeit das Leben gerettet hat. In Konfliktsituationen hatten Steinzeitmenschen oft nur die Wahl zwischen fliehen und kämpfen. Deshalb stellt das Gehirn sofort den nötigen Hormoncocktail zur Aktivierung aller körperlichen Kräfte bereit: Stresshormone werden ausgeschüttet, der Blutdruck steigt, es kommt zu starker innerer Anspannung.
Da der moderne Mensch im Alltag nicht mehr zur Keule greifen kann, schadet dieser „unnötige“ Alarmzustand dem Körper. Bewegung hilft, die Stresshormone wieder auf Normalpegel abzubauen. Schnell eine Runde um den Block zu gehen, zu radeln oder zu joggen, beruhigt also nicht nur das Gemüt. Es bringt uns zudem auf andere Gedanken und liefert gute Ideen. Denn Bewegung fördert die Kreativität.
Tief atmen und loslassen
Es gibt Situationen bei der Arbeit oder in der Familie, aus denen man nicht einfach weggehen kann – oder wo keine Zeit bleibt für die bewährte Runde um den Block. Fast immer ist es aber möglich, sich auf dem „stillen Örtchen“ eine kurze Auszeit zu gönnen. Auch wenn die Toilette nicht immer der schönste Ort ist, schützt sie davor, vor anderen die Nerven zu verlieren.
Was immer hilft: Ein paarmal tief in den Bauch atmen und an etwas anderes, Schönes denken. Wenn Sie nur an den Ärger denken können, gehen Sie vor den Spiegel und lächeln Sie sich bewusst an. Das unterbricht die Ärgerspirale erst einmal. Sagen Sie sich außerdem: Stopp! Ich bin nicht in Lebensgefahr und finde in Ruhe eine Lösung. Bei ständigem Ärger können Atem- und Entspannungsübungen ebenso wie Meditation helfen, den Groll loszulassen.