Wie viel Schlaf ist gesund?

Nicht zu viel und nicht zu wenig Schlaf sollte es sein

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Zu wenig Schlaf ist ungesund, so viel steht fest. Verblüffend aber: Auch zu viel Schlaf schadet.  Das haben kanadische Forscher in einer weltweiten Studie mit über 100.000 Teilnehmern festgestellt.

Um den Schlaf und seine Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensdauer exakt zu erforschen, starteten die Wissenschaftler der McMaster-Universität in Hamilton (Kanada) ein wahres Mammutprojekt: Anhand eines standardisierten Fragebogens eruierten sie die Schlafgewohnheiten, den Lebensstil und bekannte Erkrankungen bei über 100.000 Menschen aus 21 Staaten. Darunter befanden sich vier Industrie-, zwölf Schwellen- und fünf Entwicklungsländer. Die Forscher deckten damit sämtliche Weltregionen ab.

Die Studienteilnehmer wurden gefragt, wann sie abends ins Bett gehen und wann sie aufwachen. Zudem sollten sie angeben, ob und wie lange sie Nickerchen halten. Daraus berechneten die Forscher die nächtliche sowie die gesamte Schlafdauer, wie die ÄrzteZeitung berichtete.

Die Mehrheit schläft sechs bis acht Stunden

Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer im Schnitt 50 Jahre alt. Rund 43 Prozent schliefen insgesamt sechs bis acht Stunden täglich. Knapp 10 Prozent gaben an, regelmäßig weniger als sechs Stunden zu schlafen. Der Rest schlief durchschnittlich mehr als acht Stunden: Jeder Vierte gönnte sich bis zu neun Stunden Bettruhe, neun bis zehn Stunden Schlaf benötigten 14 Prozent der Befragten. Und immerhin 7,5 Prozent blieben sogar länger als zehn Stunden liegen.

Diese extremen Vielschläfer waren im Schnitt etwas älter und körperlich träger, sie rauchten häufiger und tranken deutlich mehr Alkohol als die übrigen Teilnehmer. Außerdem litten sie vermehrt an Bluthochdruck und Atemnot. Dagegen hatten die Kurzschläfer gehäuft Diabetes und Übergewicht, sie lebten vermehrt in Städten.

Wer länger schläft, lebt kürzer

Während der Studiendauer von acht Jahren beobachteten die Forscher über 7.300 Herzinfarkte. Rund 4.400 Teilnehmer starben, ebenso viele erlitten einen Schlaganfall. Die wenigsten Infarkte und Todesfälle zeigten sich in der Gruppe mit sechs bis acht Stunden Schlaf. Das erhöhte Risiko für die Kurzschläfer relativierte sich jedoch, wenn die Forscher sämtliche bekannten Lebensstilfaktoren und Vorerkrankungen berücksichtigten. Dann ergab sich bei den Studienteilnehmern mit weniger als sechs Stunden Nachtruhe kein erhöhtes Sterberisiko mehr durch ihre Schlafgewohnheiten.

Anders dagegen bei den Menschen mit neun bis zehn Stunden Schlaf: Sie starben auch bei Berücksichtigung der anderen Einflussfaktoren deutlich häufiger als die Studienteilnehmer mit sechs bis acht Stunden Schlaf. Noch einmal sehr viel höher war die Sterberate bei den Personen mit über zehn Stunden Schlaf pro Tag.

Wer wenig schläft, hat mehr Unfälle

Wer wenig schläft, riskiert damit zwar keine schwerwiegenden Gesundheitsschäden. Die Kurzschläfer erlitten allerdings vermehrt Unfälle – was darauf hindeutet, dass sie öfter mal nicht richtig ausgeruht waren und eigentlich mehr Schlaf gebraucht hätten.

Insgesamt ergaben sich zwischen den einzelnen Ländern wenig Unterschiede. Der erholsame Schlummer scheint also für alle Menschen gleich wichtig zu sein, kulturelle Einflüsse spielen für seine Dauer und Güte offenbar keine Rolle.

Wer viel schläft, ist vielleicht schon nicht gesund

Wie lautet das Fazit der Forscher? Zu wenig Schlaf sei zwar nicht unmittelbar ein Gesundheitsrisiko, so die Wissenschaftler – doch chronischer Schlafmangel beeinträchtige den Insulinstoffwechsel und fördere damit Diabetes und Übergewicht. In der Studie zeigte sich ein erhöhter Anteil von Dicken und Diabetikern unter den Kurzschläfern.

Bei den extremen Langschläfern spielen wahrscheinlich Vorerkrankungen eine große Rolle: Viele von ihnen werden nicht krank, weil sie lange schlafen – sondern sie schlafen viel, weil sie nicht gesund sind. So können viele Erkrankungen wie etwa Kreislaufprobleme, Hormonstörungen, neurologische Erkrankungen oder Depressionen eine anhaltende Müdigkeit hervorrufen. Ärzte sollten daher ihre Patienten gelegentlich nach der nächtlichen Ruhezeit fragen. Schlafen sie ungewöhnlich viel, deutet dies möglicherweise auf eine noch nicht erkannte Grunderkrankung.