Au backe: Wenn Kinder Kreidezähne haben

Was tun, wenn Kinderzähne bröckeln

Foto: © Informationsstelle für Kariesprophylaxe/Bojan-fotolia

Fleckig, porös, schmerzempfindlich: Bei vielen Kindern sind die ersten bleibenden Zähne weich wie Kreide. Selbst gutes Putzen hilft nicht. Ursache für die Kreidezähne ist eine mysteriöse Zahnschmelz-Erkrankung.

Die sogenannten Kreidezähne treten inzwischen bei über 30 Prozent der Zwölfjährigen auf. Zahnärzte gaben der Erkrankung den komplizierten Namen „Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation“ (MIH). Dabei bildet sich der Zahnschmelz nicht richtig aus, die Kinderzähne sind weiß-gelblich oder bräunlich gefleckt und teilweise porös. Sie weisen zudem eine raue, zerfurchte Oberfläche auf, jede Berührung tut weh.

Betroffen sind meistens die ersten vier bleibenden Backenzähne. Sie sind bereits geschädigt, wenn sie aus dem Kiefer wachsen – das passiert im sechsten oder siebten Lebensjahr. Seltener kommt die MIH auch an den Milchbackenzähnen und den oberen bleibenden Schneidezähnen vor.

Kreidezähne sind besonders kariesanfällig

Die betroffenen Zähne sind besonders kariesanfällig. Das hat mehrere Gründe:

  • Dem Zahnschmelz fehlen Mineralien und damit die nötige Widerstandskraft.
  • Auf der rauen und zerfurchten Zahnoberfläche können sich die Kariesbakterien leicht ansiedeln.
  • Der poröse Zahnschmelz lässt sich schlecht putzen.
  • Da die Zähne schmerzempfindlich sind, machen die Kinder hier mit der Zahnbürste einen Bogen.

Für die betroffenen Kinder kann schon ein Lufthauch schmerzhaft sein: Essen, Trinken und die Zahnpflege werden zur Qual. Kreidezähne beeinträchtigen nicht nur das tägliche Leben der Kinder, auch die Behandlung beim Zahnarzt ist schwierig.

Fluoride härten den Zahnschmelz

„Damit die betroffenen MIH-Zähne nicht auch noch kariös werden, muss neben einer gründlichen Mundhygiene eine intensive Kariesprophylaxe betrieben werden“, so Dr. Eberhard Riedel von der Informationsstelle für Kariesprophylaxe. Wichtigste Maßnahme bei der Vorsorge ist die Zahnschmelzhärtung durch Fluoride. Sie erfolgt durch die Benutzung einer fluoridhaltigen Zahnpasta, ergänzt durch die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz im Haushalt.

„Bei Kindern mit MIH im Milchgebiss sollten die Eltern unbedingt darauf achten, dass beim zweimal täglichen Zähneputzen die Kinderzahnpasta in Kontakt mit dem geschädigten Zahn kommt. Sind die ersten bleibenden Zähne durchgebrochen, sollte zusätzlich zweimal täglich eine fluoridhaltige Mundspüllösung oder einmal wöchentlich ein hoch konzentriertes Fluoridgelee verwendet werden“, empfiehlt Riedel. „Regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt im Abstand von drei bis sechs Monaten, bei denen die Zähne nach Bedarf mit Fluoridlack behandelt werden, können dann einen optimalen Schutz gewährleisten.“

Früh und regelmäßig zum Zahnarzt gehen

Der Zahnarzt rät Eltern, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, wenn die bleibenden Zähne durchbrechen. Im Alter von etwa acht Jahren sind meist alle vier bleibenden Backenzähne und die Schneidezähne durchgebrochen, sodass spätestens dann eine genaue Diagnose erstellt werden kann.

Je früher MIH erkannt und behandelt wird, desto besser. „Die Frühdiagnostik durch den Zahnarzt ist auch deshalb ratsam, weil Eltern die typischen Flecken auf den Zähnen oft mit einer harmlosen Fluorose verwechseln“, weiß Riedel aus seiner Praxis zu berichten. „Die eher harmlose Fluorose entsteht durch zu viel Fluorid, wenn beispielsweise neben fluoridhaltiger Zahnpasta und fluoridiertem Speisesalz zusätzlich Fluoridtabletten gegeben werden. Im Gegensatz zur MIH bleibt der Zahnschmelz bei einer Fluorose jedoch intakt.“

Die Ursachen der Kreidezähne sind unbekannt

Über die genauen Ursachen der Kreidezähne ist noch wenig bekannt. Vermutet wird, dass eine Störung während der Zeit der Schmelzbildung der ersten bleibenden Zähne auftritt, also zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr.

Diskutiert werden unterschiedliche Auslöser: Unter anderem könnte der Weichmacher Bisphenol A, der in Kunststoff enthalten ist und über die Nahrung aufgenommen wird, eine wesentliche Rolle spielen. Die MIH scheint aber von mehreren Faktoren abhängig zu sein. Weitere mögliche Ursachen könnten Infektionskrankheiten oder eine Antibiotika-Behandlung während der Schwangerschaft oder im Kleinkindalter sein.