Schulkinder werden immer dicker

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Eine aktuelle Studie zeigt, dass Kinder ab der Einschulung vermehrt an Gewicht zulegen. Eine besorgniserregende Entwicklung. Denn nur die Hälfte der Schulkinder schafft es später im Leben, das überschüssige Gewicht wieder loszuwerden.

Im Vorschulalter ist die Mehrheit der Kinder in Deutschland noch schlank, ihr Gewicht liegt im Normalbereich. Das ändert sich jedoch akut mit der Einschulung: Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine rasante Gewichtszunahme bis hin zum Jugendalter.

Zu diesem alarmierenden Befund über Schulkinder kam die sogenannte KiGGS-Studie („Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“) – sie wird als Langzeiterhebung vom Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführt. Das RKI ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -vorsorge.

Zu viel Zucker macht fett

Früher war eine prall mit Süßigkeiten gefüllte Schultüte noch etwas Besonderes. Heute ist sie der Regelfall. Und auch sonst ist der Zuckerkonsum inzwischen enorm hoch: In Deutschland sind es rund 35 Kilogramm pro Person und Jahr. Das entspricht 100 Gramm oder 32 Zuckerwürfeln am Tag. Vor 50 Jahren waren es „nur“ 10 Zuckerwürfel.

Dabei ist der viele Zucker nur eine von mehreren Ursachen für Übergewicht. Auch sehr fett- und eiweißreiche Mahlzeiten, mangelnde Bewegung und übermäßiger Medienkonsum tragen wesentlich dazu bei, dass der Bauchumfang wächst. Betroffen sind häufig mehrere Familienmitglieder. Oft werden die Ursachen für Übergewicht im Alltag gar nicht mehr wahrgenommen. Doch ungesunde Gewohnheiten schauen sich besonders die kleineren Kinder häufig ab.

Eine Ernährungsberatung kann helfen

Hat man erst einmal zugenommen, ist es schwer, das Übergewicht wieder abzubauen. Denn dafür müssen festgefahrene Gewohnheiten geändert werden. Am sinnvollsten für übergewichtige Schulkinder ist eine professionelle Beratung für die ganze Familie. „Diäten oder strikter Verzicht führen meist nicht zum gewünschten Effekt und bergen darüber hinaus extreme Gesundheitsrisiken für Kinder“, warnt die Ernährungsexpertin Heide Breer-Marks aus Hagen. Essstörungen oder auch psychische Probleme können die Folge sein.

Im Rahmen einer Ernährungsberatung werden die Ursachen für das Übergewicht nach und nach analysiert. Veränderungen werden aber nicht auf einmal durchgeführt, sondern Schritt für Schritt. Dabei sind gerade kleine Veränderungen, wie die Umstellung auf zuckerfreie Getränke, wertvoll für den Weg zum Wohlfühlgewicht. Mit der Einschulung des Kindes beginnt ein neuer Lebensabschnitt – ein guter Zeitpunkt, um neue, gesunde Gewohnheiten in den Alltag zu integrieren.

Viel Bewegung hält Schulkinder schlank

Wie viel Bewegung ist nötig, um gesundheitswirksame Effekte zu erzielen? Wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese Frage liefert eine Forschergruppe des Departements für Sportwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg. Für die Aktivität, die einer gesunden körperlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dient, werden altersabhängige Richtwerte empfohlen. Säuglinge und Kleinkinder sollten sich so viel wie möglich bewegen und in ihrem natürlichen Bewegungsdrang möglichst nicht gehindert werden. Die Forscher empfehlen eine tägliche Bewegungszeit von mindestens 180 Minuten für Kinder im Vorschulalter. Ab der Einschulung sollte bis ins Jugendalter täglich eine Bewegungszeit von mindestens 90 Minuten erreicht werden.

Doch hier gibt es in der Praxis großen Nachholbedarf. Nach der KiGGS-Studie bewegen sich 75 Prozent der Mädchen und 70 Prozent der Jungen im Alter von drei bis 17 Jahren nicht einmal 60 Minuten pro Tag. Es ist deshalb dringend nötig, die körperliche Aktivität der Kinder zu steigern und sitzende Tätigkeiten zu reduzieren. Tipps und Anregungen, wie sie ihre Kinder zu einem gesunden Lebensstil motivieren können, finden Eltern zum Beispiel hier. Weitere nützliche Hinweise bieten außerdem folgende Webseiten: www.pebonline.de und www.komm-in-schwung.de.