Wie Radfahren als Therapie wirken kann

Radfahren kann bei verschiedenen Beschwerden eine Therapie sein
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Bewegung ist die beste Medizin. Regelmäßiger Ausdauersport kann nicht nur Erkrankungen vorbeugen, sondern auch so manche Beschwerden lindern. Neben dem Joggen oder Schwimmen bietet sich vor allem das Radfahren als Therapie an. Zum Beispiel bei zehn häufigen Gesundheitsproblemen.

Radfahren stärkt das Herz

Selbst für Herzpatienten bietet sich das Radfahren als Therapie an. Bereits kleine Wege mit dem Fahrrad und Trainingseinheiten zwischen zehn bis 30 Minuten können helfen, das Fortschreiten einer Herzerkrankung zu verlangsamen. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt ein moderates Ausdauertraining mit dem Fahrrad, am besten fünfmal pro Woche. Bevor Herzkranke in die Pedale treten, sollten sie sich allerdings intensiv untersuchen lassen und mit dem Kardiologen die Belastbarkeit sowie den passenden Trainingspuls abklären. Um die Herzfrequenz im Blick zu behalten, bieten sich eine Pulsuhr oder ein Brustgurt als Trainingsbegleiter an. Herzkranke profitieren besonders von den Möglichkeiten eines E-Bikes: Durch die Motorunterstützung lassen sich beispielsweise Steigungen meistern, ohne dass die Belastung für das Herz in den roten Bereich klettert.

Den Blutdruck runter radeln

Auch Menschen mit Bluthochdruck profitieren vom Radfahren. Aber Vorsicht: Was bei einer leichten Hypertonie gut ist, kann bei Blutdruckwerten über 160 mmHg (systolischer Wert) gefährlich werden. Deshalb unbedingt vorab mit dem Arzt sprechen und regelmäßig den Blutdruck kontrollieren. Um Überlastungen des Herz-Kreislauf-Systems durch sportliche Anstrengungen auszuschließen, ist das Fahrrad aber prädestiniert: Dank der Gangschaltung können Belastung und Tempo so dosiert werden, dass der Biker immer im angenehmen Bereich fährt. Die Grundregel lautet: Man sollte sich beim Fahren stets ohne Schnaufen unterhalten können.

Radfahren als Therapie bei Arthrose

Radfahren gilt als ein idealer Sport für Menschen mit Arthrose. Da ein Großteil des Gewichts auf dem Sattel ruht, werden Hüft- und Kniegelenke geschont. Durch die gleichbleibenden Trittbewegungen wird außerdem die Durchblutung verbessert und vermehrt Gelenkflüssigkeit produziert - sie ernährt und schmiert den Knorpel. Ganz wichtig ist jedoch: Das Fahrrad muss richtig eingestellt sein, damit die Gelenke nicht falsch belastet werden. Deshalb sollte man sich im Fachhandel intensiv beraten lassen, um die individuell richtige Haltung auf dem Rad zu finden.

Radfahren hilft auch bei Rückenschmerzen

Das liegt daran, dass man beim Radfahren insbesondere die kleinen Stützmuskeln stärkt,
die die einzelnen Wirbelkörper umgeben. So wird die Rückenmuskulatur kräftiger und die Wirbelsäule stabilisiert. Voraussetzung ist aber die richtige Sitzhaltung. Diese ist eine individuelle Sache und hängt auch von der Art des Fahrrads ab. Für Trekkingfahrer gilt: Die Wirbelsäule sollte die natürliche Doppel-S-Form beibehalten und sich nicht komplett zum Rundrücken beugen. Den Oberkörper maximal 15 bis 20 Grad nach vorne neigen, um entspannt und rückenschonend auf dem Rad zu sitzen.

Diabetes wegstrampeln

Bewegungsmangel und Übergewicht sind zwei wesentliche Risikofaktoren für Diabetes. Die Studie „Diet, Cancer and Health" aus Dänemark belegt, dass regelmäßige Radfahrer seltener an Typ-2-Diabetes erkranken. Bereits eine Stunde Radfahren in der Woche soll das Risiko um 28 Prozent verringern. Die Deutsche Diabetes-Hilfe rät auch bereits Erkrankten, das Radfahren als Therapie zu nutzen. Fünf- bis sechsmal pro Woche je eine halbe Stunde Radfahren helfe, den Blutzuckerspiegel mit weniger Medikamenten zu senken. Einsteiger sollten sich jedoch nicht von übertriebenem Ehrgeiz packen lassen: Statt anstrengender Touren in den Bergen ist eine flache und kürzere Runde eine gute Wahl.

Mit dem Fahrrad gegen die Fettsucht

Von der sogenannten Fettsucht (medizinisch Adipositas) sprechen Ärzte bei krankhaftem Übergewicht. Adipositas birgt zusätzlich ein hohes Risiko für Begleiterkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck. Zur Behandlung eignet sich neben einer Ernährungsumstellung auch Bewegung. Radfahren gilt als guter Einstieg, um den Fettstoffwechsel anzukurbeln. Viele Räder und E-Bikes sind jedoch nur für ein maximales Gesamtgewicht (Rad und Fahrer plus Gepäck) von 100 bis 140 Kilogramm zugelassen. Mittlerweile gibt es aber E-Bikes, die ein Maximalgewicht von 180 Kilogramm ermöglichen. Sie sind speziell für schwergewichtige und große Personen geeignet.

Muskeltraining bei Multipler Sklerose

Bei Menschen mit Multipler Sklerose können oft zu Anfang die Muskeln geschwächt werden, die für die Mobilität verantwortlich sind. Deshalb ist der Umstieg auf das Fahrrad ein wichtiger Schritt, um weiterhin mobil im Alltag zu sein, wenn das Gehen schwerer fällt: Der Bewegungsradius wird erweitert, die Grundfitness gesteigert und die Muskelkraft erhöht. Gleichgewichtsprobleme, unkontrollierte Bewegungen oder mangelnde Kontrolle der Muskelkraft sind kein Grund, auf das Radfahren zu verzichten - in diesen Fällen helfen Spezialräder, die sogenannten Trikes. Durch ihre drei Räder können sie nicht umfallen.

Positive Effekte bei Parkinson

Radfahren und Parkinson passen eigentlich nicht zueinander - das war zumindest lange Zeit eine Annahme. Neue Erkenntnisse zeigen laut der Hilde-Ulrichs-Stiftung für Parkinsonforschung jedoch, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Selbst bei Patienten mit weit fortgeschrittenem Krankheitsbild konnte das Radfahren als Therapie eingesetzt werden. Eine verbesserte Stimmung und Reduzierung der Symptome waren die Folge. Aber nicht jeder Mensch mit Parkinson reagiert gleich: Die Lust am Radfahren muss vorhanden sein, um einen positiven Effekt zu erzielen. Kippstabile Dreiräder bieten sich auch in diesem Fall als Fahrzeuge an, um die Mobilität zu verbessern und die Sturzgefahr zu minimieren.

Verbesserter Blutfluss in den Venen

Die Venenschwäche ist eine verbreitete Volkskrankheit. Besenreiser und Krampfadern treten auf, wenn die Beine zu wenig bewegt werden - dann staut sich das Blut in den Venen, Schwellungen und schwere Beine sind die Folge. Hier wirkt das Radfahren als Therapie, indem das stete Pedaltreten die sogenannte Muskelvenenpumpe aktiviert: Die Wadenmuskulatur presst die Venen zusammen und drückt so das Blut zurück zum Herzen. Für Venenpatienten ist es wichtig, in einem gleichmäßigen Rhythmus zu fahren - sie sollten auf schnelle oder weite Runden verzichten. Schon täglich 20 bis 30 Minuten Radeln bei gleichmäßiger Trittfrequenz reicht aus, um die Durchblutung der Venen zu verbessern.

Mit Demenz auf dem Drahtesel

Menschen mit Demenz neigen dazu, aus Angst mit dem Sport aufzuhören. Doch eine Demenzdiagnose ist kein Grund, das Rad in die Ecke zu stellen. Im Gegenteil ermöglicht das Radfahren auch hier das wichtige Muskel- und Balancetraining. Auch die soziale Teilhabe in Sportgruppen oder bei gemeinsamen Radtouren sind ein wichtiger Aspekt, um weiterhin in der Gesellschaft integriert zu bleiben. Angesichts der Gefahr, den Weg zu vergessen, sollten Demenzkranke aber nie alleine losradeln. Wenn im Verlauf der Krankheit das Sturzrisiko steigt, empfiehlt sich der Umstieg auf ein Tandem oder Trike. Eine Alternative ist das Radfahren am Heimtrainer. Mit digitalen Programmen ist heute auch im sicheren häuslichen Umfeld ein abwechslungsreiches Training  möglich.