Nur lebhaft – oder hyperaktiv?

Ein Kind mit violettem Shirt springt in die Luft.

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Impulsiv, unkonzentriert, ständig unter Strom: Bei solchen Kindern denkt man gleich an ADHS. Liegt die Aufmerksamkeitsstörung tatsächlich vor, ist gezielte Hilfe gefragt.

Altbekannte Kinderbuchhelden wie Michel aus Lönneberga und der Zappelphilipp zeigen uns, dass es auch früher schon impulsive und lebhafte Kinder gab, die allerlei Flausen im Kopf hatten. Ob es heute wirklich mehr „Zappelkinder“ als früher oder lediglich ein anderes Bewusstsein dafür gibt, kann niemand so recht beantworten.

Klar ist allerdings: Die so genannte Aufmerksamkeitsdefizitund Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört heute zu den häufigsten Verhaltensstörungen im Kindes- und Jugendalter. Laut Robert Koch-Institut leiden knapp fünf Prozent der Kinder daran, Jungen deutlich öfter als Mädchen.

Bei Verdacht zum Kinderarzt

Oft beobachten Eltern schon früh, dass ihr Kind impulsiv ist, sich leicht ablenken lässt, wenig Ausdauer hat und zappelig ist. Doch so unterschiedlich Kinder sind, so unterschiedlich ausgeprägt können auch die Symptome sein. Häufig sind es auch erst Erzieherinnen oder Lehrer, die Eltern auf ein auffälliges Verhalten ihres Kindes hinweisen.

Nicht jedes impulsive Kind leidet an ADHS. Manchmal sind solche Auffälligkeiten auch nur vorübergehend. ADHS kommt als Ursache dann in Betracht, wenn die Symptome sich in unterschiedlichen Situationen – also zu Hause und in der Schule – zeigen und mindestens sechs Monate lang aufgetreten sind. Haben Eltern den Verdacht, ihr Kind könnte betroffen sein, sollten sie ihren Kinderarzt darauf ansprechen.

ADHS-Symptome können unterschiedlich ausgeprägt sein und beispielsweise auch mit Störungen des sozialen Verhaltens wie ausgeprägten Wutanfällen oder mit verschiedenen Begleiterkrankungen einhergehen. Daher ist die genaue Diagnose vom Kinderarzt besonders wichtig.

Kinder brauchen Halt

Steht fest, dass das Kind unter ADHS leidet, braucht es gezielte Hilfe. Das müssen nicht immer gleich Tabletten sein – zunächst einmal stehen Information und Beratung der Eltern, des Kindes sowie des Erziehers oder Klassenlehrers sowie verhaltenstherapeutische Maßnahmen im Vordergrund. Kinder mit ADHS brauchen verlässliche und feste Strukturen mit klaren Grenzen, die ihnen Halt geben. So können zum Beispiel Belohnungssysteme, die in Elternhaus und Schule gelten, ein positives Verhalten der Kinder fördern. Gleichzeitig geht es aber auch darum, die Eltern zu stärken. Verhaltenstherapeutische Ansätze zielen darauf, dass die Kinder nach und nach lernen, ihr eigenes Benehmen besser einzuschätzen und selbst zu kontrollieren.

Wenn diese Maßnahmen nach mehreren Wochen bis Monaten keine Besserung bringen, kommt eine medikamentöse Behandlung in Betracht. Ist die Einnahme von Tabletten erforderlich, so müssen Körpergröße und Gewicht des Kindes engmaschig kontrolliert werden, da das Wachstum durch die Behandlung beeinflusst werden kann. In regelmäßigen Abständen sollte der Arzt zudem durch Auslass-Versuche testen, ob das Medikament weiterhin erforderlich ist.