Künstliche Hüft- und Kniegelenke: eine Erfolgsstory?

Künstliche Hüft- und Kniegelenke halten immer länger

Foto: © Pixabay-Conmongt

Künstliche Hüft- und Kniegelenke leisten länger ihren Dienst als man bislang dachte: Acht von zehn Knieprothesen und sechs von zehn Hüftprothesen haben heute eine Haltbarkeit von mindestens 25 Jahren.

Kliniken, die viele künstliche Hüft- und Kniegelenke implantieren, weisen tendenziell bessere Operationsergebnisse auf als Einrichtungen, die wenige Eingriffe durchführen. Weiteren Einfluss auf die erfolgreiche Verweildauer einer Prothese im Körper, die sogenannte Standzeit, haben die verwendeten Prothesenkomponenten und -materialien sowie die Patienten selbst.

Jährlich werden in Deutschland mehr als 400.000 künstliche Hüft- und Kniegelenke implantiert. In den vergangenen Jahren seien sowohl die Implantatmaterialien und Implantatdesigns als auch die OP-Techniken permanent weiter verbessert worden, so die AE-Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik.

Dennoch könne man nicht davon ausgehen, dass dadurch auch die Standzeit der jetzt implantierten Prothesen automatisch weiter verlängert werde, sagt die AE. Ein Grund: Die Patienten seien heute deutlich aktiver als früher und beanspruchten die Kunstgelenke dadurch stärker. Zudem sind viele Prothesenträger schwerer – ein weiterer Risikofaktor für eine Implantatlockerung. Zu diesen Schlussfolgerungen kommt der Jahresbericht 2019 des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), in dem 1,3 Millionen endoprothetische Hüft- und Knieoperationen dokumentiert sind. Danach wurden 2018 rund 235.000 künstliche Hüft- und 178.000 Kniegelenke implantiert. Gleichzeitig hat sich die Verweildauer der Patienten in der Klinik nach einer Implantation deutlich verringert.

Rauchen erhöht das Komplikationsrisiko künstlicher Hüft- und Kniegelenke

Was viele Patienten mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken nicht wissen: Rauchen kann – ebenso wie ein unerkannter Diabetes, starkes Übergewicht, Zahnerkrankungen, chronische Wunden oder Hautinfektionen – ihr Risiko für Komplikationen deutlich erhöhen. So treten bei Rauchern etwa Wundheilungsstörungen, Infekte und Lockerungen des Implantats um mindestens das Doppelte häufiger auf. Umgekehrt würde ein gezielter zwölf-wöchiger Rauchverzicht rund um eine Implantation – jeweils sechs Wochen vor und nach dem Eingriff – das rauchbedingte Risiko um 50 Prozent senken. Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik setzt sich deshalb für die langfristige Vorbereitung von Prothesenimplantationen ein. So können Ärzte frühzeitig risikoträchtige Vorbefunde abklären und behandeln. Ebenso sollen Patienten durch Information und Aufklärung selbst zu einem erfolgreichen Eingriff beitragen können.

Die Implantation künstlicher Gelenke ist eine Erfolgsgeschichte

Die Implantation von künstlichen Hüft- und Kniegelenken hat sich seit ihren Anfängen in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts durch den britischen Hüft-Pionier Sir John Charnley zu einem der erfolgreichsten Eingriffe überhaupt entwickelt. Registerarbeit und verschiedene Zertifizierungsmaßnahmen, wie etwa das deutsche Endoprothesenregister EPRD und das Qualitätssiegel EndoCert der DGOOC, führten zu einer laufenden Verbesserung von Prothesen und Operationsverfahren. Begleiterkrankungen, Medikation sowie die körperliche und seelische Verfassung der Patienten haben einen wesentlichen Einfluss auf das Implantationsergebnis, so die AE. Deshalb ist es sinnvoll, die Betroffenen bereits ab dem Zeitpunkt der Indikationsstellung zum Ersatzgelenk engmaschig in die Vorbereitungen einzubeziehen und aufzuklären.