Herzmuskelentzündung:
Wenn Sport gefährlich wird

Wer nach einer Infektion zu früh Sport macht, dem droht eine Herzmuskelentzündung
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Sport ist zwar grundsätzlich gesund. Doch es gibt Ausnahmen von dieser Regel: Ist der Körper durch einen Infekt geschwächt, ist erst mal Ruhe angesagt – sonst besteht die Gefahr einer Herzmuskelentzündung.

Mit einer Herzmuskelentzündung ist nicht zu spaßen. Wer krank ist, sollte kein Risiko eingehen und deshalb Turnschuhe und Sportdress im Schrank lassen. Zwar mag es bei leichtem Schnupfen für Trainierte kein Problem sein, nicht auf ihre übliche Walkingrunde zu verzichten. Ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Gliederschmerzen oder Fieber ist jedoch immer ein klares Stoppsignal.

Auch Magen-Darm-Infektionen sollten den sportlichen Ehrgeiz bremsen. Wer die Warnsignale ignoriert und sich nicht schont, behindert die Heilung. Das gilt für Profis wie für Freizeitsportler, für Alt und Jung, für ansonsten gesunde Zeitgenossen wie für Menschen mit chronischen Erkrankungen.

Lieber Schonung als Herzmuskelentzündung

Statt einer Sportrunde durch den Park ist eine Mußestunde auf dem Sofa die klügere Wahl. Denn Joggen, Schwimmen oder auch zügiges Radeln bringen Viren so richtig in Wallung. Sie breiten sich im Körper aus. Und das kann aufs Herz gehen – bis zur Herzmuskelentzündung, die in schweren Verläufen das Leben gefährdet. Neben den eigentlichen Erkältungssymptomen machen sich bei einer Herzmuskelentzündung häufig unklare Beschwerden bemerkbar: Abgeschlagenheit und Leistungsschwäche, Übelkeit und Erbrechen.

Diese Anzeichen treten oft ein paar Tage nach dem Ausbruch der Viruserkrankung auf, manchmal erst, wenn der Infekt überwunden scheint. Was wie ein Rückfall zu Husten, Schnupfen oder Durchfall wirkt, kann Vorbote einer Herzmuskelentzündung sein. In fünf bis zehn Prozent aller Virusinfekte wird die Herzmuskulatur attackiert, aber bei neun von zehn Betroffenen heilt die Entzündung unbemerkt aus. Der Gang zum Hausarzt und Kardiologen ist keine übertriebene Vorsicht, sondern ein angemessenes Verhalten, wenn die Symptome sich wie eine zweite Viruswelle anfühlen.

Wann kann die Trainingspause enden?

Für jeden Menschen mit viralem Infekt gilt in den ersten Tagen: Während das Immunsystem gegen die entzündliche Erkrankung ankämpft, ist das anstrengend genug für den Körper. Reserven für eine Fitnessrunde bleiben auf der Strecke. Das Immunsystem wird dank der Sportpause entlastet und durch Schonung dabei unterstützt, die Eindringlinge zu überwältigen. Die Vorstellung, einen Infekt beim Sport „ausschwitzen“ zu können, ist falsch.

Klingen nach einem Schnupfen oder Husten die Erkältungssymptome deutlich ab, steht einem Neustart meistens nichts im Wege. Ein guter Indikator ist der Ruhepuls, der bei gesunden Menschen durchschnittlich 60 bis 90 Schläge pro Minute beträgt und während eines Infektes um etwa 10 Schläge steigt. Ein Spaziergang an der frischen Luft zeigt schnell, ob der Körper auf die an sich leichte Belastung mit Überanstrengung und Schweißausbruch reagiert. Auch das Fieberthermometer weist den Weg zur Bewegung: Der Wert sollte nach der Genesung unter 37,5 Grad liegen. Wurde der Infekt von Fieber begleitet, muss die Sportpause ohnehin eine Woche bis zehn Tage betragen, denn Heilung und Erholung brauchen ihre Zeit. Schmerzlindernde Mittel helfen, die Symptome des Infekts zu mindern. Trotzdem sollten Erkrankte ihre Ungeduld zügeln und bei leichter Besserung nicht gleich wieder lospreschen. Sowohl das Alter als auch chronische Erkrankungen nehmen Einfluss auf die Dauer der Gesundung. Menschen mit geübtem Körpergefühl spüren, wann sie wieder sporteln dürfen. Andere sollten ihren Hausarzt fragen, ob der Körper schon wieder kräftig genug für das Training ist.

Beim Neustart Maß halten

Freizeitsportler sollten nach der Genesung gemächlich starten und sich erst langsam zur alten Höchstform vorarbeiten. Die Joggingrunde verkürzen oder weniger Bahnen schwimmen, das Tourenrad nur wenige Kilometer bewegen oder im Wald die Spazierrunde verkleinern, das entscheidet der Ausdauersportler beim Wiedereinstieg für sich allein. Aber auch beim Mannschaftssport, bei Fuß- und Volleyball, ist nach einer auskurierten Krankheit eine eher kurze Spielzeit angesagt. Hier gilt außerdem das Gebot der vollständigen Genesung vor dem Sportneustart. Denn es wäre rücksichtslos, als Virenschleuder in einer Sportgruppe andere Menschen anzustecken.

Jede Sportart bietet eigene Wege, erst einmal kürzer zu treten. Beim Tennis sind zwei Sätze und beim Golfen neun Löcher erst einmal genug. Auch wer Gewichte hebt im Fitnesscenter oder sich dort auf den Crosstrainer begibt, sollte bei Kraft und Tempo erst einmal unter seinen Möglichkeiten bleiben. Selbst die Rückengymnastik im Sportkurs langsam anzugehen, zahlt sich aus. So kann Gymnastik im Sitzen ein milder Einstieg nach schwerer Virusinfektion sein.