Wie Glücksgefühle das Immunsystem starkmachen

Positive Emotionen machen das Immunsystem stark
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Mit Zuversicht und guter Laune Viren abwehren? Klingt erstmal verrückt, funktioniert aber tatsächlich. Emotionen entscheiden mit über die Leistungsfähigkeit unserer Abwehr, mit Glücksgefühlen können wir das Immunsystem starkmachen.

Leben heißt fühlen: die Freude an einem tollen Abend mit guten Freunden, das Glück mit Kindern zu toben, den Spaß am Spiel, die Lust am Tanzen, das Entzücken, am Meer die frische Seeluft zu atmen - aber auch den Ärger über unseren Chef, die Wut bei Ungerechtigkeiten, die Trauer nach Trennungen. All diese Gefühle beeinflussen nicht nur unsere Seele, sondern auch das Geschehen im Körper. Welche Mechanismen dem Zusammenspiel von Emotion und Immunsystem zugrunde liegen, erforscht die Psychoneuroimmunologie.

Eine zentrale Erkenntnis der Wissenschaftler: Unsere Nerven- und Abwehrzellen sind direkt über Botenstoffe miteinander verbunden. So kann anhaltender emotionaler Stress die Abwehrkräfte schwächen. Ob Konflikte am Arbeitsplatz, Probleme in der Partnerschaft oder soziale Isolation wie in der Corona-Pandemie: Halten seelische Belastungen länger an, fällt es dem Körper offenbar schwerer, Entzündungen einzudämmen. Die Anfälligkeit für Krankheiten und grippale Infekte steigt, selbst eine banale Erkältung kann dann heftiger verlaufen. Der amerikanische Psychoneuroimmunologe Sheldon Cohen geht sogar davon aus, dass die emotionale Verfassung auch den Verlauf einer Corona-Infektion beeinflusst.

Wenn das Herz vor Freude hüpft, jubeln auch die Abwehrzellen

Glücklicherweise wirkt der Einfluss der Gefühle auch in die andere Richtung. Positive Emotionen wie Lebensfreude, Leidenschaft und Optimismus befeuern unser Immunsystem. Weil eine schlagkräftige Abwehr gerade in diesen herausfordernden Zeiten wichtiger ist denn je, sollten wir so oft wie möglich in den „Glücksmodus" schalten: Abwehrzellen jubeln bei Emotionen wie Begeisterung, Freude, Dankbarkeit und Zuversicht sowie einer wertschätzenden Haltung - sich selbst und anderen gegenüber. Was Seele und Immunsystem außerdem guttut, ist Geselligkeit - mit aller in Pandemiezeiten gebotenen Vorsicht und unter Einhaltung der geltenden Regeln. Freunde treffen, die Familie um sich scharen, mit Gleichgesinnten Sport treiben, sich ehrenamtlich engagieren: Wer soziale Kontakte pflegt, erkältet sich seltener als zurückgezogene Zeitgenossen.

Und wenn der Druck doch einmal überhandnimmt und die Stimmung kippt? Dann ist gutes Stressmanagement gefragt, um nicht in ein emotionales Loch zu fallen. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga und Qigong sind hilfreich, um zurück zur inneren Balance zu finden. Studien belegen, dass Achtsamkeitstraining den Stress reduzieren und das Immunsystem stärken kann.

Warum Atemwegsinfektionen zu Erschöpfung führen

Die Wechselwirkung zwischen Seele und Immunsystem ist keine Einbahnstraße. So wie Emotionen körperliche Reaktionen auslösen, beeinflusst umgekehrt das Immunsystem unsere Stimmung. Auch das hat die Psychoneuroimmunologie herausgefunden: Haben wir uns einen Infekt eingefangen, senden die Abwehrzellen entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Diese sogenannten Zytokine nehmen direkt Einfluss auf unser Verhalten - ihre Signale gelangen auch ins Gehirn und beeinträchtigen dort die Kommunikation zwischen den Nervenzellen. In der Folge sinkt unsere Laune, wir ziehen uns zurück und schalten erschöpft in den Ruhemodus.

Das lähmende Krankheitsgefühl bei Erkältungen heißt unter Experten „Sickness Behavior": Das Denken fällt schwerer, die Konzentration fehlt, wir fühlen uns matt und ausgelaugt. Hartnäckige Atemwegsinfekte können die seelische Verfassung erheblich trüben und zu depressionsähnlichen Verstimmungen führen. Das Sickness Behavior wird außerdem für anhaltende Erschöpfungssyndrome verantwortlich gemacht, unter denen manche Menschen nach Virus-Infekten leiden.

Mit Pflanzenkraft das Immunsystem starkmachen

Wer Atemwegsinfekte behandeln und das Sickness Behavior lindern möchte, sollte auch die Kraft der Natur nutzen. Ein Helfer im Kampf gegen Atemwegsinfekte können zum Beispiel spezielle Extrakte aus der Kapland-Pelargonie sein. Die Wirkung wurde in zahlreichen Studien geprüft. So zeigten Laboruntersuchungen, dass ein Pelargonienextrakt Viren daran hindern kann, in die Schleimhautzellen der Atemwege einzudringen. Außerdem ergaben solche Laborstudien, dass die Pelargonie das Immunsystem starkmachen könnte, da sie sogenannte Killerzellen aktivieren kann. Diese Abwehrzellen spielen besonders zu Beginn einer Infektion eine bedeutende Rolle.

Die antivirale Wirkung eines Pelargonienextrakts könnte theoretisch sogar gegen SARS-CoV-2 helfen. Darauf deutet eine neue präklinische Studie mit menschlichen Lungenzellen hin. Um einen Effekt der Heilpflanze auch bei SARS-CoV-2-Infektionen tatsächlich zu bestätigen, sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich. Insbesondere wären klinische Studien nötig, um eine Aussage über die konkrete Anwendung am Menschen zur Vorbeugung oder Behandlung von COVID-19 treffen zu können.