Corona-Pandemie: Warten aufs Ersatzgelenk

Warten auf das Ersatzgelenk

Für Patienten mit schwerer Arthrose ihrer Hüft- oder Kniegelenke kann die Corona-Pandemie zur Folge haben, dass sie länger als geplant auf ihr Ersatzgelenk warten müssen. Informierte Patienten können jedoch die Zwischenzeit besser überbrücken und so zu ihrer Lebensqualität beitragen.

Momentan rollt die zweite Corona-Welle. Einige Krankenhäuser fahren ihre Regelversorgung bereits herunter, um Kapazitäten für an COVID-19 Erkrankte frei zu halten. Professor Dr. med. Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE), beruhigt: „Es ist meistens möglich, mit der OP einer arthrotisch geschädigten Hüfte noch etwas abzuwarten und Zeit zu überbrücken." Im Vorfeld ihres Jahreskongresses informierte die AE unlängst über konservative Maßnahmen bei Gelenkarthrose: von Physiotherapie über Gelenkinjektionen bis Eigenbluttherapie, Empowerment und Selbstmedikation.

Mit konservativen Maßnahmen die Wartezeit überbrücken

Die konservative Therapie kombiniert Krankengymnastik und physikalische Therapien, Schmerzbekämpfung und orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen und Schuhzurichtungen, etwa Absatzerhöhungen - jeweils angepasst an die individuelle Erkrankungssituation. Es gelte, die Muskulatur rund um Hüfte und Knie durch tägliche sanfte Übungseinheiten möglichst kräftig und beweglich zu halten, so Professor Heller. Die Bewegung sorge für die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen, die gekräftigte Muskulatur stabilisiere das Gelenk und die tägliche Dehnung des Gelenkes verhindere das Einsteifen. Eine Stunde am Tag mobil zu sein, ist sinnvoll.

Fit sein für die Ersatzgelenk-OP

Insgesamt können die Patienten die Wartezeit nutzen, um fitter für ihre Endoprothesen-OP zu werden. „Betroffene sollten sich von ihrem Hausarzt über ihre persönlichen Risikofaktoren aufklären lassen und dann versuchen, gezielt gegenzusteuern", sagt Dr. Stephan Kirschner, Direktor der Klinik für Orthopädie der St. Vincentius-Kliniken, Karlsruhe. „Klassische Risikofaktoren für Komplikationen bei einer OP sind Übergewicht, Rauchen, ein schlecht eingestellter Blutzucker - etwa bei nicht erkanntem Diabetes -, ein reduzierter Allgemeinzustand und chronische Infekte etwa von Zähnen, der Blase oder der Haut."

Operation auch im hohen Alter möglich

Viele Menschen jenseits der 80 glauben, dass eine Gelenkoperation in diesem hohen Alter zu riskant sei. Sie fürchten eine lange Rekonvaleszenz, oder dass sie vielleicht gar nicht mehr auf die Beine kommen. Professor Heller möchte solche Bedenken ausräumen: "Gerade die hochbetagten Menschen müssen mobil und beweglich bleiben, um einen fortschreitenden Muskelschwund zu vermeiden. Wer grundsätzlich gesund und narkosefähig ist, kann und sollte operiert werden, um schmerzfreie Mobilität wiederzuerlangen." Auch verbreitete Altersprobleme wie Bluthochdruck oder die Einnahme von Gerinnungshemmern sprechen nicht gegen eine Endoprothesen-Operation, betont der Facharzt für Orthopädie.