Auch im Alltag: Bewegung macht glücklich

Bewegung macht glücklich
Foto © unsplash.com/Jennifer Latuperis

Schon fürs Spazierengehen und Treppensteigen gilt: Bewegung macht glücklich. Das zeigt eine gemeinsame Studie dreier Forschungsinstitute.

Jede körperliche Aktivität steigert das Wohlbefinden. Bewegung macht glücklich und ist wichtig, um seelisch gesund zu bleiben: Das konnten Wissenschaftler in einer Studie zeigen - unter anderem durch genaue Vermessung des Gehirns.

Bewegung ist nicht nur für den Körper gut, sondern auch für die Seele. Die gesunden Effekte körperlicher Aktivität werden meistens dem Ausdauersport zugeschrieben. Wie sich alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder das Laufen zur Haltestelle auf die Befindlichkeit auswirken, ist jedoch kaum untersucht. Unklar war bis jetzt insbesondere, welche Bereiche des Gehirns dabei aktiviert werden.

Wer Treppen steigt, fühlt sich besser

Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim (ZI), am Institut für Sport und Sportwissenschaft Karlsruhe (KIT) und am Geoinformatischen Institut der Universität Heidelberg untersuchte in einer Studie Alltagsaktivitäten, die den größten Anteil unserer täglichen Bewegung ausmachen. „Schon das alltägliche Treppensteigen kann helfen, sich wach und energiegeladen zu fühlen und damit das Wohlbefinden zu steigern", so das Fazit der Wissenschaftler Dr. Markus Reichert und Dr. Urs Braun vom ZI.

Besondere Bedeutung haben die Forschungsergebnisse gerade in Hinblick auf die Corona-Pandemie. „Aktuell leiden wir unter starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und unserer sozialen Kontakte, was sich auf unser Wohlbefinden niederschlagen kann", betont Heike Tost. Die Professorin leitet die Arbeitsgruppe Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie am ZI. "Da kann es helfen, öfter mal Treppen zu steigen, um sich besser zu fühlen."

Bewegung bringt neue Energie

Mit Hilfe von Bewegungssensoren und Smartphone-Abfragen zum Wohlbefinden erfassten die Forscher den Einfluss der Alltagsaktivitäten auf Wachheit und Energielevel. Dabei kam heraus, dass sich die Studienteilnehmer direkt nach der jeweiligen Aktivität wacher und energiegeladener fühlten. Damit stieg auch ihr Wohlbefinden. Kombiniert wurden diese Analysen mit der Magnetresonanztomografie des Gehirns. Dabei wurde das Volumen der grauen Hirnsubstanz vermessen, um herauszufinden, welche Areale im Kopf für das Zusammenspiel von Alltagsbewegung und Wohlbefinden eine Rolle spielen. Als entscheidend erwies sich eine bestimmte Region der Großhirnrinde.

„Personen, die ein geringeres Volumen an grauer Hirnsubstanz in dieser Region aufwiesen und ein erhöhtes Risiko haben, an psychiatrischen Erkrankungen zu leiden, fühlten sich einerseits weniger energiegeladen, wenn sie körperlich inaktiv waren", beschreibt Heike Tost die Ergebnisse, „aber andererseits nach alltäglicher
Bewegung deutlich energiegeladener als Personen mit größerem Hirnvolumen."

Mehr Hirnvolumen durch Bewegung macht glücklich

Professor Andreas Meyer-Lindenberg ist Vorstandsvorsitzender des ZI und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Er schlussfolgert, dass „die Ergebnisse damit auf einen spezifischen Nutzen von körperlicher Aktivität im Alltag für das Wohlbefinden hinweisen - insbesondere bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind." Zukünftig könnten die in der Studie gewonnenen Ergebnisse dazu führen, dass eine auf dem Smartphone installierte App die Nutzer bei sinkender Energie zur Bewegung stimulieren soll, um das Wohlbefinden zu steigern.

„Langfristig ist in Studien zu klären, ob sich durch Alltagsbewegung kausal das Wohlbefinden und das Hirnvolumen verändern lassen und inwieweit diese
Ergebnisse helfen könnten, psychiatrische Erkrankungen zu vermeiden und zu therapieren", so Urs Braun.