Richtig handeln beim Zahnunfall
Kinder toben gern und Jugendliche treiben oft risikoreichen Sport. Stürze oder Zusammenstöße, bei denen die Zähne verletzt werden, bleiben dabei nicht aus. Oft kann ein ausgeschlagener Zahn gerettet werden.
Etwa jeder zweite 16-Jährige hat bereits einen Zahnunfall erlitten. Die Bandbreite der möglichen Verletzungen reicht von unkomplizierten Rissen im Zahnschmelz bis hin zu komplett ausgeschlagenen Zähnen und Kieferbruch. Zu 70 Prozent sind die oberen mittleren Schneidezähne betroffen.
Ein individuell vom Zahnarzt angepasster Mundschutz kann das Risiko für einen Zahnunfall deutlich verringern. Leider nutzen nur wenige Hobbysportler diese Möglichkeit.
In vielen Fällen kann der Zahn gerettet werden. Doch dazu ist richtiges und rasches Handeln erforderlich – jede Minute zählt. Ergreifen Sie folgende Maßnahmen:
1) Beruhigen Sie das verletzte Kind und schauen Sie in den Mund, indem Sie vorsichtig die Lippe anheben.
2) Die Wunde kann stark bluten. Üben Sie mit einem Stofftaschentuch oder sterilem Verbandsmaterial Druck auf die blutende Stelle aus. Kühlen Sie die Verletzung von außen.
3) Sind die Zähne locker, nicht daran wackeln, sondern in Ruhe lassen.
4) Ausgeschlagene Zähne oder Zahnteile suchen. Nur die Zahnkrone, nicht die Zahnwurzel anfassen. Den Zahn auch bei Verschmutzung nicht reinigen.
5) Den Zahn beim Transport möglichst feucht halten. Es gibt dafür spezielle Zahnrettungsboxen, die in Apotheken erhältlich sind. Auch in vielen Schulen und Kindergärten sowie in Sportvereinen und Schwimmbädern sind Zahnrettungsboxen vorhanden.
6) Wird der Zahn spätestens nach 20 Minuten in das spezielle Nährmedium einer Zahnrettungsbox gelegt, können die empfindlichen Zellen der Wurzelhaut bis zu 48 Stunden überleben.
7) Wer keine Rettungsbox zur Hand hat, kann den Zahn in kalte H-Milch legen. Alternativ sind Frischhaltefolie, Speichel in einem Gefäß oder eine isotone Kochsalzlösung möglich. Jedoch sind hierbei die Überlebenschancen des Zahns deutlich geringer.
8) Wichtig: Den Zahn auf keinen Fall in Wasser, ein feuchtes Taschentuch oder in den Mund legen und nicht trocken transportieren.
9) Umgehend eine Zahnarztpraxis oder Zahnklinik aufsuchen.
10) Der Zahnarzt wird die Zähne im Detail untersuchen und entsprechend versorgen. Alle Fakten dokumentiert er in der Patientenakte. Dies ist für eventuelle Versicherungsansprüche wichtig, wenn zum Beispiel ein Schul- oder Arbeitsunfall vorliegt.
11) Wer im Notfall nicht weiter weiß, kann die bundesweit einheitliche, kostenpflichtige Zahnunfall-Notrufnummer 01805 012 800 anrufen. Hier sind außerdem alle Orte aufgelistet, an denen Zahnrettungsboxen bereitliegen (außer Apotheken).