Bei Rückenschmerzen hilft Bewegung
Rückenschmerzen sind zur Volkskrankheit geworden. Nicht nur bei älteren, auch bei jungen oder sportlichen Menschen zwickt es immer wieder im Kreuz.
Fast jeder kennt das Gefühl, wenn am Ende eines langen Arbeitstages der Rücken verspannt ist und schmerzt. Für manch einen Betroffenen sind die Beschwerden permanent, und es gibt kaum noch schmerzfreie Phasen. Genaue Zahlen dazu ergab eine aktuelle Umfrage der Aktion Gesunder Rücken (AGR). Die wichtigste Erkenntnis: Rückenschmerzen sind nach wie vor weit verbreitet. 70 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal pro Monat darunter zu leiden – und rund zwei Drittel fühlen sich durch die Schmerzen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.
Die AGR weist darauf hin, dass Rückenschmerzen in den meisten Fällen harmlose Ursachen haben, denn nur selten liegen ernsthafte Erkrankungen zugrunde. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass sie auch häufig durch ein Zusammenspiel aus verschiedenen Maßnahmen und kleineren Veränderungen bekämpft werden können. Wichtig ist vor allem Aufklärung über die Belastungen, denen unser Rücken tagtäglich ausgesetzt ist.
Risikofaktor für Rückenschmerzen: ein Bürojob
Nicht nur Menschen in handwerklichen Berufen leiden unter Rückenschmerzen. Auch Büroangestellte sind häufig davon betroffen: 44 Prozent der Menschen mit Bürojob haben mindestens einmal pro Woche Rückenschmerzen. Grund dafür ist in vielen Fällen die überwiegend sitzende Tätigkeit. Unser Körper ist auf ein Leben in Bewegung ausgerichtet. Der moderne Mensch jedoch sitzt hauptsächlich – und riskiert so, dass die Muskulatur des Bewegungsapparats verkümmert. Eine statische, angespannte Körperhaltung verstärkt das Problem.
Rückenschmerzen sind keine Frage des Alters
Rückenschmerzen sind keine Frage des Alters. Knapp zwei Drittel der jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren geben an, mindestens einmal pro Monat darunter zu leiden – die Hälfte davon sogar einmal pro Woche oder häufiger. Laut der Aktion Gesunder Rücken sind vermutlich mehrere Faktoren dafür verantwortlich. Wie bei den erwachsenen Patienten auch, begünstigt ein Zusammenspiel aus zu viel Sitzen und zu wenig Bewegung die Entstehung der Kreuzbeschwerden.
Mehr Bewegung als Schlüssel zu einem gesunden Rücken
Unabhängig von Berufsgruppe und Alter: Die beste Vorsorge gegen Rückenschmerzen ist eine trainierte Muskulatur. Schon kleine Veränderungen in den alltäglichen Gewohnheiten können den Rücken stärken. Die AGR gibt Tipps, wie sich Bewegung einfach in den Alltag integrieren lässt und wovon der Rücken zusätzlich profitiert:
- So viele Schritte wie unsere Vorfahren wird ein Büroarbeiter kaum zurücklegen können. Doch jeder Schritt zählt – etwa bei einem kleinen Spaziergang nach Feierabend.
- Sitzen, stehen und bewegen: Dies ist der Dreiklang der Büroarbeit. Zwischendurch aufstehen und ein paar Schritte gehen durchbricht die Sitz-Monotonie am Arbeitsplatz.
- Bei Alltagsgegenständen darauf achten, dass sie rückengerecht sind – so wird die Wirbelsäule je nach Tätigkeit entlastet oder trainiert.
Ein Teil der Therapie: Abstand vom Alltag
In sehr vielen Fällen haben Rückenschmerzen auch seelische Ursachen, schätzt der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Eine Studie der AOK ergab, dass sich hinter den meisten Rückenleiden Ängste am Arbeitsplatz verbergen. „Mit den bisher üblichen Trainingskursen nach Feierabend ist das Problem berufsbedingter Rückenprobleme deshalb nicht zu lösen. Schlüssel für wirkungsvolle betriebliche Gesundheitsförderung ist Rückentraining, verbunden mit zeitlichem und räumlichem Abstand vom Alltag“, meint Rudolf Weinberger, Kurdirektor im bayerischen Bad Füssing.
Ärzte und Therapeuten in Europas meistbesuchtem Heilbad haben deshalb jetzt Konzepte für wohnortferne Rückentrainings-Programme entwickelt. Bei den wenig effizienten Trainingskursen nach Feierabend kommt nach Ansicht Weinbergers eines viel zu kurz: Der Abstand von der Hektik, der psychischen Belastung und dem Stress des Berufsalltags. Laut Berufsverband der Deutschen Psychologinnen und Psychologen (BDP) ist diese seelische Überlastung mit ein Auslöser von Rückenbeschwerden.
Rückentraining im Kurort
Ärzte und Therapeuten in Bad Füssing haben deshalb jetzt gezielte Trainingsprogramme für rückenproblematische Berufsgruppen entwickeln lassen: maßgeschneidert für Beschäftigte im Bau- und Transportgewerbe, im Handwerk, vor allem auch Arbeitnehmer mit überwiegend sitzenden Bürotätigkeiten oder für die besonders belasteten Beschäftigten in Handel und Gastronomie. Weinberger sieht sich in seinem Konzept der betrieblichen Gesundheitsförderung weg von zu Hause und dem Arbeitsumfeld durch Befragungen von Thermenbesuchern und deren Ärzten bestätigt. Dabei berichteten 80 Prozent der Betroffenen von einer spürbaren Besserung der Beschwerden nach 14 Tagen intensivem Kombitraining in den Thermen. Eine Studie der Universität Würzburg kam ergänzend zu dem Schluss, dass bereits 14 Tage Auszeit in einem Kurort wie Bad Füssing „signifikant“ zum Stressabbau beiträgt.
Ein weiteres Plus von Kursen zur betrieblichen Gesundheitsförderung in Kurorten: Das entspannende Ambiente in attraktiven Urlaubsregionen kann in Zeiten des Fachkräftemangels auch ein wichtiger Faktor für die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit sein. In vielen Fällen ist dazu eine finanzielle Unterstützung durch die Krankenkassen möglich.