Verletzungen beim Sport richtig behandeln

Verletzungen beim Sport lassen sich vermeiden
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Die Corona-Pandemie machte es uns nicht gerade leicht, aktiv zu bleiben. Dennoch haben viele Menschen ihr Training angepasst und neue Dinge ausprobiert. Besonders hoch im Kurs stand Ausdauersport im Freien - wie Joggen und Radfahren. Damit der Körper auf ganzer Linie vom Sport profitiert, gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten. Vor allem, wenn die Kontrolle durch einen Trainer fehlt, kann es leicht zu Überlastungen, Fehlhaltungen und Verletzungen beim Sport kommen.

Worauf beim Training zu achten ist und was wir im Falle leichter Verletzungen beim Sport tun sollten, erklärt Dr. Stefan Pecher im Interview. Er sagt auch, was Sportler über die Selbstbehandlung mit Schmerzmitteln unbedingt wissen sollten - und wann sie besser einen Arzt aufsuchen. Dr. Stefan Pecher ist seit 2020 verantwortlicher Teamarzt für den Deutschen Skiverband. Der Allgemeinarzt und Sportmediziner erläutert im Gespräch außerdem, warum er selbst bei Hochleistungssportlern im Wettkampf auf natürliche Wirkstoffe setzt, um Schmerzen schnell und effektiv zu behandeln.

Herr Dr. Pecher, derzeit sorgt Corona dafür, dass viele von uns ihren Ausgleich über Bewegung im Freien oder Online-Sportkurse suchen. Doch ohne die richtige Anleitung kann es im Eifer schnell mal passieren, dass wir eine Bewegung falsch ausführen und zum Beispiel umknicken. Was machen wir dann am besten?

Einer der wenigen positiven Aspekte der Corona-Krise ist wirklich, dass mehr Leute Sport treiben - ob nun zu Hause oder draußen. Tatsächlich haben wir in der Praxis festgestellt, dass daraus auch mehr Verletzungen beim Sport resultieren. Doch ganz gleich, ob Sie nun als Neu-Jogger, während des Online-Zumba-Kurses oder bei ihrem täglichen Spaziergang umknicken: Als allererstes berücksichtigen Sie bitte immer die PECH-Regel.

Was besagt diese PECH-Regel?

PECH steht für Pause, Eisauflage, Compression - also einen Verband anlegen - und Hochlagern. Das heißt: Wenn Sie umknicken, dann machen Sie nicht weiter im Programm, sondern gönnen sich eine Pause und kühlen die betroffene Stelle. Für die anschließende Kompression eignen sich besonders gut Salbenverbände, die Sie auch über Nacht weiter einwirken lassen können. Bewährt hat sich dafür zum Beispiel eine Creme, die pflanzliche Wirkstoffe wie etwa Arnika, Calendula, Beinwell und weitere natürliche Inhaltsstoffe kombiniert. Damit erziele ich gemäß meiner Erfahrung schnell eine deutliche Verringerung der Schwellung und Schmerzen.

Gehe ich so auch bei Alltagsüberlastungen vor, wenn die Gelenke schmerzen oder die Sehnen überreizt sind? Etwa beim typischen Maus-Arm oder wenn die Knie durch langes Stehen wehtun?

Ja, auch hier ist die PECH-Regel richtig und wichtig. Genauso wichtig finde ich aber die entsprechende Prophylaxe, damit es möglichst gar nicht erst so weit kommt. Wir sollten uns so belasten, dass eben keine Überlastungsschäden entstehen; das gilt für Sport wie Alltagsbewegungen. Wenn ich wiederholt nach langen Arbeitstagen merke, dass mir beispielsweise die Schulter oder der Ellbogen wehtun, sollte ich das von einem Arzt abklären lassen. Und wenn ich als Neu-Jogger das zweite oder dritte Mal mit Knieschmerzen von meiner Runde nach Hause komme, ist es ebenso empfehlenswert, einen Sportmediziner aufzusuchen. Erstens, um die Ursache abklären zu lassen. Und zweitens, um Tipps zu bekommen, wie ich beispielsweise Bewegungen schonender ausführe, welche Ausgleichsübungen helfen oder auch, wie ich meinen Laufstil verbessern kann.

Ganz grundsätzlich: Wie lange sollte ich warten, bis ich mit meinen Beschwerden zum Arzt gehe?

Grundsätzlich sollten Sie lieber zu früh hingehen als zu spät. Warum monatelang mit Schmerzen herumlaufen, wenn es Hilfe gibt? Ein guter Indikator ist für mich, wenn der Schmerz über Nacht bestehen bleibt. Wenn ich beispielsweise abends beim Joggen merke, dass das Knie schmerzt, vielleicht sogar etwas warm ist, und dieser Schmerz bis zum nächsten Morgen anhält, dann würde ich zum Arzt gehen.

Ärzte verordnen bei solchen Schmerzen oft sogenannte NSAR. Den meisten Menschen sagt der Begriff aber nicht viel. Können Sie erklären, was sich dahinter verbirgt?

NSAR steht für „nicht-steroidale Antirheumatika", es handelt sich dabei um die am meisten verwendeten Schmerzmittel in Deutschland. Darunter fallen zum Beispiel Ibuprofen, Diclofenac, Celecoxib und andere kurzfristig wirksame Schmerzmittel. NSAR heben die Synthese von Prostaglandinen, den Botenstoffen des Schmerzes an das Gehirn, auf. Das Schmerzsignal wird unterbrochen, der Anwender merkt dann seine Schmerzen nicht mehr. Doch diese Form der Schmerzlinderung birgt auch Gefahren.

Von welchen Gefahren sprechen Sie da konkret?

Es können Nebenwirkungen auftreten, wie allergische Reaktionen, Gastritis, also Magenschleimhautentzündung, Nierenschwäche, Bluthochdruck und andere Kreislauferkrankungen. Besonders, wenn man NSAR über einen längeren Zeitraum einnimmt. Bedenklich finde ich vor allem, dass die Anwendung scheinbar oft als harmlos eingestuft wird. Es gibt beispielsweise Studien, die zeigen, dass jeder zweite Marathonläufer vor dem Start oder während des Laufes NSAR einnimmt. Über die Risiken wird dabei viel zu wenig nachgedacht.

Wie sieht stattdessen Ihre erste Wahl bei Schmerzen aus?

Für mich sind natürliche Arzneimittel erst einmal immer die Nummer 1. Ich finde es nicht ratsam, bei Schmerzen grundsätzlich sofort mit NSAR zu beginnen - ganz gleich, ob es sich nun um einen Hochleistungsathleten oder einen Freizeitsportler handelt. Man kann mit natürlichen Mitteln sehr viel bewirken und gleichzeitig das Risiko für Nebenwirkungen gering halten.