Katja Riemann: Starke Rollen und Einsatz für die Schwachen

Katja Rieman engagiert sich unter anderem bei Unicef
Katja Riemann engagiert sich seit 1999 für UNICEF Deutschland. Foto © UNICEF/UN0385162/Berger

Schauspielerin, Sängerin, Autorin – Katja Riemann gibt immer 100 Prozent. Und sie kämpft unermüdlich für Menschenrechte: für Kinder bei Unicef, gegen Armut bei ONE, für politische Gefangene bei Amnesty International.

Katja Riemann schreibt: „Drogen kann man nur einmal verkaufen, Menschen mehrmals.“ Die Schauspielerin reiste als Botschafterin von Unicef unter anderem nach Nepal. Dort werden Töchter der niedrigsten Kaste von Menschenhändlern in die Hauptstadt verkauft – als Dienstmädchen, immer wieder. In ihrem Buch „Jeder hat. Niemand darf“ (Fischer Verlag, 24 €) beschreibt Riemann mit sehr eindringlichen Worten Projekte des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, das sie seit 1999 unterstützt. Ihre Prominenz nutzt die Schauspielerin, Sängerin und Autorin für ihr Engagement für Menschenrechte.

Als Katja Hannchen Leni Riemann geboren, wuchs die vielseitige Künstlerin im niedersächsischen Kirchweyhe mit zwei Geschwistern als Lehrerstochter auf. Schon als Kind nahm sie Ballettstunden, lernte Flöte, Gitarre und Klavier. Nach dem Abitur studierte Katja Riemann Tanz und Schauspiel in Hamburg, Hannover und München, wo sie noch während des Studiums Ensemblemitglied in den Münchener Kammerspielen wurde. Schiller- und Maxim Gorki-Theater in Berlin hießen weitere Bühnenstationen, Goethe, Schiller, Gerhard Hauptmann die Dichter, deren Figuren sie darstellte. Als Tolstois Anna Karenina ging die Schauspielerin in ganz Deutschland und in der Schweiz auf Tournee. In der aktuellen Spielzeit ist Katja Riemann am Gorki-Theater in Sibylle Bergs „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“ zu sehen. Die Inszenierung wurde 2021 von der Zeitschrift Theater Heute zum Stück des Jahres gewählt.

Katja Riemann ist Schauspielerin und Aktivistin

Ebenfalls noch während des Studiums startete die Jungschauspielerin in die Film- und Fernsehbranche. Gleich für ihre erste Rolle als 18-jährige Marga in „Sommer in Lesmona“ erhielt sie 1988 den Grimme-Preis mit Gold. Im Jahr darauf folgte für die Titelrolle im Schimanski-Tatort „Katjas Schweigen“ die Goldene Kamera als Entdeckung des Jahres. Seitdem hielt ihr Erfolg in komödiantischen wie dramatischen Rollen an – auch international. Ob als Schuldirektorin in „Fack Ju Göhte“ oder neben Otto Waalkes in „Catweazle“, ob als Lena, die in „Rosenstraße“ 1943 um die Freilassung ihres jüdischen Mannes kämpft, oder als streng disziplinierte und doch zerrissene Mutter in „Unsere wunderbaren Jahre“: Ihr Spiel ist intensiv, direkt und vor allem abwechslungsreich. Katja Riemann lässt sich von Drehbüchern hinreißen und reißt auch ihr Publikum mit, sowohl in ihrem Spektrum aus Familienfilmen wie „Bibi Blocksberg“ und „Vier zauberhafte Schwestern“ als auch in zwielichtigen oder gar männermordenden Rollen wie in „Die Apothekerin“.

Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin findet Katja Riemann Zeit, Musikalben aufzunehmen, als Sängerin aufzutreten, Regie zu führen, Filme zu produzieren sowie Kinder- und Reisebücher zu schreiben. Sie holt aus ihren täglich auch nur 24 Stunden voller Dynamik scheinbar einen Zeitzuschlag heraus, beruflich wie privat. Denn ihr Familienleben mit Tochter Paula, ebenfalls Schauspielerin, und ihren Geschwistern kommt nicht zu kurz. Kontinuierlich tritt sie für Demokratie, Gerechtigkeit und Menschenrechte ein. „Kein Platz für Nazis“ in Deutschland unterstützt Riemann ebenso wie Aktionen gegen die Beschneidung junger Mädchen in Afrika, wie Amnesty International oder die Lobbykampagnen von ONE gegen extreme Armut und vermeidbare Krankheiten.

Botschafterin für Kinderrechte

Seit vergangenem Herbst können sich alle Interessierten Katja Riemanns Handabdrücke anschauen: in der Bremer Lloyd-Passage, auch Mall of Fame genannt. Die 59-Jährige ruht sich auf ihrer Berühmtheit nicht aus. Sie arbeitet und engagiert sich weiter. So spielt sie in ihrem jüngsten Kinofilm „Fly“ eine Bewährungshelferin, die einer Einzelgängerin im Knast zur Resozialisierung ein Tanzprogramm schmackhaft macht. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Tänzer, aber Katja Riemann spielt ihre Rolle resolut aus – ganz wie sie in ihrem richtigen Leben als Unicef-Botschafterin Kinderrechte für nicht verhandelbar hält.