Warum frieren manche so schnell?
Das Kälteempfinden von Menschen ist sehr individuell: Während einige auch im Winter ohne Socken durch die Wohnung laufen, fröstelt es andere sogar unter einer Wolldecke. Wie schnell jemand anfängt zu frieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Welche Umstände unser Kälteempfinden beeinflussen und was jeder Mensch selbst tun kann, um weniger schnell zu frieren - das erfahren Sie hier.
Woher kommt das Kälteempfinden?
Frieren schützt vor einer Unterkühlung des Körpers und ist damit überlebenswichtig. „Die Kälterezeptoren in der Haut erfassen bereits eine geringe Absenkung der Umgebungstemperatur“, erläutert Carsten Sellmer, Gesundheitsexperte der IDEAL Versicherung. „Diese Information geben sie an das zentrale Nervensystem weiter. Anschließend gelangt sie über das Rückenmark ins Gehirn und den Hypothalamus.“ Dort findet die Regulation der Körperkerntemperatur statt. Schicken die Rezeptoren vermehrt Signale, sendet der Hypothalamus bestimmte Befehle, die dafür sorgen, dass sich die Kerntemperatur erhöht: Es kommt zu einer Konzentration des Blutstroms auf die Körpermitte und auf das Gehirn. Weitere Signale des Körpers sind Muskelzittern zur Wärmeproduktion, „Gänsehaut“ zum Verschließen der Hautporen und eine Verengung der Blutgefäße. „Da die Anzahl und Verteilung der Kälterezeptoren genetisch bedingt und deshalb bei jedem Menschen individuell ist, ist auch das Kälteempfinden unterschiedlich stark ausgeprägt“, erklärt Sellmer.
Frieren Frauen und schlanke Menschen wirklich schneller?
Auch wer wenig Körperfett hat, neigt schneller zum Frieren, da der Körper dann schlechter isoliert ist. Entscheidender ist jedoch die Muskelmasse: Mehr Muskelmasse erhöht die Energieverbrennung und steigert so die Wärmeproduktion. Während der Muskelanteil bei Männern altersabhängig ungefähr 40 bis 50 Prozent ausmacht, gelten bei Frauen rund 30 bis knapp 40 Prozent als normal. Männer haben noch einen weiteren Vorteil: Ihre Haut ist um bis zu fünfzehn Prozent dicker als die von Frauen. Bei einer kältebedingten Verengung der Gefäße wird dünnere Haut schlechter durchblutet, wodurch die Oberhaut schneller an Wärme verliert. Damit der Fötus bei einer Schwangerschaft nicht gefährdet ist, verlagert sich der Blutstrom von Frauen bei Kältewahrnehmung zudem schneller ins Körperzentrum. Die Folge: kalte Hände und Füße.
Weitere Faktoren, die das Frieren begünstigen
Besonders leicht frieren darüber hinaus ältere Menschen. Sie haben weniger Muskeln, dünnere Haut sowie einen geringeren Grundumsatz. Bei Kindern stehen Körperoberfläche und -volumen in einem anderen Verhältnis als bei Erwachsenen, weshalb auch sie eher frösteln. Ein niedriger Blutdruck kann ebenfalls dazu führen, dass Betroffene mehr unter kühlen Temperaturen leiden. „Friert jemand stärker als andere, kann außerdem eine Erkrankung dahinterstecken“, sagt Carsten Sellmer. Neben grippalen Infekten in Verbindung mit Fieber kann beispielsweise auch Eisenmangel, eine Schilddrüsenunterfunktion oder Magersucht die Ursache sein. Wer vor allem an bestimmten Stellen friert, leidet womöglich an einer Durchblutungsstörung, wie sie etwa bei Arteriosklerose oder Diabetes auftreten kann.
Aktiv gegen die Kälte
Was tun, wenn einem die Kälte dauerhaft zusetzt? „Bewegung hilft dabei, den Körper aufzuwärmen, weil die Muskeln mehr Abwärme freisetzen“, so der Gesundheitsexperte. „Zudem profitieren kälteempfindliche Menschen durch den erhöhten Grundumsatz auch dann von mehr Muskeln, wenn sie gerade keinen Sport treiben.“ Abhärtung funktioniert ebenfalls bis zu einem gewissen Grad: Bei regelmäßigen Aufenthalten im Freien, Wechselduschen oder Saunagängen passen sich die Gefäße schneller an neue Temperaturen an. Darüber hinaus rät Sellmer: Kleidung im Zwiebellook tragen, Heißgetränke wie Ingwertee trinken sowie ausreichend und gesund essen, gerne auch scharf gewürzt. Außerdem sollten Frostbeulen auf genug Schlaf achten und Stress vermeiden. Denn bei Übermüdung und Stress schüttet der Körper vermehrt Adrenalin aus und schaltet auf Sparflamme, was sich auf die Körperkerntemperatur auswirkt. Auch Alkohol ist ungünstig: Obwohl er die Gefäße erweitert und die Rezeptoren daraufhin ein Wärmesignal ans Gehirn schicken, geht dem Körper tatsächlich mehr Wärme verloren.