75-Jährige fit wie nie

Ein fittes und aktives Seniorenpaar ist auf Mountain-Bikes unterwegs.

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Das Alter wird jünger: Die 75-Jährigen von heute sind geistig deutlich fitter und glücklicher als Menschen, die vor 20 Jahren 75 waren.

Gute Nachrichten für alle, die sich übers Älterwerden Gedanken machen: Mentale Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden bleiben heute länger erhalten als noch vor 20 Jahren. Das Alter wird jünger – die 75-Jährigen von 2015 sind im Durchschnitt geistig erheblich fitter als die 75-Jährigen von 1995. Das zeigt eine gemeinsame Studie mehrerer Berliner Forschungseinrichtungen, darunter die Humboldt-Universität und die Charité Universitätsmedizin sowie das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Höheres Wohlbefinden

Zugleich zeichnet sich die Generation der heute 75-Jährigen durch höheres Wohlbefinden aus und ist insgesamt zufriedener mit ihrem Leben. „Die Zugewinne, die wir an kognitiver Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden in Berlin gemessen haben, sind beträchtlich und von großer Bedeutung für die Lebensqualität im Alter“, sagt Ulman Lindenberger, Direktor am Forschungsbereich „Entwicklungspsychologie“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Die Wissenschaftler führen die positive Entwicklung unter anderem auf das gestiegene Bildungsniveau zurück. Zum gesteigerten Wohlbefinden trügen zudem auch die bessere körperliche Fitness und die damit verbundene höhere Selbstständigkeit im Alter bei, vermuten die Forscher.

Höheres Fitnessniveau

Die Forscher nutzten die Daten von 708 über 60-jährigen Berlinern, die im Rahmen der „Berliner Altersstudie II“ auf ihre geistige Leistungsfähigkeit getestet und nach ihrem Wohlbefinden befragt wurden. Diese verglichen sie mit den Daten der Vorgängerstudie aus den frühen 1990er-Jahren und identifizierten 161 „statistische Zwillingspaare“, bestehend aus je einer Person desselben Geschlechts aus beiden Studien, die einander in Alter und Bildung möglichst ähnlich sind. Das Durchschnittsalter dieser Vergleichspaare lag bei 75 Jahren (die jüngste Person war 65 und die älteste 89 Jahre alt).

Es gibt allerdings auch einen Wermutstropfen: Das hohe Fitnessniveau lässt sich nicht ewig halten. „Wir rechnen damit, dass die beobachteten positiven Effekte auf die geistige Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden am Lebensende deutlich abnehmen“, berichtet Denis Gerstorf, Professor für Entwicklungspsychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach einem Zuwachs an guten Lebensjahren sei nach wie vor mit einem schnellen und deutlichen Nachlassen der Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens am Lebensende zu rechnen. Für diese Einschätzung sprechen aktuelle Studien von Gerstorf und Kollegen, die die letzten Lebensjahre älterer Menschen in den Blick nehmen.