Hilfe beim Karpaltunnelsyndrom

Karpaltunnelsyndrom am Arbeitsplatz

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Fühlt sich Ihre Hand öfter an, als ob sie eingeschlafen sei? Daran könnte ein eingeklemmter Nerv im Handgelenkstunnel schuld sein – er verursacht Schmerzen und macht das Zupacken immer schwerer.

Etwa jeder zehnte Erwachsene kennt solche Beschwerden, die etwa nach längerem Telefonieren, Fahrradfahren oder anderen gleichbleibenden Belastungen auftreten. Wie eine Röhre verbindet der Karpaltunnel den Unterarm mit der Handinnenseite. Durch diesen Handgelenks-Tunnel verlaufen sowohl Beuge-Sehnen und Blutgefäße als auch der wichtige Mittelhand-Nerv (Medianus-Nerv). Wenn es ihm im Karpaltunnel zu eng wird, macht er Ärger und kann bei anhaltendem Druck dauerhaften Schaden nehmen. Anfangs treten die Missempfindungen nur nachts oder nach körperlicher Belastung auf, wenn die Hand stark gebeugt oder überstreckt ist  – meist zuerst an der Arbeitshand, schließlich aber auch oft an beiden Händen.

Nerv unter Druck

Zunächst kribbelt es nur in Mittel- und Zeigefinger, dann auch im Daumen, und die ganze Hand wird taub und kraftlos. Mit der Zeit kann es auch tagsüber ohne erkennbaren Anlass zu Beschwerden und Schmerzen kommen, die in den ganzen Arm bis in die Schulter ziehen können. Das Ausschütteln und Reiben der Hand hilft dann oft nicht mehr, denn hinter den Beschwerden steckt nicht, wie viele glauben, eine Durchblutungsstörung, sondern ein eingeklemmter Nerv. Wenn nichts unternommen wird, nimmt nicht nur der Medianus-Nerv Schaden. Allmählich bildet sich auch die Muskulatur des Daumenballens zurück und bildet eine Delle. Selbst einfachste Handgriffe wie das Öffnen einer Flasche oder Brotschneiden werden dann zum Problem.

Beschwerden abklären lassen

Viele Betroffene nehmen die Missempfindungen anfangs nicht ernst oder versuchen die häufig „eingeschlafene Hand“ selbst zu behandeln. Doch bei wiederholten Beschwerden sollte sich ein erfahrener Orthopäde die Hand anschauen, um eine dauerhafte Schädigung des Nervs zu vermeiden. Denn hinter den typischen Beschwerden kann sich auch ein Bandscheibenschaden im Halswirbelbereich oder eine andere Erkrankung verbergen. Erhärtet sich der Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom, kann der Orthopäde an den Neurologen überweisen. Dieser führt verschiedene Tests an Hand und Arm durch und überprüft mithilfe elektrischer Reize die Nervenleitgeschwindigkeit.

Behandlung abhängig vom Stadium

Bei nur gelegentlichen nächtlichen Beschwerden ist keine Behandlung notwendig. Tauchen sie jedoch regelmäßig nachts über längere Zeit auf oder kommt es zu anhaltenden Gefühlsstörungen, kann zunächst die nächtliche Ruhigstellung des Handgelenks mit einer speziellen Schiene für Besserung sorgen. Als Alternative zu den herkömmlichen Nachtschienen gibt es auch Schienen, die den Druck auf den Median-Nerv verringern, indem sie die Karpaltunnelöffnung dehnen. In bestimmten Fällen hilft auch eine kurzzeitige Kortisontherapie – am besten per Injektion. Wenn starke nächtliche Schmerzen und Taubheitsgefühle anhalten, kann nur noch ein spezialisierter Handchirurg bleibenden Schaden verhindern. Bei dem Eingriff spaltet bzw. durchtrennt der Chirurg ein Gewebeband, das „Dach“ über dem Karpaltunnel. Für die Handfunktion wird es nicht benötigt, und der eingeklemmte Nerv bekommt dadurch mehr Raum. Zur Auswahl stehen entweder eine offene oder eine endoskopische (Schlüsselloch-)Operation. Beide werden in der Regel ambulant durchgeführt.