Verordnete Medikamente: hoher Beratungsbedarf

Eine Aptohekerin berät eine ältere Dame zu ihren Medikamenten.

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Bei jedem dritten vom Arzt verordneten Medikament besteht – unabhängig vom Wirkstoff – allein wegen der speziellen Darreichungsform ein besonderer Beratungsbedarf.

Es kommt nicht nur auf den Inhalt an: „Viele Medikamente sind komplizierter anzuwenden als allgemein angenommen. Eine Tablette unzerkaut zu schlucken ist vergleichsweise einfach. Schwieriger ist es, sich selbst Insulin zu spritzen oder mit einem Pulverinhalator richtig zu inhalieren“, sagt Dr. Andreas Kiefer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI). Aus den Rezeptdaten der gesetzlich Versicherten ermittelte das DAPI fürs Jahr 2014: Aufgrund seiner speziellen Darreichungsform war jedes dritte verordnete Arzneimittel besonders beratungsbedürftig.

Lassen Sie sich die richtige Anwendung erklären

Wenn Patienten ein Medikament falsch anwenden, bemerken sie das selbst in den meisten Fällen nicht. Fehlanwendungen können aber die Wirksamkeit eines Präparats verändern oder zu unerwünschten Wirkungen führen. Dr. Andreas Kiefer: „Jeder Patient sollte sich in der Apotheke die richtige Anwendung seiner Medikamente zeigen oder erklären lassen.“

Längst nicht alle Tabletten sind teilbar!

Ein hoher Beratungsbedarf besteht bezüglich der Teilbarkeit von Arzneimitteln. Zahlreiche Patienten teilen ihre Tabletten vor der Einnahme – ohne zu wissen, dass dies bei vielen Medikamenten nicht vorgesehen ist und ihre Wirksamkeit beeinträchtigt. Auf Platz zwei und drei der beratungsbedürftigen Darreichungsformen folgen Medikamente zur Injektion bzw. Infusion und Medikamente zur Inhalation. Eine korrekte Anwendung ist außerdem bei Medikamenten zur Anwendung am Auge, in der Nase, in der Vagina oder im After ganz entscheidend – Patienten sollten sich in diesen Fällen immer in der Apotheke beraten lassen.

Apotheker erklären auch die Zubereitung von Medikamenten wie Trockensäften oder beraten zur korrekten Einnahme von festen Darreichungsformen, die nicht einfach geschluckt werden können. Ein Beispiel für solche Arzneiformen sind Buccaltabletten, die sich langsam in der Mundhöhle auflösen sollen.