Immer mehr Kinder mit Depressionen

Trauriges Kind mit gegestreiftem Shirt hat den Kopf auf den Arm gelegt.

© slavomir pancevac – Fotolia.com

Auch Jugendliche und sogar schon Kinder erkranken immer häufiger an einer Depression. Diese Entwicklung bereitet Kinder- und Jugendpsychiatern große Sorgen.

Wenn ein Kind längere Zeit traurig ist und sich zurückzieht, sollten Eltern, Lehrer und Freunde dieses Warnsignal unbedingt ernst nehmen. Auch grundlose Bauchschmerzen, große Müdigkeit sowie unvermittelte oder überzogene Aggressionen können auf eine Depression hindeuten. Fachärzte stellen derzeit bei zwei bis vier Prozent der Kinder im Grundschulalter eine depressive Episode von mehreren Wochen oder Monaten fest. Bei den Jugendlichen sind schon 14 Prozent betroffen, das sind fast so viele wie bei Erwachsenen.

Mobbing ist Mode

Die Volkskrankheit Depression trifft immer öfter auch Kinder und Jugendliche, die Zahl entsprechender Diagnosen ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Wesentliche Gründe dafür, so die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, seien schulische Überforderung und zunehmendes Mobbing in der Schule oder sozialen Netzwerken. Fast jeder dritte Schüler ist damit konfrontiert, doch die Hälfte der Betroffenen spricht nicht darüber und schämt sich für sein „Versagen“.

„Stress durch Belästigung und Beschimpfung ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für Depressionen“, warnt Prof. Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität München. Hinzu komme die exzessive Nutzung des Internets und damit ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus. „Durch veränderte Lebenswelten haben die Kinder auch weniger Möglichkeiten zu kompensieren – sie gehen viel weniger raus.“ Dabei seien gerade frische Luft, Licht und Bewegung die beste Therapie.

Risikofaktor Scheidung

Das Hauptrisiko für psychische Störungen ist ein frühes Trauma. „Am meisten betroffen sind Kinder, die frühe traumatische Erfahrungen hinter sich haben: sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlung“, sagt Schulte-Körne. Aber auch eine Trennung der Eltern erhöhe das Risiko. Laut Statistischem Bundesamt geht jede dritte Ehe binnen 25 Jahren auseinander. Fast die Hälfte der 2013 geschiedenen Ehepaare hatte Kinder unter 18 Jahren, rund 136.000 Kinder waren betroffen.

Eine Studie der Universität München ergab, dass Kinder bei Trennungen unter vielfältigen Faktoren leiden: Dem Streit der Eltern, dem Druck, sich mit einem Elternteil zu verbünden, der Umstellung auf neue Partner der Eltern – und unter finanziellen Belastungen. Denn oft können sie sich nach der Scheidung vieles von dem nicht mehr leisten, was ihre Freunde haben. Das bedeutet eine zusätzliche Kränkung.