Wenn das Herz aus dem Takt gerät
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und erhöht das Risiko für einen Schlaganfall. Schutz bieten Medikamente, die das Blut verdünnen – ihre Dosierung kann der Patient selbst managen.
Herzklopfen, Herzrasen, Herzstolpern – diese Symptome sind typisch für das so genannte Vorhofflimmern. Dabei gerät das Herz völlig aus dem Takt, unregelmäßig folgen seine Kontraktionen aufeinander, der Puls rast mit bis zu 160 Schlägen pro Minute. Oft treten zusätzlich weitere Beschwerden auf wie Angstgefühle, innere Unruhe, Schweißausbruch, Atemnot sowie eine deutlich eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Auch Brustschmerzen und Schwindelgefühle sind möglich.
Der Herz-Rhythmus ist gestört
Auslöser des Vorhofflimmerns ist eine Störung der elektrischen Erregung im Herzen. Gleichmäßige Stromimpulse sorgen im Normalfall für den regelmäßigen Herzschlag – sie veranlassen die Herzmuskelzellen, sich synchron zusammenzuziehen und so das Blut kräftig in die Adern zu pumpen. Vorhofflimmern entsteht durch diffuse Erregungen, die Herzkammern bekommen keine koordinierten elektrischen Impulse mehr. Damit gerät nicht nur der Rhythmus durcheinander, auch die Auswurfleistung des Herzens sinkt – der Patient fühlt sich körperlich erschöpft.
Wenn das Herz ins Stolpern gerät
Vorhofflimmern hat meistens eine Vorgeschichte. Bei 80 Prozent der Patienten entsteht es infolge einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Am häufigsten ist Bluthochdruck die Ursache, gefolgt von Arteriosklerose, Herzschwäche und Herzklappenerkrankungen. In der Regel tritt die Rhythmusstörung zunächst in Form eines akuten Anfalls auf: Das Vorhofflimmern beginnt ganz plötzlich und endet auch genauso unvermittelt – meistens innerhalb von 24 Stunden.
Wenn es wiederholt zu Anfällen kommt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Zeit bis zum nächsten Vorhofflimmern sich allmählich immer mehr verkürzt. Schließlich springt das Herz unter Umständen gar nicht mehr in seinen normalen Rhythmus zurück. Wer Herzstolpern bemerkt, sollte deshalb so bald wie möglich den Arzt aufsuchen.
Gefahr durch Blutgerinnsel
Zwar ist Vorhofflimmern selbst nicht direkt lebensbedrohlich. Dennoch besteht Gefahr: Vor allem bei über 60-jährigen Patienten steigt das Schlaganfallrisiko. Da sich die Herzvorhöfe durch das Flimmern nicht mehr regelmäßig zusammenziehen, kann sich jederzeit ein Blutgerinnsel bilden. Wird es vom Blutstrom mitgerissen, gelangt das Gerinnsel mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Gehirn. Falls der Blutpfropf dort ein Gefäß verstopft, können die grauen Zellen in der Umgebung nicht mehr mit Sauerstoff und Energie versorgt werden – es kommt zum Schlaganfall.
Im höheren Lebensalter ist Vorhofflimmern die häufigste Ursache für Schlaganfälle. Patienten mit einem erhöhten Risiko bekommen vom Arzt Medikamente verschrieben, die die Bildung von Blutgerinnseln verhindern sollen. Effektive Gerinnungshemmer sind die so genannten Vitamin-K-Antagonisten: Diese Wirkstoffe hemmen Vitamin K, einen entscheidenden Aktivator der Blutgerinnung.
Gerinnungs-Management senkt das Risiko
Die medikamentöse Therapie verfolgt das Ziel, den Gerinnungswert des Blutes in einem bestimmten Bereich zu halten. Das Blut darf nicht zu schnell gerinnen, damit es möglichst nicht verklumpt – es darf aber auch nicht zu spät gerinnen, weil sonst schon kleinere Verletzungen zu starken Blutungen führen könnten. Die Gerinnungsfähigkeit wird durch den INR-Wert gemessen. Bei Patienten mit Vorhofflimmern sollte er zwischen 2,0 und 3,0 liegen.
Üblicherweise findet die regelmäßige Kontrolle des INR-Wertes alle vier bis sechs Wochen in der Arztpraxis statt. Alternativ kann der Patient in einer speziellen Schulung lernen, seine Gerinnungswerte mit einem kleinen, mobilen Messgerät eigenhändig zu bestimmen – und entsprechend die Dosis seines Medikaments selbst anzupassen. Dieses Gerinnungs-Selbstmanagement bietet die Möglichkeit, Schwankungen des INR-Wertes schneller zu erkennen. Damit sinkt die Gefahr, dass es zu Komplikationen kommt: Mithilfe des Gerinnungs-Selbstmanagements lässt sich das Schlaganfallrisiko erheblich verringern. Wenn es vom Arzt verschrieben wird, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel die Kosten. In einem Schulungszentrum lernt der Patient alles über die Therapie und das Messverfahren. Mit dem abschließenden Schulungszertifikat bekommt er dann in der Apotheke sein Gerät.