Nach Chemo fällt das Denken schwerer

Viele Brustkrebspatientinnen, die eine Chemotherapie hinter sich gebracht haben, berichten von Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen. Kanadische Wissenschaftler haben das Phänomen untersucht.

Eine Frau sitzt einer Ärztin gegeüber und versucht einen Gedanken zu fassen.

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Zu den kognitiven Symptomen, über die Brustkrebspatientinnen nach einer Chemo häufig klagen und die über lange Zeit anhalten können, zählen Vergesslichkeit, Probleme beim Planen und Organisieren sowie Konzentrationsstörungen. 17 bis 75 Prozent aller Patientinnen sind von diesem so genannten „Chemobrain“ betroffen.

Widersprüchliche Datenlage

Weil die wissenschaftlicher Datenlage insgesamt aber widersprüchlich ist, hat eine kanadische Arbeitsgruppe um Julia Kam von der University of British Columbia in Vancouver versucht, dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Wie die „Ärzte Zeitung berichtet, testeten Kam und ihre Kollegen 19 Brustkrebspatientinnen, die auch drei Jahre nach einer Chemotherapie noch von kognitiven Problemen berichteten. Zum Vergleich wurden zwölf gesunde Kontrollpersonen auf ihre Fähigkeit untersucht, sich dauerhaft einer Aufgabe zu widmen.

Eine Stunde lang mussten die Frauen auf die Präsentation häufiger Reize hin jeweils eine Taste drücken oder den Tastendruck nach der Präsentation eines selten auftretenden Zielreizes unterlassen. Dabei wurden sie in unregelmäßigen Abständen zu ihrem Aufmerksamkeitsniveau befragt, gleichzeitig wurde ein EEG abgeleitet. Zuvor schrieben die Forscher außerdem noch ein Ruhe-EEG der Probandinnen.

Probleme auf mehreren Ebenen

Dabei zeigte sich, dass sich das Vermögen zur Daueraufmerksamkeit der Patientinnen auf mehreren Ebenen von jenem der gesunden Frauen unterschied. Sie waren öfter abgelenkt und ihre Neigung, die Gedanken wandern zu lassen, war größer. Außerdem variierten die Reaktionszeiten stärker, ihre Trefferrate war geringer. Unterschiede gab es auch im Ruhe-EEK, das bei den Chemo-Patientinnen eine höhere neuronale Aktivität spiegelte.

Den kanadischen Forschern wäre es damit gelungen, die Empfindungen der Patientinnen mit einem objektiven, im Labor reproduzierbaren Maß zu versehen.