Auch Obst kann Migräneauslöser sein

Obst kann ein Migräneauslöser sein
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Die meisten Menschen mit Migräne wissen, dass bestimmte Lebensmittel die Kopfschmerzattacken hervorrufen können. Sie meiden daher insbesondere Wein, Käse und Schokolade. Doch neben diesen bekannten Verdächtigen können auch einzelne Obstsorten zum Migräneauslöser werden - wie vor allem die Wassermelone.

Bestimmte Speisen und Getränke können als Migräneauslöser wirken, indem sie die Ausdehnung von Blutgefäßen sowie den Zuckerstoffwechsel im Gehirn beeinflussen. Während aber die oft als Migräneauslöser genannten Lebensmittel Wein, Bier (oder andere alkoholische Getränke), fermentierter Käse, Schokolade und Süßstoffe schon in zahlreichen Studien untersucht wurden, gab es bislang kaum Erkenntnisse zum Migräne-Potenzial von Obst und Gemüse. Deshalb wollte ein Team aus brasilianischen Neurologen, Pharmazeuten und Ernährungswissenschaftlern Genaueres darüber erfahren.

Die Forscher befragten 3.935 Menschen mit Migräne und 1.163 Menschen mit Spannungskopfschmerzen, ob pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Getreide, Gemüse und Obst bei ihnen Kopfschmerzen auslösen. Die Nahrungsmittel wurden dann als Migräneauslöser charakterisiert, wenn nach einmaligem Verzehr innerhalb weniger Stunden Kopfschmerzen auftraten. Insgesamt 40,3 Prozent der Migränepatient*innen gaben an, dass pflanzliche Lebensmittel bei ihnen schon Kopfschmerzen ausgelöst hätten, während dies bei den Teilnehmer*innen mit Spannungskopfschmerzen nie der Fall war. Die Migräneattacken setzten in der Regel schnell ein: bei rund der Hälfte der Betroffenen innerhalb einer Stunde nach dem Verzehr.

Migräneauslöser Nummer eins bei Obst: die Wassermelone

Auch wenn sich die Essgewohnheiten in Brasilien und Deutschland unterscheiden - und damit auch die Auswahl der konsumierten Früchte - fällt eines auf: Mit knapp 30 Prozent wurde die Wassermelone am häufigsten als Migräneauslöser genannt. Deutlich dahinter folgen Passionsfrucht (4 Prozent) und Orange (2 Prozent) sowie Ananas, Weintraube, Banane, Gurke, Acerola und Papaya (alle deutlich unter 2 Prozent).

Insgesamt waren Früchte mit saurem Geschmack für über acht Prozent der Kopfschmerzattacken bei Menschen mit Migräne verantwortlich. Ein entsprechend hoher Prozentsatz wurde auch in früheren Untersuchungen schon beobachtet. Die Studienautoren gehen davon aus, dass die Kopfschmerzen durch bestimmte Bestandteile in den Lebensmitteln ausgelöst werden, da diese sogenannten Amine bei der Migräneentstehung eine Rolle spielen.

Warum gerade die Wassermelone?

Welche Erklärung gibt es für das hohe Migräne-Potenzial der Wassermelone? Immerhin besteht diese Frucht im essbaren Teil zu 91 Prozent aus Wasser. Der Rest sind Kohlenhydrate, Proteine, Fette und Ballaststoffe. Hinzu kommen noch Vitamine, verschiedene Mineralstoffe, bioaktive Verbindungen (Carotinoide und Polyphenole) - und das Citrullin. Dieser Eiweißbaustein kommt in der Wassermelone in besonders hoher Konzentration vor.

Citrullin wird im Körper in eine Stickoxid-Vorstufe umgewandelt, die zu einer Gefäßerweiterung der Hirnarterien führen kann und für Migräneanfälle verantwortlich gemacht wird. Dieser Wirkmechanismus wäre eine Erklärung für die häufig geschilderten Migräneanfälle nach dem Genuss von Wassermelonen. Allerdings gehen die Forscher davon aus, „dass bei den meisten Migräneanfällen mehr als ein pflanzliches Nahrungsmittel als Auslöser in Frage kommt.“

Tipps für den Alltag

Wer zu Migräne neigt, sollte beim Verzehr von Wassermelonen oder sauren Früchten auf mögliche Reaktionen achten und diese gegebenenfalls in einem Kopfschmerztagebuch notieren. Da Migräneauslöser individuell sehr verschieden sind, empfiehlt es sich nicht, bestimmte Obstsorten pauschal zu meiden. Die Auswahl sollte nach persönlicher Erfahrung und immer auch unter Vorbehalt erfolgen. Denn verschiedene Untersuchungen zeigen, dass es bei der Suche nach möglichen Migräneauslösern sowohl zu Erinnerungsfehlern kommen kann als auch zur sogenannten Assoziations-Kausalitäts-Täuschung: also zu falschen Schlussfolgerungen darüber, welche Faktoren letztlich für die Kopfschmerzattacke verantwortlich sind.

Kommt es trotz aller Vorsorge zum Migräneanfall, geht es oft nicht ohne ein wirksames Akutschmerzmittel. Als gut und schnell wirksam gilt zum Beispiel eine Kombination aus Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol und Coffein. ASS und Paracetamol können sich gegenseitig verstärken, und Coffein kann erfahrungsgemäß die Wirkung beschleunigen.