Was stärkt die seelische Gesundheit?
Zuversichtlich bleiben und eine positive Lebenseinstellung behalten – das fällt vielen Menschen angesichts globaler Krisen schwer. Besonders alarmierend: Bereits Kinder und Jugendliche leiden unter psychischen Belastungen. Wer geeignete Strategien und Präventionsangebote kennt, kann auch in stressigen Zeiten die seelische Gesundheit stärken.
Stress gehört zum Leben. Kritisch wird es, wenn Beschwerden anhalten und den Alltag spürbar beeinträchtigen. Ständiger Druck, Reizüberflutung und Daueranspannung führen dazu, dass sich selbst kleine Herausforderungen plötzlich riesig anfühlen und die seelische Gesundheit gefährdet ist. Warnsignale können etwa anhaltende Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder ein zunehmender sozialer Rückzug sein. Eine über Wochen gedrückte Stimmung, Gefühle der Ausweglosigkeit, Phasen starker Angst oder ständiger Gereiztheit können sogar darauf hindeuten, dass sich eine Depression entwickelt. Spätestens dann sollten Betroffene professionelle Unterstützung suchen.
Die seelische Gesundheit entscheidet darüber, ob Lernen, Arbeit, Familie und soziale Teilhabe gelingen. Gleichzeitig bleiben psychische Belastungen oft zu lange privat – aus Scham, Unsicherheit oder weil man „nicht zur Last fallen“ möchte. Genau hier braucht es Aufklärung: Was ist noch normaler Stress, wo beginnt die Überlastung, und wann wird aus Stress eine Krankheit? Die jährlich bundesweit im Oktober stattfindende Woche der Seelischen Gesundheit stand 2025 unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft“. Die Aktionswoche mit zahlreichen Beratungs- und Hilfsangeboten rückt ein Thema in den Vordergrund, das im Alltag häufig unterschätzt wird: Wenn Sorgen lauter werden als Zuversicht, braucht es Strategien, um mental stabil zu bleiben.
Es fehlt an Wissen
So wird Im „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz Deutschland“ die Stärkung der psychischen Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung als wichtiges Ziel hervorgehoben. Angesichts der hohen Häufigkeit psychischer Erkrankungen – insbesondere bei jungen Erwachsenen – scheint das dringend geboten. Zumal die Menschen aktuell noch zu wenig über das Thema wissen, wie Prof. Kai Kolpatzik und Kolleg*innen in einer Untersuchung herausfanden: Fast 9 von 10 Menschen (86,1 %) aus der Allgemeinbevölkerung zeigen danach eine geringe Kompetenz in Sachen seelische Gesundheit.
„Häufig erscheint es den Teilnehmer*innen schwierig zu beurteilen, wie glaubwürdig Informationen über die psychische Gesundheit in den Medien sind und wann eine professionelle Einschätzung oder Unterstützung für die Bewältigung eines psychischen Problems nötig wäre“, sagt Kolpatzik zu seiner Studie. Wichtig sei es daher, fundiertes und verständliches Wissen über seelische Krankheiten, das diesbezügliche Hilfesystem und Anlaufstellen für eine erste Beratung zu vermitteln. Zudem komme es darauf an, so Kolpatzik weiter, stigmatisierende Einstellungen in der Bevölkerung gegenüber entsprechenden Krankheitsbildern und betroffenen Personen abzubauen.
Ängste mindern die Lebensqualität
Bei der Woche der seelischen Gesundheit 2025 standen die Bedürfnisse psychisch belasteter junger Menschen besonders im Mittelpunkt. Laut einer Studie des Universitätsklinikums Eppendorf in Hamburg beeinflussen vor allem Ängste die Lebensqualität der jüngeren Generation. Konflikte in der Familie, Erwartungsdruck durch Social Media oder gesellschaftliche Ansprüche, denen sie gerecht werden wollen – das alles kann bei Heranwachsenden zu Ängsten führen. Wichtig für junge Menschen ist das Bewusstsein dafür, in einer Krise nicht alleine zu sein und zu wissen: Ich bekomme Hilfe, es gibt Personen, an die ich mich wenden kann.
Einen Fokus auf junge Menschen legt zum Beispiel die Digitale Selbsthilfekontaktstelle DISEKO des Vereins Jungagiert e.V. Die Webseite bietet eine Selbsthilfedatenbank und ein Netzwerk zum Austausch über Probleme, Hilfen und Lösungen. Eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung psychischer Belastungen spielen Kitas und Schulen. Dort können alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden, unabhängig von der sozialen Herkunft. Deshalb ist es wichtig, in Schulen Angebote zu platzieren, die nicht nur über die Themen mentale Stärke und seelische Gesundheit informieren, sondern konkret auf Unterstützungsangebote hinweisen.
Die seelische Gesundheit aktiv stärken
Schon ein paar Veränderungen im Alltag können die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) in schwierigen Lebenssituationen erhöhen:
- Ein aktiver Alltag steigert das allgemeine Wohlbefinden. Dabei zählt jeder Schritt: Fahren Sie öfter Fahrrad, nehmen Sie die Treppe statt den Fahrstuhl. Suchen Sie sich eine Sportart, die Ihnen Spaß macht.
- Ein erholsamer Schlaf hebt die Stimmung. Achten Sie auf bestmögliche Schlafhygiene.
- Versuchen Sie, belastenden Stress abzubauen. Entspannungsverfahren können Ihnen helfen, öfter zur Ruhe zu kommen.
- Durch mehr Achtsamkeit nehmen Sie Ihre mentale Verfassung bewusster wahr.
- Pflegen Sie Ihre Freundschaften. Ein gutes soziales Umfeld ist eine wichtige Basis für die seelische Gesundheit.
Einen Beitrag zur Stärkung der persönlichen Resilienz möchte unter anderem die neue Aufklärungsaktion „Mental stark beginnt leise“ leisten. Auf ihrer Website finden Interessierte leicht verständliche Informationen zum Thema mentale Gesundheit, den validierten Selbsttest "Wie merke ich, dass die Psyche leidet?" sowie Expert*innen-Interviews.
Buchtipp: Mutmachgeschichten für Kinder
Zunehmend leiden heute auch schon Kinder unter seelischen Belastungen. Ihre mentale Stärkung sollte deshalb möglichst früh beginnen - durch aktive Zuwendung, etwa das regelmäßige Vorlesen geeigneter Kinderbücher. Ein Vorlesebuch zum Thema Mut, Gefühle und Selbstvertrauen ist zum Beispiel "Dein Glücksstern Adda". Von Astrid Barquero Martin, ISBN-13: 979-8267653930
