Was hilft bei Bauchbeschwerden?

Bauchbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung, Durchfall sowie Krämpfe und Schmerzen plagen viele Menschen. Häufigste Ursache sind funktionelle Störungen – etwa durch Ernährungsfehler oder Nahrungsmittel-Intoleranzen. Nicht selten stecken aber auch seelische Belastungen und Stress dahinter. Bei anhaltenden Problemen empfiehlt es sich, ärztlichen Rat einzuholen.
Eine gesunde Verdauung spürt man nicht: Sie arbeitet reibungslos, unbemerkt, selbstregulierend, geräuscharm und vor allem schmerzfrei. Dieser Idealfall ist aber leider nicht der Regelfall – Bauchbeschwerden aufgrund einer funktionellen Verdauungsstörung gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Bereich von Magen und Darm. Rund ein Drittel der Deutschen leidet unter wiederkehrenden Verdauungsstörungen: Etwa fünf bis elf Prozent der Menschen haben einen Reizmagen, zehn bis 20 Prozent leiden unter dem Reizdarmsyndrom.
Wegen der großen Vielfalt der Bauchbeschwerden, die einzeln, gehäuft oder im Wechsel auftreten können, kann es lange dauern, bis eine genaue Diagnose gestellt wird. Betroffene sollten daher möglichst bald ärztlichen Rat suchen, um eine ausgedehnte Leidenszeit zu vermeiden. "Zuhören ist für mich das A und O, wenn jemand zum ersten Mal zu mir kommt", sagt Prof. Dr. med. Martin Storr. "Denn die meisten Patienten plagen viele unterschiedliche Beschwerden. Daher nehme ich mir viel Zeit, um die Symptome genauer zu erfassen, fühle mich auch in die persönlichen Lebensumstände, in psychische Probleme sowie eventuelle familiäre Vorbelastungen ein", so der Facharzt für Gastroenterologie am Internistenzentrum Gauting.
Bei Bauchbeschwerden zuerst das Leitsymptom behandeln
Nach dem ausführlichen Gespräch folge das Abtasten der Bauchregion, erklärt Martin Storr. Zur Basisdiagnostik gehöre außerdem ein Blutbild, um entscheiden zu können, ob eine rein symptomorientierte Therapie ausreicht – oder ob weitere Diagnostik vonnöten ist. "Ein Ultraschall ist ergänzend sinnvoll, um z. B. Gallensteine auszuschließen. Wenn mein Patient vor allem über Magenschmerzen, starkes Sodbrennen oder unklares Druckgefühl im Oberbauch klagt, veranlasse ich eine Magenspiegelung", ergänzt Storr. "Ist das Hauptsymptom der Blähbauch, lohnt es sich, Intoleranzen oder Unverträglichkeiten abzuklären, etabliert sind hierzu Atemtestungen. Bei Diarrhö kann eine Stuhlprobe Hinweise auf mögliche Auslöser geben."
Die Therapie von Bauchbeschwerden orientiere sich dann an den Ergebnissen der ausführlichen Anamnese und Diagnostik. Sie ziele zunächst auf das Leitsymptom ab, betont der Experte: "Was belastet die Patientin/den Patienten am stärksten und vor allem, was will sie/er? Manche wünschen sich unbedingt chemische Arzneimittel, andere bevorzugen Phytotherapeutika." Pflanzliche Arzneimittel wie zum Beispiel Pfefferminzöl und Kümmelöl zeigten gerade bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden gute Ergebnisse, erklärt Prof. Storr: "Sie werden in den Leitlinien auch erstrangig genannt."
Verdauung fängt beim Kauen an!
Beim Begriff Verdauung denken viele als erstes an den Darm – und dann vielleicht noch an den Toilettengang. Dabei beginnt eine gute Verdauung schon im Mund. Der erste Schritt, damit es mit der Verdauung klappt: Kauen Sie gut! Denn damit nehmen Sie Ihrem Darm schon etwas Arbeit ab. Das Kauen erfüllt gleich zwei Funktionen: Die Nahrung wird zerkleinert und dabei mit Speichel vermengt. Der enthält Enzyme, die Kohlenhydrate schon aufspalten. Zudem macht Speichel den Nahrungsbrei gleitfähiger. Über die Speiseröhre flutscht der im besten Fall fast flüssige Brei weiter in den Magen. Die Salzsäure dort tötet unerwünschte Bakterien und Krankheitserreger ab. Der Pförtner am Übergang vom Magen in den Darm lässt dann immer nur so viel vorverdauten Brei durch, wie der Dünndarm verarbeiten kann.
Der Großteil der Verdauung erfolgt im Dünndarm. Hier steuert die Bauchspeicheldrüse wichtige Sekrete bei: Basische Säfte neutralisieren die Salzsäure, die mit dem Speisebrei aus dem Magen kommt. Zahlreiche Enzyme spalten die Nahrung weiter auf. Zusätzlich unterstützt Galle aus der Leber bei fettreichen Speisen den Verdauungsprozess. Vom Dünndarm geht es dann weiter in den Dickdarm. Hier lebt ein Großteil der Darmflora: Ihre Bakterien zersetzen letzte, noch unverdaute Nahrungsreste. Außerdem entzieht der Dickdarm dem Nahrungsbrei Flüssigkeit und fügt Schleim hinzu, damit er weich für die Ausscheidung wird.